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AKTION/1267: Urgent Action - Kolumbien, Gewerkschafter bedroht


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-325/2012, AI-Index: AMR 23/042/2012, Datum: 8. November 2012 - as

Kolumbien
Gewerkschafter bedroht



Herr Mauricio Valencia Tamayo, Gewerkschaftsvorsitzender Herr Wilson Alberto Riaño, Gewerkschaftsmitglied Herr Omar Rengifo, Gewerkschaftsmitglied Herr Edwin Mejía, Gewerkschaftsmitglied Herr Julio López, Gewerkschaftsmitglied

Fünf Gewerkschafter in der Gemeinde Bugalagrande im Südwesten von Kolumbien erhielten am 4. November Morddrohungen von den Urabeños, einer paramilitärischen Gruppe.

Am 4. November erhielt Mauricio Valencia Tamayo, Vorsitzender der Sektion Bugalagrande der Gewerkschaft der Beschäftigten in der Nahrungsmittelindustrie (Sindicato Nacional de Trabajadores de la Industria de Alimentos - SINALTRAINAL), eine Morddrohung per SMS. In der Mitteilung hieß es: "Du als Gewerkschafter getarnter Guerilla-Hurensohn und Unternehmenszerstörer, entweder hörst du auf, uns auf die Nerven zu gehen und die Proteste anzuheizen, oder wir pumpen dich mit Blei voll. Hau ab, Hurensohn. Die Urabeños" ("Guerrillero hijueputa disfrazado de sindicalista, acaba empresa o dejas de joder y estar calentando la plaza o te rellenamos a plomo, abrite perro hijueputa. Los urabe.os [sic]"). Die gleiche SMS ging an Wilson Alberto Riaño, Omar Rengifo, Edwin Mejía and Julio López, ebenfalls Mitglieder von SINALTRAINAL.

Vier der Gewerkschafter arbeiten für Nestlé, Julio López ist ein ehemaliger Mitarbeiter. Mitglieder von SINALTRAINAL protestieren seit dem 22. Oktober vor Betrieben von Nestlé in Bugalagrande im Departamento Valle de Cauca und in Bogotá, um die Einhaltung mehrerer mit dem Unternehmen getroffener Vereinbarungen zu fordern. MitarbeiterInnen anderer Unternehmen, auch Mitglieder der SINALTRAINAL, haben ebenfalls Morddrohungen erhalten.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Gewerkschafter, MenschenrechtsaktivistInnen und andere soziale Organisationen sind von RegierungsbeamtInnen, Sicherheitskräften und paramilitärischen Gruppen oft als GuerillakollaborateurInnen oder -unterstützerInnen bezeichnet worden. Diesen Anschuldigungen folgten häufig Drohungen gegen oder Angriffe auf MenschenrechtsaktivistInnen. Kolumbien gehört zu den Ländern mit der höchsten Tötungsrate von Gewerkschaftsmitgliedern. Mitglieder von Gewerkschaften werden im Zusammenhang mit Arbeitskämpfen und dem Kampf um die Verbesserung sozio-ökonomischer Rechte immer wieder mit dem Tode bedroht oder gar getötet.

Zwar wurden die paramilitärischen Gruppen Kolumbiens angeblich ab 2003 in einem von der Regierung unterstützten Prozess demobilisiert, doch zeigen die Drohungen gegen Menschenrechtsorganisationen und Gewerkschaften in Valle de Cauca und anderswo eindeutig, dass sie noch immer aktiv sind. Guerillakräfte waren in den letzten Jahren auch im Südwesten Kolumbiens für zahlreiche Tötungen und Drohungen verantwortlich.

SINALTRAINAL wurde 1982 gegründet, um sich für die Rechte der Beschäftigten in der Nahrungsmittelindustrie einzusetzen. Seit ihrer Gründung sind mindestens 22 SINALTRAINAL-Mitglieder getötet oder Opfer von Verschwindenlassen geworden; Dutzende sind tätlichen Übergriffen zum Opfer gefallen oder haben Morddrohungen erhalten. In den letzten Jahren war SINALTRAINAL an einer Reihe von Arbeitskonflikten beteiligt, meist mit großen multinationalen Konzernen. Diese Konflikte gingen häufig einher mit Berichten von Drohungen und Übergriffen gegen Mitglieder der Gewerkschaft, vor allem durch Angehörige der Sicherheitskräfte oder paramilitärische Gruppen.

Luciano Enrique Romero Molina, ein führendes Mitglied von SINALTRAINAL in Cesar, wurde im September 2005 getötet. Sein Körper war mit über 40 Stichwunden übersät. Er war Mitarbeiter von Nestlé-CICOLAC in Valledupar im Departamento Cesar. SCHREIBEN SIE BITTE


FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN
  • Ich fordere Sie auf, eine umfassende und unparteiische Untersuchung der Morddrohungen gegen Mauricio Valencia Tamayo, Wilson Alberto Riaño, Omar Rengifo, Edwin Mejía und Julio López zu veranlassen, deren Ergebnisse zu veröffentlichen und die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen.
  • Leiten Sie bitte in Absprache mit den Betroffenen angemessene Maßnahmen zu ihrem Schutz ein.
  • Ich ersuche Sie nachdrücklich, in Übereinstimmung mit getroffenen Zusagen seitens der Regierung sowie Empfehlungen der Vereinten Nationen und anderen internationalen Organisationen sofortige Maßnahmen zur Auflösung paramilitärischer Gruppen einzuleiten.

APPELLE AN

PRÄSIDENT
Señor Juan Manuel Santos
Presidente de la República
Palacio de Nariño
Carrera 8 No. 7-26
Bogotá
KOLUMBIEN
(Anrede: Estimado Sr. Presidente Santos / Sehr geehrter Herr Präsident / Dear President Santos)
Fax: (00 57) 1 596 0631

ARBEITSMINISTER
Rafael Pardo Rueda
Ministerio de Trabajo
Carrera 14, No. 99-33
Bogotá
KOLUMBIEN
(Anrede: Estimado Sr. Ministro Rueda / Sehr geehrter Herr Minister / Dear Minister Rueda)
Fax: (00 57) 1 489 3900, Durchwahl 2320


KOPIEN AN

GEWERKSCHAFT
SINALTRAINAL
Carrera 15, No. 35-18
Bogotá
KOLUMBIEN

BOTSCHAFT DER REPUBLIK KOLUMBIEN
S. E. Herrn Juan Mayr Maldonado
Kurfürstenstr. 84
10787 Berlin
Fax: 030-2639 6125
E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 20. Dezember 2012 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY
  • Calling on the authorities to order a full and impartial investigation into the death threats against Mauricio Valencia Tamayo, Wilson Alberto Riaño, Omar Rengifo, Edwin Mejía and Julio López, and to publish the results and bring those responsible to justice.
  • Demanding that they provide protection for those threatened, as agreed with those in danger.

- Urging them to take immediate action to dismantle paramilitary groups, in line with stated government commitments and recommendations made by the UN and other intergovernmental organizations.

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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-325/2012, AI-Index: AMR 23/042/2012, Datum: 8. November 2012 - as
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. November 2012