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AKTION/728: Urgent Action - Guatemala - Morddrohungen gegen Zeugen


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-243/2011, AI-Index: AMR 34/008/2011, Datum: 11. August 2011 - mf

Guatemala
Morddrohungen gegen Zeugen


Herr FREDY PECCERELLI
Herr JOSÉ SAMUEL SUASNAVAR
Herr LEONEL ESTUARDO PAIZ
Herr OMAR BERTONI
sowie weitere ANGESTELLTE DER FUNDACIÓN DE ANTROPOLOGÍA FORENSE DE GUATEMALA

Vier Angestellte der Guatemaltekischen Stiftung für forensische Anthropologie (Fundación de Antropología Forense de Guatemala, FAFG) haben Morddrohungen erhalten. Die Drohungen erreichten sie einige Tage nach dem Ende eines aufsehenerregenden Prozesses, in dem ehemalige Armeeangehörige aufgrund eines Massakers im Jahr 1982 kollektiv zu 6050 Jahren Haft verurteilt wurden. Die Experten der FAFG hatten vor Gericht ausgesagt. Amnesty International ist um die Sicherheit dieser Zeugen besorgt.

Am 8. August erhielt der Vorsitzende der FAFG, Fredy Peccerelli, eine mit roter Tinte geschriebene Nachricht, die lautete: "Ihr Schweine. Ihr werdet uns jedes einzelne der 6050 Jahre langsam zurückzahlen, das unsere Leute nur euretwegen ertragen müssen. Wir werden euch nicht mehr nur beobachten, wir werden euch wie alle anderen fertig machen" ("Fundacion de Antropologia hijos de puta. Nos pagaran lentamente, cada uno de los 6050 años por ustedes los nuestros sufriran, ahora si no solo los vigilaremos los dejaremos como a los demas regados.") In der Nachricht wurde außerdem auf José Samuel Suasnavar, Leonel Estuardo Paiz und Omar Bertoni Bezug genommen. Sie sind die Forensiker bei der FAFG, die im Prozess Zeugenaussagen gemacht haben. Die Drohung gegen sie lautete: "Wenn ihr es am wenigsten erwartet, werdet ihr sterben. Ihr Revoluzzer, eure DNA wird euch nichts nützen. Erst werden eure Familien bezahlen, dann ihr" ("cuando menos sientan moriran. Revolucionarios. su ADN no servira de nada. Sus familias pagaran ustedes seguiran").


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Am 2. August verurteilte ein Gericht in der Stadt Guatemala drei ehemalige Soldaten und einen Offizier einer Elitearmee zu einer über 6000-jährigen Haftstrafe wegen ihrer Rolle bei einem Massaker im Jahr 1982. Das Massaker fand in der Stadt Dos Erres im Norden des Landes während des internen bewaffneten Konflikts statt. Die Kaibil-Einheit der Elitearmee marschierte am 5. Dezember 1982 in das Dorf Dos Erres im nördlichen Departemento Petén ein und tötete über drei Tage lang rund 250 Männer, Frauen und Kinder. Dann zerstörten sie die Stadt. Die Soldaten vergewaltigten viele Frauen und Mädchen und warfen zahlreiche DorfbewohnerInnen, auch Kinder, in den Dorfbrunnen. Die Forensiker der FAFG reichten auf Anforderung der Staatsanwaltschaft forensische, archäologische und genetische Tests zu diesem Fall ein. Siehe auch:
http://www.amnesty.org/en/for-media/press-releases/guatemalan-former-soldiers-sentenced-6060-years-massacre-2011-08-03.

Die Stiftung für forensische Anthropologie FAFG erhält bereits seit Februar 2002 zahlreiche Morddrohungen. Diese Vorfälle sind in "Uncovering the Truth - The Guatemalan Forensic Anthropology Foundation" dokumentiert. Siehe:
http://www.amnesty.org/en/library/info/AMR34/019/2008/en


EMPFOHLENE AKTIONEN

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE, E-MAILS ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

- Leiten Sie bitte unverzüglich umfassende und unparteiische Ermittlungen zu den Drohungen gegen die MitarbeiterInnen der FAFG ein, veröffentlichen Sie die Ergebnisse und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.

- Ich fordere Sie auf, in Absprache mit den FAFG-MitarbeiterInnen umgehend umfassende und angemessene Schutzmaßnahmen für die Angestellten einzuleiten.


APPELLE AN

GENERALSTAATSANWÄLTIN
Claudia Paz y Paz Bailey
Fiscal General de la República
Miniterio Público
15ª Avenida 15-16, Zona 1, Barrio Gerona
Ciudad de Guatemala
GUATEMALA
(korrekte Anrede: Dear Attorney General/ Estimada Sra. Fiscal General/ Sehr geehrte Frau Generalstaatsanwältin)
Fax: (00 502) 2411 9124

INNENMINISTER
Lic. Carlos Menocal
Ministro de Gobernación
6ª Avenida 13-71, Zona 1
Ciudad de Guatemala,
GUATEMALA
(korrekte Anrede: Dear Minister/ Estimado Sr. Ministro/ Sehr geehrter Herr Minister)
Fax: (00 502) 2413 8658


KOPIEN AN

STIFTUNG FÜR FORENSISCHE ANTHROPOLOGIE
Fundación de Antropología Forense de Guatemala
1a Calle, 1-53
Zona 2
Guatemala City
01002
GUATEMALA
E-Mail: fafg@fafg.org

BOTSCHAFT DER REPUBLIK GUATEMALA
S.E. Herr Carlos Jiménez Licona
Joachim-Karnatz-Allee 45-47, 2. OG.
10557 Berlin
Fax: 030-2064 3659
E-Mail: embaguate.alemania@t-online.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 22. September 2011 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY

- Call on the authorities to order an independent, thorough and impartial investigation into the threats made against FAFG staff, with the results made public and those responsible brought to justice.

- Urge them to take immediate steps to provide full and appropriate protection to FAFG and its staff members in accordance with their wishes.


*


Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-243/2011, AI-Index: AMR 34/008/2011, Datum: 11. August 2011 - mf
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin
Telefon: 030/42 02 48-306
Fax: 030/42 02 48 - 330
E-Mail: presse@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. August 2011