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AKTION/1798: Briefe gegen das Vergessen, Juni 2014


www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen

Briefe gegen das Vergessen - Aktion des Monats Juni 2014

- Marokko/Westsahara - Ali Aarrass
- Philippinen - Alfreda Disbarro



Täglich werden Menschen weltweit festgenommen, bedroht, gefoltert, getötet. Weil sie ihre Meinung sagen, sich für die Menschenrechte in ihrem Land einsetzen oder mit friedlichen Mitteln ihre Regierung kritisieren. Gewaltlose politische Gefangene verschwinden oft für Jahre hinter Gittern - ohne faires Gerichtsverfahren und unter unterschiedlich schwierigen Haftbedingungen. Die Gefahr, dass sie vergessen werden, ist groß. Darum brauchen sie unseren Schutz, unsere Solidarität, unseren Einsatz!

Aus diesem Grund startet Amnesty International sogenannte "Briefe gegen das Vergessen". Sie geben den Gefangenen Hoffnung und zeigen den Verantwortlichen, dass die Gefangenen nicht in Vergessenheit geraten sind. Die "Briefe gegen das Vergessen" wirken durch ihre enorme Anzahl.

Wir brauchen Ihre Unterstützung. Gegen das Vergessen. Beteiligen Sie sich an den Briefen gegen das Vergessen!


MAROKKO/WESTSAHARA

Ali Aarrass

2006 ermittelten spanische Behörden gegen den in Belgien lebenden Ali Aarrass wegen Terrorismusverdachts, fanden allerdings weder Hinweise noch Belege. Aufgrund neuer Terrorismusvorwürfe der marokkanischen Behörden lieferten sie den belgisch-marokkanischen Staatsangehörigen 2010 dann doch an Marokko aus. Wie der UN-Menschenrechtsausschuss zuvor bereits befürchtet hatte, wurde er dort nach seiner Ankunft gefoltert. 2011 wurde Ali Aarrass aufgrund von Geständnissen, die er unter Folter unterzeichnet hatte, zu 15 Jahren Haft verurteilt. Die Gefängnisstrafe wurde im Berufungsverfahren auf zwölf Jahre reduziert.

Ali Aarrass berichtete, dass er nach seiner Ankunft in Marokko zwölf Tage in Isolationshaft in einem geheimen Verhörzentrum des marokkanischen Geheimdienstes DST in Témara festgehalten und gefoltert wurde. Dabei habe man die Foltermethode "Falaqa" angewendet. Hierbei erhält der Betroffene äußerst schmerzhafte Schläge auf die Fußsohlen. Außerdem habe man ihm Elektroschocks an den Hoden verabreicht, ihn über längere Zeiträume an den Handgelenken aufgehängt und mit Zigaretten verbrannt. 2013 gelang es ihm, Skizzen der erlittenen Foltermethoden aus dem Gefängnis zu schmuggeln.

Außerdem berichtet Ali Aarrass von Misshandlungen durch das Gefängnispersonal im Gefängnis Salé II in der Nähe der marokkanischen Hauptstadt Rabat, darunter Schlafentzug oder den Befehl, sich in seiner Zelle nackt auszuziehen. Im Juli und August 2013 befand er sich im Hungerstreik aus Protest gegen die Behandlung im Gefängnis, das Durchwühlen seiner Zelle sowie die Verweigerung seiner Rechte auf Telefongespräche, Zugang zu seiner Post, Hofgang und die Möglichkeit, zu duschen.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den marokkanischen Justizminister und fordern Sie ihn auf, umgehend Ermittlungen zu den Foltervorwürfen von Ali Aarrass einzuleiten. Diese Ermittlungen müssen auch seine Inhaftierung beim DST beinhalten. Fordern Sie außerdem, dass ein Beschluss der UNO-Arbeitsgruppe für willkürliche Inhaftierungen umgesetzt wird, wonach Ali Aarrass umgehend aus der Haft entlassen werden muss.

Schreiben Sie in gutem Englisch, Französisch, Arabisch oder auf Deutsch an:
Minister of Justice and Liberties, El Mustapha Ramid
Ministère de la Justice et des libertés
Place El Mamounia - BP 1015
Rabat
MOROCCO
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
(Standardbrief Luftpost bis 20g: 0,75 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft des Königreichs Marokko
S. E. Herrn Omar Zniber
Niederwallstr. 39, 10117 Berlin
Fax: 030 - 20 07 61 91
E-Mail: kontakt@botschaft-marokko.de


PHILIPPINEN

Alfreda Disbarro

Alfreda Disbarro saß am 3. Oktober 2013 in einem Internetcafé in Parañaque, als sich ihr zwei Polizeibeamte und ein inoffizieller Hilfspolizist näherten und ihr vorwarfen, eine Drogendealerin zu sein. Die alleinerziehende Mutter, die zeitweise als Polizeiinformantin gearbeitet hatte, wehrte sich vehement gegen die Anschuldigung und öffnete freiwillig ihre Taschen, um jeglichen Verdacht aus der Welt zu schaffen. Der Hilfspolizist richtete jedoch ohne Vorwarnung eine Waffe auf sie, während einer der Polizeibeamten ihr auf die Brust schlug. Dann wurde sie in Handschellen zum Drogendezernat der Polizei von Parañaque gebracht.

Dort angekommen, wurde Alfreda Disbarro von einem Hilfspolizisten abgetastet und mit gefesselten Armen in einen Raum mit fünf anderen Häftlingen gebracht. Nach zwei Stunden brachten Beamte sie in eine Küche. Ein hochrangiger Polizeibeamter schlug sie mehrfach in den Bauch und ins Gesicht. Dann schlug er sie mit einem Knüppel, stach mit seinen Fingern in ihre Augen und zwang ihr einen Wischmop in den Mund. Außerdem wurde Alfreda Disbarro mehrfach heftig gegen die Wand geschleudert. Anschließend übernahm ein anderer Beamter die Misshandlung und schlug sie mit einem Stock. Familienangehörige, die zur Polizeiwache gekommen waren, um Alfreda Disbarro zu sehen, durften nicht zu ihr.

Derzeit ist Alfreda Disbarro im Gefängnis von Parañaque inhaftiert und wartet auf ihren Prozess wegen Drogenhandels. Ihre Familie hat Drohungen erhalten und wurde mehrfach aufgefordert, die Stadt zu verlassen.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Generalinspekteur der philippinischen Polizei und fordern Sie ihn auf, umgehend Ermittlungen zu den Foltervorwürfen von Alfreda Disbarro einzuleiten. Diese Ermittlungen müssen unabhängig, unparteiisch und zielführend sein. Fordern Sie ihn außerdem auf, den Fall an die öffentliche Gerichtsbarkeit weiterzuleiten und mit anderen Ermittlungsbehörden zu kooperieren. Bitten Sie ihn höflich darum, unverzüglich Maßnahmen gegen alle an der Folter von Alfreda Disbarro beteiligten Polizisten zu ergreifen.

Schreiben Sie in gutem Philippinisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Police Director Alexander Roldan, Acting Inspector General,
Internal Affairs Service,
Philippine National Police Compound,
Camp General Crame,
Quezon City,
Metro Manila,
Philippines 1100
(Anrede: Dear Inspector General / Sehr geehrter Herr Generalinspekteur)
(Standardbrief Luftpost bis 20g: 0,75 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Philippinen
I.E. Frau Maria Cleofe R. Natividad
Uhlandstraße 97, 10715 Berlin
Fax: 030 - 87 32 551
E-Mail: info@philippine-embassy.de

*

Quelle:
www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juli 2014