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AKTION/1716: Urgent Action - Syrien, Foltergefahr


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-053/2014, AI-Index: MDE 24/011/2014, Datum: 7. März 2014 - bs

Syrien
Foltergefahr



Herr MAHMOUD SABER SABRA, Student und Verwaltungsangestellter der Stadt Damaskus

Der Syrer Mahmoud Saber Sabra wurde am 19. Februar von Männern in Zivilkleidung festgenommen, bei denen es sich um Angehörige der syrischen Sicherheitskräfte gehandelt haben soll. Er wird ohne Kontakt zur Außenwelt festgehalten und ist deshalb in großer Gefahr, gefoltert oder auf andere Weise misshandelt zu werden.

Laut Angaben örtlicher Kontakte wurde Mahmoud Saber Sabra am 19. Februar vor seinem Haus von drei bewaffneten Männern in Zivil gezwungen, in ein Auto zu steigen. Der Student wohnt in Jaramana, einem Ort südlich der syrischen Hauptstadt Damaskus, der von den syrischen Sicherheitskräften kontrolliert wird. Nach inoffiziellen Informationen aus Kreisen der Sicherheitskräfte brachte man Mahmoud Saber Sabra danach in eine Hafteinrichtung des Militärgeheimdienstes in al-Saida Zainab, ebenfalls südlich von Damaskus. Dort könnte er gefoltert oder auf andere Weise misshandelt worden sein. Er soll sich inzwischen in der Palästinensischen Abteilung des Militärgeheimdienstes befinden - einer Hafteinrichtung in Damaskus. Die Information konnte aber bislang nicht bestätigt werden, und seine Familie hat seit der Festnahme von Mahmoud Saber Sabra nichts mehr von ihm gehört.

Die Gründe für seine Festnahme sind nicht bekannt. Nach Amnesty International vorliegenden Informationen ist er nicht an zivilgesellschaftlichen Aktivitäten beteiligt. Seine Familie befürchtet jedoch, dass er aufgrund der politischen Rolle seines Bruders zur Zielscheibe der Sicherheitskräfte geworden sein könnte. Der Bruder gehörte der Delegation der syrischen Opposition an, die im Januar und Februar 2014 an den Friedensgesprächen in Genf teilgenommen hatte. Mehrere Mitglieder der Familie von Mahmoud Saber Sabra befinden sich in Haft. Seit März 2011 sollen sechs Angehörige der erweiterten Familie im Gewahrsam der Sicherheitskräfte gestorben sein. Deshalb besteht erhöhte Gefahr für das Leben des Studenten.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Mahmoud Saber Sabra studiert Arabisch an der Universität von Damaskus und arbeitet in der Stadtverwaltung.

Die Mehrzahl der von Amnesty International dokumentierten Menschenrechtsverletzungen wurde von den syrischen Streitkräften und Milizen der als Shabiha bekannten regierungstreuen Gruppierungen begangen. Doch auch bewaffnete Oppositionskräfte, darunter einige, die al-Qaida, und einige, die der Freien Syrischen Armee angehören, haben sich Menschenrechtsverstößen, darunter auch Kriegsverbrechen, schuldig gemacht; in den vergangenen Monaten sind diese Straftaten eskaliert. Bewaffnete Oppositionsgruppen haben zunehmend Massentötungen begangen. Sie begehen sie an Angehörigen der verschiedenen Streit- und Sicherheitskräfte der Regierung, regierungsnahen Milizen, vermeintlichen InformantInnen und KollaborateurInnen, an Angehörigen rivalisierender bewaffneter Oppositionsgruppen und an Angehörigen von Minderheiten wie SchiitInnen und AlewitInnen, denen sie vorwerfen, auf Seiten von Präsident Assad zu stehen. Die wahllosen Angriffe der bewaffneten Oppositionsgruppen fordern auch zahlreiche zivile Opfer. Zudem setzen die Oppositionsgruppen Kinder in den Auseinandersetzungen ein, foltern Gefangene oder misshandeln sie auf andere Weise, veröffentlichen Drohungen gegen religiöse Gruppierungen, führen Angriffe gegen Minderheiten, die sie als regierungstreu wahrnehmen, verschleppen Menschen und nehmen Geiseln. Lesen Sie hierzu die Eilaktion
http://www.amnesty.de/urgent-action/ua-298-2013/oppositionsgruppen-halten-geiseln
und die englischsprachigen Berichte Syria: Rule of fear: ISIS abuses in detention in Northern Syria, vom 19. Dezember 2013 (Index: MDE 24/063/2013
http://www.amnesty.org/en/library/info/MDE24/063/2013/en)
und Syria: Summary killings and other abuses by armed opposition groups vom 14. März 2013 (Index: MDE 24/008/2013,
http://www.amnesty.org/en/library/info/MDE24/008/2013/en).

Weiterführende Informationen über die verbreitete Folter und andere Misshandlungen in syrischen Hafteinrichtungen finden Sie in dem englischsprachigen Artikel vom März 2012: 'I wanted to die': Syria's torture survivors speak out
(http://www.amnesty.org/en/library/info/MDE24/016/2012/en).
Hunderte sind seit Beginn der Unruhen im Gewahrsam der syrischen Sicherheitskräfte gestorben. Amnesty International hat dieses Vorgehen im August 2011 in einem englischsprachigen Bericht dokumentiert: Deadly detention: Deaths in custody amid popular protest in Syria
(http://www.amnesty.org/en/library/info/MDE24/035/2011/en).


SCHREIBEN SIE BITTE

FAXE, E-MAILS UND LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich bitte Sie hiermit, unverzüglich den Aufenthaltsort von Mahmoud Saber Sabra bekannt zu geben. Bitte ermöglichen Sie ihm den Kontakt zu seiner Familie und einem Rechtsbeistand seiner Wahl sowie den Zugang zu medizinischer Behandlung, falls dies erforderlich ist.
  • Bitte stellen Sie sicher, dass Mahmoud Saber Sabra umgehend freigelassen wird, sofern man ihn keiner international als Straftat anerkannten Handlung anklagt und ihm entsprechend internationalen Standards ein faires Gerichtsverfahren gewährt.
  • Stellen Sie bitte sicher, dass Mahmoud Saber Sabra vor Folter und anderen Misshandlungen geschützt wird.

APPELLE AN

STAATSPRÄSIDENT
Bashar al-Assad
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 963) 11 332 3410 (kombinierter Telefon-/Faxanschluss, bitte sagen Sie "Fax") Briefe werden derzeit nicht verlässlich zugestellt.
Bitte nur Faxe schicken!

INNENMINISTER
Major General Mohamad Ibrahim al-Shaar
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 963) 11 311 0554 (kombinierter Telefon-/Faxanschluss, bitte sagen Sie "Fax") Briefe werden derzeit nicht verlässlich zugestellt.
Bitte nur Faxe schicken!

STÄNDIGER VERTRETER DER ARABISCHEN REPUBLIK SYRIEN BEI DEN VEREINTEN NATIONEN
Bashar Ja'afari
Ambassador Extraordinary and Plenipotentiary,
820 Second Avenue, 15th Floor
New York, NY 10017, USA
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 1 212) 983 4439
E-Mail: exesec.syria@gmail.com oder syrianmission@verizonmail.com


KOPIEN AN

BOTSCHAFT DER ARABISCHEN REPUBLIK SYRIEN
Rauchstr. 25
10787 Berlin
Fax: 030-5017 7311
E-Mail: info@syrianembassy.de
press@syrianembassy.de
secretary@syrianembassy.de

BOTSCHAFT DER RUSSISCHEN FÖDERATION
S. E. Herrn Vladimir M. Grinin
Unter den Linden 63-65
10117 Berlin
Fax: 030-2299 397
E-Mail: info@Russische-Botschaft.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch, Französisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 18. April 2014 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY
  • Urging the authorities to reveal the whereabouts of Mahmoud Saber Sabra without delay, and grant him immediate access to his family, lawyer and any medical attention he may require;
  • Calling on them to release Mahmoud Saber Sabra unless he is charged promptly with a recognizably criminal offence and tried in accordance with international fair trial standards;
  • Urging them to ensure that Mahmoud Saber Sabra is protected from torture and other ill-treatment.

*

Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-053/2014, AI-Index: MDE 24/011/2014, Datum: 7. März 2014 - bs
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Kampagnen und Kommunikation
Zinnowitzer Straße 8, 10115 Berlin
Telefon: 030/42 02 48-306, Fax: 030/42 02 48 - 330
E-Mail: ua-de@amnesty.de; info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de/ua; www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. März 2014