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AKTION/1801: Briefe gegen das Vergessen, August 2014


www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen

Briefe gegen das Vergessen - Aktion des Monats August 2014

- Usbekistan - Azam Farmonov
- Nigeria - Moses Akatugba
- Mexiko - Bárbara Italia Méndez



Täglich werden Menschen weltweit festgenommen, bedroht, gefoltert, getötet. Weil sie ihre Meinung sagen, sich für die Menschenrechte in ihrem Land einsetzen oder mit friedlichen Mitteln ihre Regierung kritisieren. Gewaltlose politische Gefangene verschwinden oft für Jahre hinter Gittern - ohne faires Gerichtsverfahren und unter unterschiedlich schwierigen Haftbedingungen. Die Gefahr, dass sie vergessen werden, ist groß. Darum brauchen sie unseren Schutz, unsere Solidarität, unseren Einsatz!

Aus diesem Grund startet Amnesty International sogenannte "Briefe gegen das Vergessen". Sie geben den Gefangenen Hoffnung und zeigen den Verantwortlichen, dass die Gefangenen nicht in Vergessenheit geraten sind. Die "Briefe gegen das Vergessen" wirken durch ihre enorme Anzahl.

Wir brauchen Ihre Unterstützung. Gegen das Vergessen. Beteiligen Sie sich an den Briefen gegen das Vergessen!


USBEKISTAN

Azam Farmonov

Azam Farmonov, Mitglied der unabhängigen Menschenrechtsorganisation "Human Rights Society of Uzbekistan", verbüßt eine neunjährige Haftstrafe in einem abgelegenen Hochsicherheitsgefangenenlager im Nordwesten von Usbekistan. Amnesty International betrachtet ihn als gewaltlosen politischen Gefangenen.

Azam Farmonov wurde am 29. April 2006 in seiner Heimatstadt Gulistan im Osten des Landes festgenommen. In Untersuchungshaft hatte er mindestens eine Woche lang keinen Kontakt zur Außenwelt. Später erzählte er seiner Familie, dass er geschlagen worden sei. Zudem hätten Polizeibeamte ihm eine Gasmaske übergezogen und die Luftzufuhr abgedreht. Er gab an, mit Knüppeln auf die Beine und die Fußsohlen geschlagen worden zu sein, um ihn zu einem "Geständnis" zu zwingen. Trotz der Folterungen hat er nie ein Geständnis unterzeichnet und stets seine Unschuld beteuert.

Vor seiner Festnahme hatte Azam Farmonov sich für die Rechte lokaler Bauern und Bäuerinnen eingesetzt, die einigen Vertretern der für Landwirtschaft zuständigen Behörden Erpressung, Korruption und mangelnden Schutz der Interessen der Bauern vorgeworfen hatten. Am 16. Mai 2006 wurde Azam Farmonov selbst wegen Erpressung angeklagt. Seine Familie weigerte sich jedoch, den staatlich gestellten Rechtsbeistand zu akzeptieren, nachdem sie erfuhr, dass der Anwalt die schriftliche Anzeige, in der Azam Farmonov die Folterungen beschrieben hatte, zerrissen hatte. Azam Farmonov wurde am 15. Juni 2006 zu neun Jahren Gefängnis verurteilt. Das Urteil basierte hauptsächlich auf Aussagen, die Bauern unter Zwang gemacht hatten. Azam Farmonov hatte während des Gerichtsverfahrens keinen Rechtsbeistand. Er erstattete bei der Generalstaatsanwaltschaft Anzeige wegen der Folterungen, und auch seine Familie hat zahlreiche Beschwerden bei den zuständigen Behörden eingereicht. Dennoch sind bis zum heutigen Tag keine Untersuchungen der Foltervorwürfe eingeleitet worden.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den usbekischen Präsidenten und fordern Sie ihn auf, Azam Farmonov unverzüglich und bedingungslos freizulassen. Bitten Sie ihn außerdem, sofort eine umfassende Untersuchung der von Azam Farmonov erhobenen Foltervorwürfe einzuleiten.

Schreiben Sie in gutem Usbekisch, Russisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Präsident Islam Karimov
Rezidentsia prezidenta
ul. Uzbekistanskaia 43
Tashkent 700163
USBEKISTAN
(Anrede: Dear President / Sehr geehrter Herr Präsident)
Fax: 00 998 - 71 139 53 25
E-Mail: presidents_office@press-service.uz

(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,75 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Usbekistan
S. E. Herrn Durbek Amanov
Perleberger Straße 62, 10559 Berlin
Fax: 030 - 39 40 98 62
E-Mail: botschaft@uzbekistan.de


NIGERIA

Moses Akatugba

Der 16-jährige Moses Akatugba wurde am 27. November 2005 auf offener Straße in seiner Heimatstadt Epkan von Soldaten festgenommen, weil er einige Handys und Headsets gestohlen haben soll. Man brachte ihn in eine nahegelegene Kaserne, wo er Erniedrigungen und Misshandlungen ausgesetzt war. Die Soldaten forderten ihn auf, eine Leiche zu identifizieren, was er allerdings nicht konnte, da er den toten Mann noch nie gesehen hatte. Daraufhin schlugen die Soldaten den Jungen und brachten ihn schließlich zur Polizeistation von Epkan.

Dort ging Moses Akatugbas Martyrium weiter. Seinen Angaben zufolge wurde er von Polizeibeamten mit Macheten und Schlagstöcken malträtiert. Er wurde stundenlang mit gefesselten Armen aufgehängt, und Polizisten rissen ihm mit Zangen Fuß- und Fingernägel heraus. Nach drei Monaten in Polizeigewahrsam unterschrieb der Jugendliche zwei Geständnisse.

Im Gerichtsverfahren gegen Moses Akatugba sollte es nach dem Willen seines Anwalts auch um die Foltervorwürfe gegen Soldaten und Polizisten gehen. Sie wurden jedoch bis heute nicht untersucht. Der Prozess endete mit einem Schuldspruch gegen Moses Akatugba auf Grundlage einer völlig widersprüchlichen Aussage des vermeintlichen Diebstahlopfers und eines unter Folter erpressten "Geständnisses" von Moses Akatugba. Er wurde im November 2013 zum Tode verurteilt, obwohl er zum Zeitpunkt der Tat noch keine 18 Jahre alt war. Dies ist nach internationalem Recht verboten. Moses Akatugba sitzt nun in der Todeszelle und darf kaum Kontakt zu seiner Familie haben.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den zuständigen Gouverneur und fordern Sie ihn auf, das Todesurteil gegen Moses Akatugba umzuwandeln und sofort eine unabhängige Untersuchung der von Moses Akatugba vorgebrachten Foltervorwürfe einzuleiten.

Schreiben Sie in gutem Englisch oder auf Deutsch an: Dr. Emmanuel Uduaghan
Governor of Delta State
Office of the Governor
Government House
Asaba
Delta State
NIGERIA
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)

(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,75 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Bundesrepublik Nigeria
S. E. Herrn Abdu Usman Abubakar
Neue Jakobstraße 4, 10179 Berlin
Fax: 030 - 21 23 01 64
E-Mail: info@nigeriaembassygermany.org


MEXIKO
Bárbara Italia Méndez

Bárbara Italia Méndez, die ehrenamtlich für eine Kinderhilfsorganisation arbeitete, machte sich am Abend des 3. Mai 2006 von Mexiko-Stadt auf den Weg nach San Salvador Atenco im Bundesstaat México, nachdem sie gehört hatte, dass dort bei Zusammenstößen zwischen Protestierenden und der Polizei ein Kind getötet worden war.

Am Morgen des 4. Mai wurde sie in dem Haus, in dem sie übernachtet hatte, von Angehörigen der mexikanischen Bundespolizei ohne Begründung festgenommen. Die Polizisten zogen sie an den Haaren, zwangen sie dazu, sich hinzuhocken und schlugen auf sie ein. Bárbara Italia Méndez erlitt Kopfverletzungen und zahlreiche Prellungen. Mit über den Kopf gezogener Bluse musste sie in ein Fahrzeug der bundesstaatlichen Polizei einsteigen und sich auf mehrere weitere Festgenommene legen. Während der Fahrt zum Gefängnis wurde sie gezwungen, mehrere Kleidungsstücke auszuziehen. Dann schlugen Polizisten auf sie ein, bedrohten und vergewaltigten sie, wobei einige Polizisten ihre Kollegen anfeuerten.

Am 5. Mai wurde Bárbara Italia Méndez der Staatsanwaltschaft des Bundesstaates vorgeführt. Sie weigerte sich, eine Aussage zu machen, da sie keinen Rechtsbeistand hatte. Stattdessen versuchte sie, Anzeige wegen der Vergewaltigung und Misshandlung zu erstatten. Diese wurde jedoch nicht aufgenommen. Auch die medizinischen Untersuchungen waren unzureichend. Die Täter sind bis heute nicht vor Gericht gestellt worden. Derzeit beschäftigt sich díe Interamerikanischen Menschenrechtskommission mit dem Fall von Bárbara Italia Méndez und weiteren Frauen, die im Mai 2006 in San Salvador Atenco von Polizisten vergewaltigt und misshandelt wurden. Die Menschenrechtskommission wird in Kürze einen Bericht mit Empfehlungen an die mexikanische Regierung veröffentlichen. Wenn die Regierung den Empfehlungen nicht nachkommt, wird der Fall an den Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte weitergeleitet. Weil der Bericht noch nicht vorliegt, sollen die mexikanischen Behörden derzeit nicht direkt angeschrieben werden.

Bitte schreiben Sie kurze Nachrichten an Bárbara Italia Méndez, in denen Sie Ihre Unterstützung zum Ausdruck bringen.


Vorschläge auf Spanisch und Deutsch:

Querida Bárbara:
Les apoyamos en su lucha digna por la justicia. Esperamos que pronto las autoridades reconozcan su responsabilidad tanto por los hechos como por la impunidad y que pronto se haga justicia.

Abrazos de solidaridad y apoyo!

Liebe Barbara,
Wir/ich unterstütze/n Ihren Kampf für Gerechtigkeit. Wir/ich hoffe/n, dass die Behörden endlich ihre Verantwortung übernehmen und dafür sorgen, dass die Verantwortlichen für das, was Ihnen angetan wurde, vor Gericht gestellt werden.

Mit solidarischen Grüßen

Die Menschenrechtsorganisation wird Ihre Nachricht an Bárbara Italia Méndez weiterleiten:

Bárbara Italia Méndez
c/o: Centro de Derechos Humanos Miguel Agustín Pro Juárez Serapio Rendón no.57/B
Col. San Rafael
C.P. 06470
México D.F.
MEXIKO

(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,75 EUR)

*

Quelle:
www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. August 2014