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AKTION/1696: Urgent Action - VR China, Liu Xia nach Herzinfarkt Behandlung verweigert


ai - URGENT ACTION
UA-NR: UA-030/2014, AI-Index: ASA 17/007/2014, Datum: 17. Februar 2014 - sm

VR China
Liu Xia nach Herzinfarkt Behandlung verweigert



Frau LIU XIA, 53 Jahre alt

Die Ehefrau des inhaftierten Nobelpreisträgers Liu Xiaobo, Liu Xia, die in Peking ohne rechtliche Grundlage unter Hausarrest steht, hat im Januar einen Herzinfarkt erlitten. Bei ihr wurde ein Herzleiden festgestellt. Im Krankenhaus hat man ihr die nötige ärztliche Behandlung jedoch verweigert. Es besteht zunehmende Besorgnis um ihre körperliche und seelische Gesundheit.

Liu Xia erlitt kurz vor dem chinesischen Neujahrsfest im Januar einen Herzinfarkt und wurde zur Notfallbehandlung in das Shijingshan-Krankenhaus in Peking eingeliefert. Der behandelnde Arzt riet zu einem zweiwöchigen Krankenhausaufenthalt zur weiteren Behandlung und Untersuchung, doch man schickte sie zurück nach Hause. Als sie am 8. Februar unter polizeilicher Begleitung erneut in das Krankenhaus kam, wurde ein Herzleiden bei ihr diagnostiziert, welches nach Angaben der behandelnden ÄrztInnen weiter behandelt werden müsste. Obwohl Liu Xias Familie alle notwendigen Formulare ausfüllte und die Krankenhausgebühren zahlte, weigerte sich das Krankenhaus, sie aufzunehmen, und schickte sie erneut nach Hause. Sie leidet seitdem an hohem Fieber.

Liu Xias körperliche und psychische Verfassung ist nach ihrer jahrelangen Isolation besorgniserregend. Sie benötigt dringend eine angemessene und umfassende ärztliche Behandlung. Es wird vermutet, dass sie neben ihrem Herzleiden an starken Depressionen erkrankt ist. Liu Xia befindet sich seit 8. Oktober 2010 unter Hausarrest; an diesem Tag wurde bekannt gegeben, dass ihr Ehemann Liu Xiaobo, der seit Dezember 2009 eine elfjährige Haftstrafe verbüßt, den Friedensnobelpreis erhalten werde.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Die Dichterin und Künstlerin Liu Xia befindet sich seit 8. Oktober 2010 in Peking unter Hausarrest und wird streng überwacht. Am selben Tag war bekannt geworden, dass ihr Mann Liu Xiaobo, der sich seit Dezember 2009 in Haft befindet, in jenem Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet werde. Liu Xia darf weder Besuche empfangen noch ihre Wohnung in Peking verlassen, was sie zu einer Gefangenen in ihrem eigenen Zuhause macht.

Der bekannte Intellektuelle und Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo verbüßt gegenwärtig wegen "Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt" eine elfjährige Haftstrafe. Am 23. Dezember 2009 fand vor dem 1. Mittleren Volksgericht der Stadt Peking ein zweistündiges Gerichtsverfahren gegen ihn statt. Das Urteil wurde zwei Tage später verkündet. Es gründete darauf, dass Liu Xiaobo zwischen 2005 und 2007 sechs Artikel verfasst hatte, die auf Webseiten mit Sitz außerhalb des chinesischen Festlands veröffentlicht wurden. Ein weiterer Grund für das Urteil ist das von ihm mitverfasste politische Manifest "Charta '08", das die Anerkennung fundamentaler Menschenrechte in China fordert. Das Manifest hatte er im Internet veröffentlicht und Unterschriften dafür gesammelt. Liu Xia wird seit der Inhaftierung ihres Mannes ohne jegliche Rechtsgrundlage unter Hausarrest gehalten. Amnesty International betrachtet beide als Menschenrechtsverteidiger und gewaltlose politische Gefangene.

Seit Dezember 2012 können Bekannte Liu Xia hin und wieder besuchen, müssen dafür aber mit den PolizeibeamtInnen, die vor ihrem Haus Wachse stehen, verhandeln. Ein Journalist aus Hong Kong, der sie Ende März 2013 besuchen wollte, wurde geschlagen und vorübergehend in Haft genommen. Liu Xias Bruder, Liu Hui, wurde wegen Betrugs angeklagt und am 23. April 2013 einem Richter vorgeführt. Liu Xia konnte dem Prozess beiwohnen. Sie gibt an, die Anklage sei politisch motiviert und werde dazu verwendet, die Familie zusätzlich unter Druck zu setzen. Liu Xias psychischer Zustand gibt Grund zu zunehmender Sorge; sie soll an starken Depressionen erkrankt sein.

Amnesty International hat auf Tumblr eine Seite eingerichtet, auf der Sie auf Englisch oder Chinesisch Nachrichten für Liu Xia hinterlassen und Fotos hochladen können, um Ihre Solidarität auszudrücken: http://messagesforliuxia.tumblr.com/


SCHREIBEN SIE BITTE

FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich fordere Sie höflich auf, Liu Xia unverzüglichen Zugang zur benötigten medizinischen Versorgung zu gewähren.
  • Bitte beenden Sie den gegen Liu Xia ohne jegliche rechtliche Grundlage verhängten Hausarrest und heben Sie sämtliche Einschränkungen ihrer Bewegungsfreiheit und ihres Rechts auf freie Meinungsäußerung auf.

APPELLE AN

LEITER DER BEHÖRDE FÜR ÖFFENTLICHE SICHERHEIT IN PEKING
Fu Zhenghua
9 Dongcheng Menqian Dajie
Beijingshi 100740
VOLKSREPUBLIK CHINA
(Anrede: Dear Director / Sehr geehrter Herr Fu)
Fax: (00 86) 10 6524 2927

LEITER DES SHIJINGSHAN-KRANKENHAUSES IN PEKING
Liu Peng
Shijingshan Hospital
No. 24 Shijingshan Road
Shijingshan District, Beijing
VOLKSREPUBLIK CHINA
(Anrede: Dear Professor / Sehr geehrter Herr Professor)
Tel: (0086) 10 88429999 (nur auf Chinesisch)


KOPIEN AN

PARTEISEKRETÄR DER STADT PEKING
Guo Jinlong Shuji
Beijingshi Weiyuanhui
3 Taijichangdajie
Dongchengqu, Beijingshi 100743
VOLKSREPUBLIK CHINA
(Anrede: Dear Secretary / Sehr geehrter Herr Parteisekretär)
Tel: (00 86) 106 512 1118 (nur auf Chinesisch)

BOTSCHAFT DER VOLKSREPUBLIK CHINA
S. E. Herrn SHI Mingde
Märkisches Ufer 54
10179 Berlin
Fax: 030-27 58 82 21

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Chinesisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 31. März 2014 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY IN ENGLISH, CHINESE OR YOUR OWN LANGUAGE
  • Demanding that the authorities ensure Liu Xia has immediate access to any medical treatment she requires.
  • Calling on the authorities to lift all restrictions on her freedom of movement and expression.

*

Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-NR: UA-030/2014, AI-Index: ASA 17/007/2014, Datum: 17. Februar 2014 - sm
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Februar 2014