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AKTION/1440: Briefe gegen das Vergessen, Januar 2013


www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen

Briefe gegen das Vergessen - Aktion des Monats Januar 2013

- Slowakei - Roma-Kinder in Levoca
- Tunesien - Manal Boualagi
- Brasilien - Alexandre Anderson de Souza



Tag für Tag werden Menschen gefoltert, wegen ihrer Ansichten, Hautfarbe oder Herkunft inhaftiert, ermordet, verschleppt oder man lässt sie "verschwinden". AMNESTY INTERNATIONAL veröffentlicht regelmäßig an dieser Stelle drei Einzelschicksale, um an das tägliche Unrecht zu erinnern. Internationale Appelle helfen, solche Menschenrechtsverletzungen anzuprangern und zu beenden.

Sie können mit Ihrem persönlichen Engagement dazu beitragen, dass Folter gestoppt, ein Todesurteil umgewandelt oder ein Mensch aus politischer Haft entlassen wird. Schreiben Sie bitte, im Interesse der Betroffenen, höflich formulierte Briefe an die jeweils angegebenen Behörden des Landes.

Sollten Sie eine Antwort auf Ihr Appellschreiben erhalten, schicken Sie bitte eine Kopie an AMNESTY INTERNATIONAL.

AMNESTY INTERNATIONAL
Zinnowitzer Str. 8, 10115 Berlin
Tel.: 030-42 02 48-0, Fax: 030-42 02 48-488
E-mail: info@amnesty.de,
Internet: www.amnesty.de

Spendenkonto
Bank für Sozialwirtschaft (BfS) Köln,
Kto.-Nr.: 8090100, BLZ: 370 205 00
oder Postbank Köln,
Kto.-Nr.: 22 40 46-502, BLZ 370 100 50
BIC: BFSWDE33XXX
IBAN: DE23370205000008090100

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SLOWAKEI

Roma-Kinder in Levoca

Zu Beginn des Schuljahrs im September 2011 wurden 26 der 29 Roma-Kinder in der ersten Klasse der Grundschule in der Francisciho-Straße in Levoca in zwei reine Roma-Klassen segregiert. Die übrigen drei Kinder wurden in gemischte Klassen eingeschult.

Die Eltern der segregierten Roma-Kinder beschwerten sich umgehend über die Trennung ihrer Kinder von den anderen Schülern. Die Schulverwaltung teilte ihnen mit, sie sollten froh darüber sein, dass ihre Kinder in getrennten Klassen eine "angemessene Erziehungsumgebung" für ihre Kinder vorfänden. Die Schulverwaltung drohte die Polizei zu rufen, sollten die Eltern sich weiter beschweren. Die Schule behauptete, die Kinder seien psychologisch eingeschätzt worden und bräuchten besondere Unterstützung. Die Eltern waren über die Untersuchung jedoch nicht in Kenntnis gesetzt worden und die zwei ausschließlich mit Roma besetzten Klassen erhielten keine besondere Unterstützung oder Fürsorge für die Kinder.

Offenbar wurden die reinen Roma-Klassen nach einer Petition von Eltern eingerichtet, die die Anzahl von Kindern aus "antisozialen" Gemeinschaften in den Klassen ihrer Kinder begrenzen wollten. Eine Roma-Mutter sagte dazu: "Die Schule zerstört ihre Träume. Vielleicht sind wir ungebildet, aber wir wollen, dass unsere Kinder Bildung erhalten."

Im September 2012 wurden einige Roma-Kinder, die zuvor in reinen Roma-Klassen waren, wieder in gemischte Klassen integriert. Doch die Schule betreibt weiterhin reine Roma-Klassen.

Schreiben Sie bitte höflich formulierte Briefe an den Bildungsminister der Slowakei und fordern Sie ein Ende der Segregierung von Roma-Kindern in der Grundschule in der Francisciho-Straße in Levoca und allen anderen Schulen der Slowakei.

Schreiben Sie in gutem Slowakisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Dusan Caplovic
Minister of Education
Ministry of Education, Science, Research and Sport
Stromová 1
813 30 Bratislava
SLOWAKEI
(Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister)
Fax: (00421) 259374333
E-Mail: minister@minedu.sk

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Slowakischen Republik
S.E. Herrn Igor Slobodník
Hildebrandstraße 25, 10785 Berlin
Fax: 030 889 262 22
E-Mail: emb.berlin@mzv.sk


TUNESIEN

Manal Boualagi

Die 26-jährige Manal Boualagi, Mutter von zwei Kindern, wurde am 9. Januar 2011 erschossen. Sie war in der Kleinstadt Regueb der Provinz Sidi Bouzid von der Wohnung ihrer Mutter auf dem Weg nach Hause. Ihre Kinder und eine weibliche Verwandte waren bei ihr, als sie plötzlich aufschrie und zu Boden fiel. Der Arzt, der den Leichnam von Manal Boualagi untersuchte, stellte Schusswunden im Brustbereich fest und äußerte die Vermutung, dass sie von einem Heckenschützen aus einem nahegelegenen Gebäude erschossen worden war.

An jenem Tag wurden in Regueb fünf Menschen erschossen, als die Polizei mit tödlicher Gewalt gegen Protestierende vorging. Die Familie von Manal Boualagi wirft zwei Angehörigen der Sicherheitskräfte vor, am 9. Januar den Befehl gegeben zu haben, auf Protestierende zu schießen. Ein Angehöriger der Sicherheitskräfte wurde von einem Untersuchungsrichter des Militärs verhört und inhaftiert. Der zweite weigerte sich, vor Gericht zu erscheinen und befindet sich nach wie vor auf freiem Fuß. Fast zwei Jahre nach dem Tod von Manal Boualagi wartet ihre Familie immer noch auf Gerechtigkeit.

Schreiben Sie bitte höflich formulierte Briefe an den Minister für Menschenrechte und fordern Sie ihn auf, sicherzustellen, dass der Familie von Manal Boualagi das Recht auf Aufklärung ihres Todes und eine Entschädigung gewährt werden. Unter anderem müssen die Einzelheiten der Untersuchung ihres Todes an die Familie weiter gegeben werden. Die Verantwortlichen für die Tat müssen zudem in einem fairen Gerichtsverfahren unter Ausschluss der Todesstrafe zur Verantwortung gezogen werden.

Schreiben Sie in gutem Französisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Samir Dilou
Minister of Human Rights and Transitional Justice
Rue du 2 Mars 1934 Le Bardo 2000
Tunis
TUNESIEN
Fax: (00 216) 71 662 255
(Anrede: Monsieur Ministre / Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
BOTSCHAFT DER TUNESISCHEN REPUBLIK
Herrn Wacef Chiha
Geschäftsträger a.i., Botschaftsrat
Lindenallee 16
14050 Berlin
Fax: 030-3082 06 83


BRASILIEN

Alexandre Anderson de Souza

Alexandre Anderson de Souza und seine Frau Daize Menezes de Souza sind wegen ihres Einsatzes für den Umweltschutz bereits mehrfach bedroht worden. Alexandre Anderson de Souza gibt an, dass er in den vergangenen drei Jahren bereits sechs Anschläge überlebt hat.

Alexandre Anderson de Souza ist Präsident der Fischereigewerkschaft Associação Homens e Mulheres do Mar (AHOMAR). Die Gewerkschaft hat ihren Sitz im Verwaltungsbezirk Magé am Praia de Mauá - einem Strand, an dem Fischer ihre Netze reparieren und kleine Boote für Angelausflüge in die Bucht Guanabara vorbereiten. Alexandre Anderson de Souza führt seit fünf Jahren einen Protest gegen das Vorhaben einer großen petrochemischen Raffinerie an, eine Ölplattform und mehrere Pipelines in der Bucht zu bauen. Die AHOMAR macht diese für schwerelangfristige Umweltschäden verantwortlich, durch welche die Lebensgrundlage der Gewerkschaftsmitglieder gefährdet ist.

Seit 2009 sind bereits vier Mitglieder der AHOMAR getötet worden. Der Kassenwart der Gewerkschaft, Paulo César dos Santos Souza, wurde 2009 vor den Augen seiner Frau und Kinder zusammengeschlagen und dann mit einen Kopfschuss getötet. Márcio Amaro wurde 2010 ebenfalls in seinem Haus erschossen. Ende Juni 2012 fand man Almir Nogueira de Amorim und João Luiz Telles Penetra, zwei Fischer und aktive AHOMAR-Gewerkschafter, in der Meeresbucht Guanabara tot auf. Man hatte sie gefesselt und ertränkt. Obwohl die Fälle untersucht worden sind, wurde bislang niemand vor Gericht gestellt. Die Drohungen gegen Alexandre Anderson de Souza und seine Frau Daize Menezes de Souza sind nicht angemessen untersucht worden. Zwar sind die beiden in ein staatliches Schutzprogramm für MenschenrechtsverteidigerInnen aufgenommen worden, die eingeleiteten Schutzmaßnahmen sind jedoch nur unzureichend.

Schreiben Sie bitte höflich formulierte Briefe an die Ministerin für Menschenrechte, in denen Sie sie auffordern, in Absprache mit Alexandre Anderson de Souza und Daize Menezes de Souza umfassende Schutzmaßnahmen für die beiden zu ergreifen. Bitten Sie die Ministerin zudem, Untersuchungen zu den Drohungen und Angriffen gegen AHOMAR-Mitglieder sowie zu den vier Todesfällen durchzuführen und fordern Sie, dass die Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden.

Schreiben Sie in gutem Portugiesisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Sra. Maria do Rosário Nunes
Setor Comercial Sul,
Edifício Parque da Cidade Corporate
Quadra 9, Lote C, Torre A , 10º andar,
70.308-200 - BRASILIEN/DF
(Anrede: Exma. Sra. Ministra / Dear Minister / Sehr geehrte Frau Ministerin)
Fax: (00 55) 61 2025 9414

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
BOTSCHAFT DER FÖDERATIVEN REPUBLIK BRASILIEN
S. E. Herrn Everton Vieira Vargas
Wallstraße 57
10179 Berlin
Fax: (030) 726 283 20 oder (030) 726 283 21
E-Mail: brasem.berlim@itamaraty.gov.br

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Quelle:
www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. April 2013