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EUROPA/419: Großbritannien - Schüler reichen Petition zur Wiedervereinigung von Flüchtlingsfamilien ein (Pressenza)


Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin

Großbritannien: Schüler reichen Petition mit 75.000 Unterschriften zur Wiedervereinigung von Flüchtlingsfamilien ein

Von Amnesty International UK, 26. Februar 2020


Am 5. Februar fand eine Demonstration von Families Together in Westminster statt, um die Regierung dazu aufzufordern, Flüchtlingskinder mit deren Eltern wieder zu vereinen.

Aktivisten, Schüler der Oaklands Secondary School in London's Bethnal Green, junge Flüchtlinge des VOICES Netzwerks und der Abgeordnete Angus MacNeil hielten große bunte Buchstaben mit der Aufschrift "FAMILIES BELONG TOGETHER" (Familien gehören zusammen) hoch, bevor sie sich auf den Weg zum Innenministerium aufmachten, um eine Petition mit 75.000 Unterschriften einzureichen, die die Regierung dazu auffordert, die grausamen Regeln für die Familienzusammenführung von Flüchtlingen zu ändern, welche Kinder im Vereinigten Königreich an der Zusammenführung mit ihren Familien hindern. Aktivisten hielten zudem auch Plakate mit der Aufschrift "Families Together" (Familien zusammen) und "75,000 call on Government to act now" (75.000 rufen die Regierung dazu auf, jetzt zu handeln).

Das aktuelle britische Recht erlaubt es volljährigen Flüchtlingen, die ihr Leben im Land wiederaufbauen, ihre unmittelbaren Familienangehörigen zu sponsern, damit diese zu ihnen kommen können. Flüchtlingskindern wird dieses Recht jedoch verwehrt. Das Vereinigte Königreich ist eines der wenigen Länder in Europa, welches Flüchtlingskinder daran hindert, ihre Familienangehörigen zu sponsern, damit diese zu ihnen kommen können.

Letzten Monat erklärte die Regierung nach Änderungen zum Gesetz über die Austritt aus der Europäische Union: "Der Schutz gefährdeter Kinder wird auch nach dem Brexit unsere Priorität bleiben". Die Kampagne Families Together fordert die Regierung dazu auf, dafür zu sorgen, dass die Zusammenführung von Flüchtlingskindern mit deren Familien in Großbritannien in diese Priorität mit einbezogen wird.

Kerry Moscogiuri, Direktor der Kampagnen bei Amnesty International UK, sagte:

"Mehr als 75.000 Menschen im ganzen Land fordern eine Änderung der willkürlichen und schädlichen Regeln, die verhindern, dass Flüchtlingskinder mit ihren Angehörigen wieder zusammengeführt werden."

"Die neue Regierung hat erklärt, dass der Schutz gefährdeter Kinder auch nach dem Brexit deren Priorität bleiben wird - wir fordern sie dazu auf, dieses Versprechen einzuhalten, um weiteres unnötiges Leid für Flüchtlingskinder in Großbritannien zu verhindern."

"Heute setzten sich Schüler aus Bethnal Green für Flüchtlingskinder in Großbritannien ein, indem sie eine klare Botschaft an die Regierung sendeten, dass kein Kind daran gehindert werden sollte, seine Eltern und Geschwister zu sehen."

Maurice Wren, Geschäftsführer des Flüchtlingsrates, sagte:

"Die Zusammenführung von Flüchtlingskindern mit deren Familien zu verhindern verstößt nicht nur gegen das Völkerrecht, sondern zerstört auch das Leben vieler junger Menschen, die bereits durch Trauma, Isolation und Verlust destabilisiert sind."

"Es gibt einfach keinen guten Grund, Flüchtlingskindern eine solch schädliche Einschränkung aufzuerlegen, und es muss sofort aufhören. Mit der Unterstützung von Abgeordneten aller politischer Lager, den Menschen, die mit diesen Kindern arbeiten und einer unglaublichen öffentlichen Unterstützung, liegt der Druck nun auf dem Innenminister, den Flüchtlingskindern in Großbritannien Recht zu tun und sie mit ihren Familien wieder zu vereinen."

Die Rechtslage zum Familiennachzug von Flüchtlingen ist ein 'eklatanter Verstoß' gegen das Völkerrecht

Ein aktueller Bericht [1] von Amnesty International UK, dem Flüchtlingsrat und Save the Children UK offenbarte, wie die derzeitigen Regeln für die Familienzusammenführung - die die Zusammenführung von Flüchtlingskindern mit ihren Familien in Großbritannien de facto verhindern - in direktem Widerspruch zum nationalen Recht stehen und einen eklatanten Verstoß gegen das internationale Recht darstellen, der den Kindern in diesem Land irreversiblen Schaden zufügt.


Die Families Together Coalition

Die Families Together Coalition besteht aus über 50 Organisationen, darunter Amnesty International UK, das Britische Rote Kreuz, Islamic Relief, Oxfam, der Flüchtlingsrat und der UNHCR.

Die Koalition setzt sich dafür ein, dass:

- Flüchtlingskinder unter 25 ihre Eltern und Geschwister sponsern dürfen;

- Flüchtlinge ihre Eltern, Kinder unter 25 und deren Geschwister unter 25 sponsern dürfen;

- die Rechtsbeihilfe bei der Familienzusammenführung von Flüchtlingen wieder eingeführt wird.


Das VOICES Netzwerk

Unterstützt durch Trainingsprogramme arbeiten die VOICES-Botschafter zusammen, um über Themen zu sprechen, die Flüchtlinge und Asylsuchende betreffen. Sie tauschen ihre eigenen Erfahrungen aus, setzen sich für eine Änderung der Politik ein, nutzen die Medien, um Sichtweisen zu ändern und helfen dem Roten Kreuz, Hilfeleistungen durch Experten-Feedback zu verbessern.


Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Marietta Berkmann vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt.


Anmerkung:
[1] https://www.amnesty.org.uk/press-releases/uk-government-deliberately-and-destructively-preventing-child-refugees-reuniting


Der Text steht unter der Lizenz Creative Commons 4.0
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

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Quelle:
Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin
Reto Thumiger
E-Mail: redaktion.berlin@pressenza.com
Internet: www.pressenza.com/de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Februar 2020

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