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AKTION/1886: Briefe gegen das Vergessen, Februar 2018


www.amnesty.de/mitmachen/briefe-gegen-das-vergessen

Briefe gegen das Vergessen - Aktion des Monats Februar 2018

- China - Tashi Wangchuk
- Kolumbien - Friedensgemeinde San José de Apartadó
- Ägypten - Mahmoud Abu Zeid ("Shawkan")


Täglich werden Menschen weltweit festgenommen, bedroht, gefoltert, getötet. Weil sie ihre Meinung sagen, sich für die Menschenrechte in ihrem Land einsetzen oder mit friedlichen Mitteln ihre Regierung kritisieren. Gewaltlose politische Gefangene verschwinden oft für Jahre hinter Gittern - ohne faires Gerichtsverfahren und unter unterschiedlich schwierigen Haftbedingungen. Die Gefahr, dass sie vergessen werden, ist groß. Darum brauchen sie unseren Schutz, unsere Solidarität, unseren Einsatz!

Aus diesem Grund startet Amnesty International sogenannte "Briefe gegen das Vergessen". Sie geben den Gefangenen Hoffnung und zeigen den Verantwortlichen, dass die Gefangenen nicht in Vergessenheit geraten sind. Die "Briefe gegen das Vergessen" wirken durch ihre enorme Anzahl.

Wir brauchen Ihre Unterstützung. Gegen das Vergessen. Beteiligen Sie sich an den Briefen gegen das Vergessen!


CHINA

Tashi Wangchuk

Am 27. Januar 2018 jährte sich die Inhaftierung von Tashi Wangchuk zum zweiten Mal. Ihm wird "Aufhetzen zum Separatismus" vorgeworfen - eine Anklage, für die ihm bis zu 15 Jahre Haft drohen. Seine Gerichtsverhandlung am 4. Januar 2018 wurde nach vier Stunden vertagt, das Urteil und die Strafzumessung stehen noch aus. Tashi Wangchuk setzt sich dafür ein, dass die tibetische Sprache verstärkt in Schulen gelehrt wird, die in von Tibeter_innen bewohnten Gebieten liegen. Derzeit ist Mandarin die einzige Unterrichtssprache. In sozialen Medien drückte er seine Sorge darüber aus, dass die meisten tibetischen Kinder ihre Muttersprache nicht fließend sprechen können. Das wesentliche Beweismaterial gegen ihn beruht auf dem von der New York Times 2015 produzierten Dokumentarfilm "A Tibetan's Journey for Justice". Dieser erzählt die Geschichte von Tashi Wangchuks Reise nach Peking, wo er juristische Unterstützung für sein Vorhaben suchte, eine Klage gegen örtliche Beamt_innen einzureichen, weil die tibetische Sprache in den Schulen nicht gelehrt wird. Keine Kanzlei wollte sich der Klage annehmen und der staatlich finanzierte Fernsehsender CCTV lehnte Tashi Wangchuks Bitte ab, über die Situation zu berichten. Die Polizei benutzte das Filmmaterial als Beweis, dass er durch den Versuch, das internationale Ansehen der chinesischen Regierung und ihrer Politik gegenüber ethnischen Minderheiten in Misskredit zu bringen, absichtlich zum "Separatismus" aufgehetzt habe.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den leitenden Staatsanwalt und bitten Sie ihn, die Anklage gegen Tashi Wangchuk fallenzulassen, da er ein gewaltloser politischer Gefangener ist und sich nur deshalb in Haft befindet, weil er von seinem Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch gemacht hat.

Schreiben Sie in gutem Chinesisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Leitender Staatsanwalt der Volksstaatsanwaltschaft der Autonomen Tibetischen Präfektur in Yushu
Yushu Zangzu Zizhizhou Remin Jianchayuan
Minzhulu, Yushushi
Yushu Zangzu Zizhizhou
Qinghaisheng 815000
VOLKSREPUBLIK CHINA

(Anrede: Dear Procurator / Sehr geehrter Herr Staatsanwalt)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,90 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Volksrepublik China
S. E. Herrn Mingde Shi
Märkisches Ufer 54
10179 Berlin
Fax: 030 - 27 58 82 21
E-Mail: presse.botschaftchina@gmail.com und de@mofcom.gov.cn
(Standardbrief: 0,70 Euro)


KOLUMBIEN

Friedensgemeinde San José de Apartadó

Seit Ende 2016 nehmen in der Umgebung der Friedensgemeinde San José de Apartadó paramilitärische Aktivitäten zu. Die Bewohner_innen der Friedensgemeinde und andere Personen, die in dieser Gegend leben, sind zunehmend Übergriffen und Drohungen ausgesetzt. Auch die paramilitärische Gruppe Autodefensas Gaitanistas de Colombia (AGC) dringt seit Dezember 2017 weiter vor, um die Kontrolle über die Friedensgemeinde zu erlangen, und droht Gemeindesprecher_innen mit dem Tod. Gildardo Tuberquia, Mitglied des Internen Rates der Friedensgemeinde von San José de Apartadó, berichtete, er habe 2017 mindestens acht Morddrohungen erhalten, zuletzt am 30. November. Am 29. Dezember wurde der Rechtsbeistand der Gemeinde, German Graciano Posso, von fünf Paramilitärs angegriffen und verletzt - Verdächtige wurden von den Behörden jedoch wieder freigelassen.

Seit der Gründung der Friedensgemeinde im Jahr 1997 sind mehr als 200 ihrer Bewohner_innen getötet worden oder dem Verschwindenlassen zum Opfer gefallen, weitere Personen wurden bedroht oder sexuell missbraucht. Die Mehrzahl der Tötungen wurde von Paramilitärs mit Billigung und Unterstützung der Streitkräfte begangen. Die zunehmend angespannte Situation macht deutlich, dass auch mehr als 20 Jahre nach Gründung der Friedensgemeinde konkretes Handeln notwendig ist, um die Sicherheit ihrer Bewohner_innen zu gewährleisten.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Präsidenten von Kolumbien und bitten Sie ihn, umgehend Maßnahmen zu ergreifen, um das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit für Gildardo Tuberquia, die anderen Bewohner_innen der Friedensgemeinde von San José de Apartadó sowie weitere Zivilpersonen in der Region, die mit ernsthaften Bedrohungen konfrontiert sind, zu gewährleisten. Bitten Sie ihn außerdem, eine unparteiische Untersuchung des Angriffs auf German Graciano Posso einzuleiten, deren Ergebnisse zu veröffentlichen und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen.

Schreiben Sie in gutem Spanisch oder auf Deutsch an:
Juan Manuel Santos
Presidente de la República
Palacio de Nariño, Carrera 8 No. 7-26
Bogotá
KOLUMBIEN
E-Mail: contacto@presidencia.gov.co
Twitter: @JuanManSantos

(Anrede: Dear Mr. President / Estimado Señor Presidente / Sehr geehrter Herr Präsident)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,90 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Kolumbien
I.E. Frau María Elvira Pombo Holguin
Taubenstr. 23, 10117 Berlin
Fax: 030 - 26 39 61 25
E-Mail: ealemania@cancilleria.gov.co
(Standardbrief: 0,70 Euro)


ÄGYPTEN

Mahmoud Abu Zeid ("Shawkan")

Der Fotojournalist Mahmoud Abu Zeid wurde am 14. August 2013 von der ägyptischen Polizei festgenommen, als er einen Sitzstreik von Anhänger_innen des gestürzten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi auf dem Rabaa-al-Adawiya-Platz in Nasr City, einem Stadtteil von Kairo, fotografierte. Der 29-Jährige steht gemeinsam mit 738 weiteren Angeklagten vor Gericht. Zu seinen Mitangeklagten zählen auch Führungspersönlichkeiten der Muslimbruderschaft. Gegen den Fotografen wurden neun konstruierte Anklagepunkte erhoben, darunter "Mord". Bei einem Schuldspruch könnte der gewaltlose politische Gefangene daher zum Tode verurteilt werden. Mahmoud Abu Zeid wird von den ägyptischen Behörden seit über vier Jahren in Haft gehalten, seine Anhörung vor dem Kairoer Strafgericht wurde bereits mehr als 40 Mal vertagt. Mehrere Inhaftierte, darunter auch Mahmoud Abu Zeid, haben Foltervorwürfe gegen die Gefängnisverwaltung erhoben. Mahmoud Abu Zeid leidet an Hepatitis C, und sein Gesundheitszustand verschlechtert sich im Gefängnis zusehends.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den ägyptischen Präsidenten und bitten Sie ihn, alle gegen Mahmoud Abu Zeid erhobenen Anklagen fallenzulassen und ihn unverzüglich und bedingungslos freizulassen, da er ein gewaltloser politischer Gefangener ist, der lediglich aufgrund der friedlichen Wahrnehmung seines Rechts auf Meinungsfreiheit festgehalten wird. Bitten Sie ihn außerdem, dafür zu sorgen, dass Mahmoud Abu Zeid bis zu seiner Freilassung jegliche erforderliche medizinische Behandlung erhält. Auch alle anderen Journalist_innen, die lediglich aufgrund der friedlichen Wahrnehmung ihres Rechts auf freie Meinungsäußerung festgehalten werden, müssen freigelassen werden.

Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Abdel Fattah al-Sisi
Office of the President
Al Ittihadia Palace
Cairo
ÄGYPTEN
Fax: 00 202 - 23 91 14 41
E-Mail: p.spokesman@op.gov.eg
Twitter: @AlsisiOfficial

(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,90 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Arabischen Republik Ägypten
S.E. Herrn Badr Ahmed Mohamed Abdelatty
Stauffenbergstraße 6-7, 10785 Berlin
Fax: 030 - 477 10 49
E-Mail: embassy@egyptian-embassy.de
(Standardbrief: 0,70 Euro)

*

Quelle:
www.amnesty.de/mitmachen/briefe-gegen-das-vergessen
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Januar 2018

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