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AKTION/1809: Briefe gegen das Vergessen, Dezember 2014


www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen

Briefe gegen das Vergessen - Aktion des Monats Dezember 2014

- Norwegen - John Jeanette Solstad Remø
- Usbekistan - Erkin Musaev
- Indien - Rampyari Bai und Safreen Khan sowie weitere Überlebende des Bhopal-Unglücks



Täglich werden Menschen weltweit festgenommen, bedroht, gefoltert, getötet. Weil sie ihre Meinung sagen, sich für die Menschenrechte in ihrem Land einsetzen oder mit friedlichen Mitteln ihre Regierung kritisieren. Gewaltlose politische Gefangene verschwinden oft für Jahre hinter Gittern - ohne faires Gerichtsverfahren und unter unterschiedlich schwierigen Haftbedingungen. Die Gefahr, dass sie vergessen werden, ist groß. Darum brauchen sie unseren Schutz, unsere Solidarität, unseren Einsatz!

Aus diesem Grund startet Amnesty International sogenannte "Briefe gegen das Vergessen". Sie geben den Gefangenen Hoffnung und zeigen den Verantwortlichen, dass die Gefangenen nicht in Vergessenheit geraten sind. Die "Briefe gegen das Vergessen" wirken durch ihre enorme Anzahl.

Wir brauchen Ihre Unterstützung. Gegen das Vergessen. Beteiligen Sie sich an den Briefen gegen das Vergessen!


NORWEGEN

John Jeanette Solstad Remø

Die Norwegerin John Jeanette Solstad Remø wird im Freundeskreis nur "Jeanette" genannt. Offiziell benutzt sie jedoch bewusst ihren vollen Namen - um auf die Diskriminierung aufmerksam zu machen, der sie und andere Transgender in Norwegen ausgesetzt sind.

Ihren Namen konnte John Jeanette nach ihrem Coming-Out 2010 recht unproblematisch ändern lassen - nicht aber ihr amtliches Geschlecht.

Um dieses von "Mann" zu "Frau" zu ändern, müsste sie gemäß der aktuellen Rechtslage im Universitätskrankenhaus von Oslo eine Geschlechtsangleichung vornehmen lassen, die eine Sterilisierung mit sich brächte. Zudem müsste sie sich einer psychiatrischen Diagnose unterziehen und sich eine psychische Störung attestieren lassen.

Hierzu ist John Jeanette allerdings nicht bereit. In allen offiziellen Dokumenten wird sie daher noch als "männlich" bzw. "Herr" betitelt. Da ihre Identifizierung als Transgender jedoch offensichtlich ist, wird sie häufig angesprochen, wenn sie sich ausweisen muss, z. B. in Hotels oder der örtlichen Bücherei. Neben Diskriminierung und Schikane läuft John Jeanette Solstad Remø unter Umständen Gefahr, keine angemessene Gesundheitsversorgung zu erhalten.

Ende Oktober hat die norwegische Regierung angekündigt, die Rechtslage ändern zu wollen, um es Personen zu ermöglichen, ihr amtliches Geschlecht auch ohne eine unumkehrbare Sterilisierung ändern zu lassen. Amnesty International begrüßt diese positive Entwicklung sehr. Nun muss die Regierung ihren Worten Taten folgen lassen.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den norwegischen Gesundheitsminister und bitten Sie ihn, dafür zu sorgen, dass die angekündigten Gesetzesänderungen für die Rechte von Transgender-Personen zügig umgesetzt werden. Diese Gesetzesänderungen müssen sicherstellen, dass John Jeanette Solstad Remø und alle Transgender-Personen ihr amtliches Geschlecht ohne einen medizinischen Eingriff ändern können.

Schreiben Sie in gutem Norwegisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Bent Høie
Minister of Health and Care
Services, PO Box 8011 Dep
0030 Oslo
NORWEGEN
(Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister)
E-Mail: postmottak@hod.dep.no

(Standardbrief Luftpost bis 20g: 0,75 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft des Königreichs Norwegen
S. E. Herrn Sven Erik Svedman
Rauchstr. 1
10787 Berlin
Fax: 030-50 50 55 601
E-Mail: emb.berlin@mfa.no


USBEKISTAN

Erkin Musaev

Erkin Musaev, ein ehemaliger Mitarbeiter des usbekischen Verteidigungsministeriums, war für das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) in Usbekistan tätig, als er im Januar 2006 festgenommen wurde. 2006 und 2007 wurde er in einer Reihe unfairer Gerichtsverfahren wegen Landesverrats und Amtsmissbrauchs zu 20 Jahren Haft verurteilt. Die Vorwürfe gegen ihn sind allem Anschein nach politisch motiviert. Er hat sie stets bestritten.

Angaben seiner Familie zufolge wurde Erkin Musaev einen Monat lang jeden Tag geschlagen und jede Nacht verhört. Zudem drohte man damit, seiner Familie etwas anzutun. Schließlich unterzeichnete er ein "Geständnis", weil ihm im Gegenzug zugesichert wurde, seine Familie in Ruhe zu lassen.

In allen drei Verfahren gegen ihn wurden vor Gericht "Geständnisse" als Beweise zugelassen, die Erkin Musaev nur abgegeben hatte, weil er von den usbekischen Sicherheitskräften gefoltert worden war. Der Richter weigerte sich zudem, Entlastungszeugen zu vernehmen.

Trotz zahlreicher Beschwerden vonseiten seines Rechtsbeistands und seiner Familie ist bis heute keine wirksame Untersuchung der von ihm erhobenen Foltervorwürfe durchgeführt worden.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den usbekischen Generalstaatsanwalt und fordern Sie ihn auf, Erkin Musaev umgehend freizulassen, da er seit acht Jahren auf ein faires Gerichtsverfahren wartet. Bitten Sie ihn, umgehend eine unparteiische und wirksame Untersuchung der von Erkin Musaev erhobenen Foltervorwürfe einzuleiten und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Schreiben Sie in gutem Usbekisch, Russisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Rashidzhon Kodirov
Prosecutor General's Office of Uzbekistan
ul. Gulyamova 66
Tashkent 700047
USBEKISTAN
(Anrede: Dear Prosecutor General / Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt)
Fax: (00 998) 711 333 917
E-Mail: prokuratura@lawyer.uz

(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,75 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Usbekistan
S. E. Herrn Durbek Amanov
Perleberger Straße 62
10559 Berlin
Fax: 030-39 40 98 62
E-Mail: botschaft@uzbekistan.de


INDIEN

Rampyari Bai und Safreen Khan sowie weitere Überlebende des Bhopal-Unglücks

Am 3. Dezember 1984 traten aus einer Pestizidfabrik im indischen Bhopal mehrere Tonnen giftiger Stoffe aus. Das Gasunglück tötete innerhalb von drei Tagen zwischen 7.000 und 10.000 Menschen. Viele Überlebende leiden auch heute noch unter schweren gesundheitlichen Beschwerden, besonders Frauen sind betroffen. Die Verunreinigung durch Giftmüll auf dem verlassenen Fabrikgelände stellt zudem nach wie vor eine ernste Gefahr für die Gesundheit der Menschen dar, die in der Nähe wohnen.

Die Überlebende Rampyari Bai und die jugendliche Aktivistin Safreen Khan haben die Folgen der Katastrophe aus erster Hand erfahren. Die Schwiegertochter von Rampyari Bai war zum Zeitpunkt des Unglücks im siebten Monat schwanger. In der Nacht der Gaskatastrophe setzten bei ihr plötzlich die Wehen ein. Mutter und Kind starben noch im Krankenhaus. Rampyari Bai selbst kämpft seit Langem mit Krebs.

Safreen Khans Vater leidet infolge des Unglücks an einer schweren Herzkrankheit, ihre Mutter an einer Augenerkrankung. Ihren Angaben zufolge kommen viele Kinder mit Behinderungen oder Fehlbildungen zur Welt. Viele der dort lebenden Menschen sind überzeugt, dass ihre gesundheitlichen Probleme noch dadurch verstärkt werden, dass sie gezwungen sind, verunreinigtes Wasser zu trinken.

Auch 30 Jahre nach der Katastrophe kämpfen die Menschen von Bhopal noch um Gerechtigkeit. Die Überlebenden haben bisher keine angemessene Entschädigung erhalten, und viele von ihnen leben nun in bitterer Armut. Die Verunreinigungen auf dem Gelände sind immer noch nicht beseitigt und die verantwortlichen Konzerne nicht zur Verantwortung gezogen worden.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den indischen Premierminister und bitten Sie ihn dringend, die Verunreinigungen auf dem Fabrikgelände zu beseitigen. Appellieren Sie außerdem an ihn, dafür zu sorgen, dass die für das Unglück und die Umweltfolgen Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.

Schreiben Sie in gutem Hindi, Englisch oder auf Deutsch an:
Narendra Modi
Prime Minister's Office
South Block
Raisina Hill
New Delhi-110011
INDIEN
(Anrede: Honourable Prime Minister / Sehr geehrter Herr Premierminister)
Fax: (00 91) 11 2301 9545 oder (00 91) 11 2301 6857

(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,75 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Indien
S. E. Herrn Vijay Gokhale
Tiergartenstr. 17
10785 Berlin
Fax: 030-25 79 51 02 oder 030-26 55 70 00
E-Mail: dcm@indianembassy.de

*

Quelle:
www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Dezember 2014


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