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AKTION/647: Urgent Action - Sudan - Studenten in Haft


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-123/2011, AI-Index: AFR 54/012/2011, Datum: 3. Mai 2011 - gs

Sudan
Studenten in Haft


Herr HABIEB YAHYA ABDELLAH
Herr ABDELRAZIQ MOHAMED OMAR
Herr SAEED ADAM ABDELRAHIM ABDELLAH
Herr MOHAMED ABDALLA (bekannt auch unter dem Namen MOHAMED ALI CLAY)
Herr SHAKIR ABDELRAHMAN ADAM

In Nyala, der Hauptstadt des sudanesischen Bundesstaates Süd-Darfur, sind am 20. Februar nach Protesten an der dortigen Universität rund 100 Personen festgenommen worden. Fünf von ihnen befinden sich nach wie vor in Haft und sind von Folter und Misshandlungen bedroht. Einer der Gefangenen leidet an einem akuten Magengeschwür.

Bei den fünf noch inhaftierten Personen handelt es sich um Studierende, die am 20. April nach Protesten an der Universität von Nyala festgenommen worden sind. Habieb Yahya Abdellah, Abdelraziq Mohamed Omar, Saeed Adam Abdelrahim Abdellah, Mohamed Abdalla (auch bekannt als Mohamed Ali Clay) werden im Korea-Gefängnis im Süden der Stadt Nyala festgehalten. Shakir Abdelrahman Adam wurde vom Nationalen Geheim- und Sicherheitsdienst in das militärische Hauptquartier von Süd-Darfur in Nyala verlegt. Er leidet an einem akuten Magengeschwür und war schon vor seiner Festnahme gesundheitlich angegriffen. Berichten zufolge ist er in Haft gefoltert worden.

Die Behörden haben Familien und Rechtsbeiständen bislang keinen Zugang zu den Inhaftierten gestattet. Die Studierenden sind weiterhinin Gefahr, Opfer von Folter oder anderen Formen grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung zu werden. Am 20. April nahmen Studierende und AktivistInnen an einer Demonstration an der Universität von Nyala teil. Sicherheitskräfte umstellten das Universitätsgebäude und nahmen rund 100 Personen in Haft. 55 der Festgenommenen wurden umgehend, weitere 40 Personen kurze Zeit später wieder freigelassen. Die Studierenden hatten gegen die schlechten Lebensbedingungen und die prekäre Sicherheitslage im Darfur demonstriert. Sie forderten darüber hinaus, dass Verantwortliche für Menschenrechtsverletzungen in der Region vor Gericht gestellt werden.

Ähnliche Proteste fanden auch an anderen Orten im Sudan statt. Dazu zählen Zalingei im West-Darfur, Wad Medani im Ostsudan und Khartum, die Hauptstadt Sudans, in der viele aus Darfur stammende Menschen leben. Berichten zufolge kam es bei den meisten Protesten zu Festnahmen. In Zalingei mussten Protestierende im Krankenhaus behandelt werden, da sie Berichten zufolge von der Polizei verletzt wurden.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Im Sudan kam es Ende Januar zu Demonstrationen, die sich bis in den April hinein fortsetzten. Die Protestwelle, die in Tunesien und Ägypten ihren Ursprung nahm, scheint die sudanesische Bevölkerung dazu ermutigt zu haben, ihre Unzufriedenheit mit der Regierung zum Ausdruck zu bringen sowie gegen die Arbeitslosigkeit und die Erhöhung von Lebensmittelpreisen zu demonstrieren. Die Proteste wurden oft von Studierenden angeführt.

Willkürliche Festnahmen und Inhaftierungen durch Sicherheitsbehörden wie zum Beispiel den nationalen Geheim- und Sicherheitsdienst sind im Darfur weitverbreitet. Amnesty International dokumentierte mehrere Fälle von Inhaftierungen über längere Zeiträume, ohne dass zuvor ein Gerichtsverfahren stattgefunden hatte. Inhaftierte sind häufig Folter, Misshandlungen und unfairen Gerichtsverfahren ausgesetzt. Nach UN-Schätzungen wurden als Folge des Darfur-Konflikts seit dem Jahr 2003 rund 300.000 Menschen getötet und mehr als 2,7 Millionen vertrieben. Der Konflikt ist seit jeher geprägt von Menschenrechtsverletzungen und Verstößen gegen das Völkerrecht, dazu zählen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.


EMPFOHLENE AKTIONEN

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

- Ich fordere Sie nachdrücklich auf sicherzustellen, dass Habieb Yahya Abdellah, Abdelraziq Mohamed Omar, Saeed Adam Abdelrahim Abdellah, Mohamed Abdalla (auch bekannt als Mohamed Ali Clay) und Ahakir Abdelrahman Adam umgehend Zugang zu ihren Familien, AnwältInnennnen und jeglicher benötigter medizinischer Behandlung erhalten.

- Lassen Sie die Inhaftierten frei, sofern sie nicht einer international als Straftat anerkannten Handlung angeklagt werden, und stellen Sie sicher, dass keiner von ihnen gefoltert oder misshandelt wird.

- Stellen Sie bitte sofort die Schikane und Einschüchterungsversuche gegen MenschenrechtsverteidigerInnen und JournalistInnen ein und respektieren Sie ihre Rechte auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit.


APPELLE AN

JUSTIZMINISTER
Mohammed Bushara Dousa
Ministry of Justice
PO Box 302
Al Nil Avenue, Khartoum
SUDAN
(korrekte Anrede: Your Excellency/Exzellenz)
Fax: (00 249) 183 764 168

GOUVERNEUR DES BUNDESSTAATES SÜD-DARFUR
Abdulhameed Musa Kasha
Wali, South Darfur State
Nyala, South Darfur
SUDAN
Fax: (00 249) 731 842 696


KOPIEN AN

INNENMINISTER
Ibrahim Mohamed Hamed
Ministry of Interior
PO Box 873
Khartoum
SUDAN

BOTSCHAFT DER REPUBLIK SUDAN
S. E. Herrn Baha Aldin Hanafi Mansour Waheesh
Kurfürstendamm 151
10709 Berlin
Fax: 030-8940 9693
E-Mail: poststelle@botschaftsudan.homepage.t-online.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 14. Mai 2011 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY

- Call on the authorities to immediately ensure that Habieb Yahya Abdellah, Abdelraziq Mohamed Omar, Saeed Adam Abdelrahim Abdellah, Mohamed Abdalla (also known as Mohamed Ali Clay), and Shakir Abdelrahman Adam, have access to their families, lawyers, and any medical treatment they might require;

- Call on the authorities to ensure that the five persons detained are not tortured or otherwise ill treated and that they are either charged with a recognizable criminal offense or released;

- Call on the Sudanese government to immediately stop the harassment and intimidation of activists in Sudan and to respect their right to freedom of expression and peaceful assembly.


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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-123/2011, AI-Index: AFR 54/012/2011, Datum: 3. Mai 2011 - gs
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin
Telefon: 030/42 02 48-306
Fax: 030/42 02 48 - 330
E-Mail: presse@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Mai 2011