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AKTION/1741: Briefe gegen das Vergessen, März 2014


www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen

Briefe gegen das Vergessen - Aktion des Monats März 2014

- Aserbaidschan - Bakhtiyar Guliyev, Mahammad Azizov und Shahin Novruzlu
- Mauretanien - 14 Häftlinge des Zentralgefängnisses
- Belarus - Mykalau Statkevich



Täglich werden Menschen weltweit festgenommen, bedroht, gefoltert, getötet. Weil sie ihre Meinung sagen, sich für die Menschenrechte in ihrem Land einsetzen oder mit friedlichen Mitteln ihre Regierung kritisieren. Gewaltlose politische Gefangene verschwinden oft für Jahre hinter Gittern - ohne faires Gerichtsverfahren und unter unterschiedlich schwierigen Haftbedingungen. Die Gefahr, dass sie vergessen werden, ist groß. Darum brauchen sie unseren Schutz, unsere Solidarität, unseren Einsatz!

Aus diesem Grund startet Amnesty International sogenannte "Briefe gegen das Vergessen". Sie geben den Gefangenen Hoffnung und zeigen den Verantwortlichen, dass die Gefangenen nicht in Vergessenheit geraten sind. Die "Briefe gegen das Vergessen" wirken durch ihre enorme Anzahl.

Wir brauchen Ihre Unterstützung. Gegen das Vergessen. Beteiligen Sie sich an den Briefen gegen das Vergessen!


ASERBAIDSCHAN

Bakhtiyar Guliyev, Mahammad Azizov und Shahin Novruzlu

Bakhtiyar Guliyev und Mahammad Azizov sowie der 17-jährige Shahin Novruzlu wurden im März 2013 festgenommen, nachdem sie regierungskritische Proteste organisiert hatten. Die gegen die Männer erhobenen Vorwürfe lauteten auf illegalen Drogen- und Waffenbesitz. Die Polizei durchsuchte später ihre Wohnungen und gab an, dort Drogen und Molotowcocktails gefunden zu haben. Die Familien von Bakhtiyar Guliyev, Mahammad Azizov und Shahin Novruzlu beteuern jedoch, dass diese Gegenstände dort nachträglich deponiert wurden.

Im September 2013 wurde gegen Bakhtiyar Guliyev, Mahammad Azizov und Shahin Novruzlu sowie fünf weitere Mitglieder der Jugendorganisation NIDA, die sich für politische und soziale Reformen in Aserbaidschan einsetzt, Anklage erhoben. Ihnen wird unter anderem die "Absicht, öffentliche Unruhen zu organisieren" und die "Absicht des Einsatzes von Molotowcocktails" bei einer Demonstration am 10. März 2013 zur Last gelegt. Diese Protestveranstaltung verlief jedoch friedlich, bis die Polizei unverhältnismäßige Gewalt anwandte, um sie aufzulösen. Lokale Menschenrechtsgruppen berichteten, dass mehr als 90 der etwa 1.000 Protestierenden nach der Demonstration festgenommen oder misshandelt worden sind.

Bakhtiyar Guliyev, Mahammad Azizov und Shahin Novruzlu gaben an, während ihrer ersten Befragung geschlagen worden zu sein und ihre Aussage nur unter körperlichen Misshandlungen und psychischem Druck gemacht zu haben. Shahin Novruzlu, der zur Zeit der Festnahme minderjährig war, nannte den Namen des für seinen Missbrauch Verantwortlichen und sagte: "Bei meinem Verhör waren meine Eltern nicht anwesend. Ich wurde geschlagen und brach mir vier Zähne."

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Präsidenten von Aserbaidschan und fordern Sie ihn auf, die Jugendaktivisten umgehend und bedingungslos freizulassen, da es sich bei ihnen um gewaltlose politische Gefangene handelt, die lediglich wegen der friedlichen Ausübung ihrer Rechte auf Meinungs-, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit inhaftiert sind. Bitten Sie zudem höflich darum, umgehend eine unparteiische und wirksame Untersuchung der Folter- und Misshandlungsvorwürfe einzuleiten und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Schreiben Sie in gutem Aserbaidschanisch, Russisch, Englisch oder auf Deutsch an:
President
Ilham Aliyev
Office of the President of the Republic of Azerbaijan
18 Istiqlaliyyat Street
Baku AZ1066
ASERBAIDSCHAN
(Anrede: Dear President / Sehr geehrter Herr Präsident)

(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,75 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Aserbaidschan
S. E. Herrn Parviz Shahbazov
Hubertusallee 43, 14193 Berlin
Fax: 030 - 21 91 61 52
E-Mail: berlin@mission.mfa.gov.az


MAURETANIEN

14 Häftlinge des Zentralgefängnisses

El Khadim Ould Semane, Sidi Ould Sidna, Mohamed Ould Chabarnou, Maarouf Ould Haiba, Mohamed Abdellahi Ould Ahmednah Ould Mohamed Salem, Mohamed Ould Abdou, Abderrahmane Ould Areda, Mohamed Ould Chbih, Amar Ould Mohamed Saleh, Taghi Ould Youssouf, Salem Ould Hemmod, Tiyeb Ould Saleck, Mohamed Mahmoud Ould Sebty dit Dahoud Sebty und Mohamed Khaled.

Am 23. Mai 2011 wurden 14 Häftlinge des Zentralgefängnisses in der mauretanischen Hauptstadt Nouakchott aus ihren Zellen geholt. Seither sind sie "verschwunden". Die Männer waren wegen terroristischer Vergehen inhaftiert. Mindestens sechs von ihnen hatten Amnesty International zuvor berichtet, dass sie gefoltert worden seien und keinen Zugang zu einem Rechtsbeistand, ihrer Familie oder ärztlicher Versorgung hatten.

Um 3 Uhr nachts sollen Sicherheitskräfte mit verhüllten Gesichtern in das Gefängnis gekommen sein. Berichten zufolge hatten sie eine Liste bei sich. "Sie lasen nacheinander die Namen vor und forderten die Gefangenen auf, mitzukommen. Niemand wusste warum", sagte ein Mitgefangener Amnesty International. Angehörige der Militärpolizei nahmen die 14 Männer daraufhin mit.

Ohne weitere Erklärung wurden den Familienangehörigen der Männer einen Monat später deren persönliche Gegenstände ausgehändigt, darunter Matratzen, Kleidung und Bücher.

Nach mehr als zwei Jahren der Ungewissheit haben die Familien der 14 Männer vor Kurzem Briefe von ihnen erhalten. Allerdings weigern sich die Behörden weiterhin, Informationen über den Verbleib der Männer und den Grund ihres "Verschwindens" preiszugeben. Amnesty-Mitarbeiter Gaëtan Mootoo hat sich kürzlich mit den Familien getroffen: "Wir konnten ihnen ihre Verzweiflung ansehen. Viele haben aus Angst um ihre Angehörigen kaum ein Wort herausgebracht."

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den mauretanischen Präsidenten, in denen Sie ihn auffordern, den Aufenthaltsort der 14 Gefangenen offenzulegen. Bitten Sie darum, dass die Gefangenen umgehend Kontakt zu ihren Familien und Rechtsbeiständen sowie die erforderliche medizinische Versorgung erhalten.

Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch an:
General Mohamed Ould Abdel Aziz
President of the Islamic Republic of Mauritania
Secretary of the President, Ely Kyakh, Presidency
BP 184 Nouakchott
MAURETANIEN
(korrekte Anrede: Your Excellency / Exzellenz)

(Standardbrief Luftpost bis 20 g: EUR 0,75)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Islamischen Republik Mauretanien
S. E. Herrn Bebbe Ould Mohamed M'Bareck
Kommandantenstr. 80, 10117 Berlin
Fax: 030 - 20 67 47 50
E-Mail: ambarim.berlin@gmx.de


BELARUS

Mykalau Statkevich

Mykalau Statkevich wandte sich gegen die Regierung von Präsident Lukaschenko, indem er 2010 als Präsidentschaftskandidat gegen ihn antrat. Im Mai 2011 verurteilte ein Gericht den Oppositionellen wegen der "Organisation von Massenunruhen" zu sechs Jahren Haft. Mykalau Statkevich befindet sich seitdem im Gefängnis.

Er wurde zunächst in einem Sägewerk der Strafkolonie Nr. 17 eingesetzt und dann im Januar 2012 wegen mutmaßlichen Regelverstoßes in das strenger geführte Gefängnis Nr. 4 verlegt. Nach nur einem Monat gab die Gefängnisleitung an, Mykalau Statkevich habe Selbstmordabsichten entwickelt. Für den Wahrheitsgehalt dieser Aussage gibt es keinerlei Beweise, und die Familie von Mykalau Statkevich befürchtet, dass die Gefängnisbehörden sich dies als Vorwand zurechtgelegt haben, sollte ihm während der Haft etwas zustoßen.

Seine Frau Marina Adamovich darf ihn pro Jahr nur für vier Stunden besuchen und einmal im Monat mit ihm telefonieren. Sie sagte Amnesty International: "Obwohl ich ständig darauf warte, kommen die Anrufe immer unerwartet. Er versucht zu sagen, dass es ihm gut geht, oder dass ich Informationen an Angehörige anderer Gefangener weitergeben soll. Es ist immer unglaublich emotional und ich freue mich jedes Mal sehr."

Bitte schreiben Sie Mykalau Statkevich eine Karte oder einen kurzen Brief ins Gefängnis, um Ihre Solidarität zu zeigen. Sie können ihm z.B. schreiben, dass Sie an ihn denken und ihm viel Kraft wünschen, um diese schwierige Zeit durchzustehen.

Sie können gerne auf Deutsch schreiben:
Mykalau Statkevich
Prison No.4,
99a Krupskaya Street,
Mahiliou, 212011
BELARUS

(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,75 EUR)

In diesem Fall wird ausschließlich der Betroffene angeschrieben. Es gehen keine Appellschreiben an die Behörden.

*

Quelle:
www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. April 2014