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AKTION/1251: Urgent Action - Mexiko, Demonstrierende von Gewalt bedroht


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-262/2012-1, AI-Index: AMR 41/071/2012, Datum: 26. Oktober 2012 - jw

Mexiko
Demonstrierende von Gewalt bedroht

Weitere Informationen zu UA-262/2012 (AMR 41/064/2012, 11. September 2012)



BERGARBEITERiNNEN und
LANDBESITZERiNNEN der Region La Sierrita

Am 24. Oktober ist ein Protestcamp örtlicher LandbesitzerInnen und streikender BergarbeiterInnen vor der La Platosa Silbermine im Nordwesten Mexikos zerstört und niedergebrannt worden. Am frühen Morgen des 24. Oktober zerstörte eine Gruppe von ca. 180 Personen das Protestcamp vor der La Platosa Mine in Sierrita im Bundesstaat Durango und brannte es anschließend ab. Berichten zufolge trugen die AngreiferInnen Holzstöcke und Steine bei sich und trafen in fünf Lokalbussen ein. Ein weiterer Bus gehörte der La Platosa Mine. Die LandbesitzerInnen (ejidatarios) und die Mitglieder von Sektion 309 (Sección 309) der nationalen Bergarbeitergewerkschaft konnten unverletzt entkommen.

Laut übermittelter Informationen waren die AngreiferInnen Mitglieder der Gewerkschaft für Metall- und Stahlarbeit Don Napoleon Gomez Sada (Sindicato Minero Metalúrgico, Siderúrgico Don Napoleón Gómez Sada). Die GewerkschafterInnen ließen die örtlichen LandbesitzerInnen nicht zu Wort kommen. Sie sagten: "Wir haben die Anordnung, euch durch Schläge oder auch mit Toten zu entfernen, genau wie es gerade in Coahuila passiert ist ("Traemos órdenes de quitarlos a trancazos o con muertos, como pasó en Coahuila"). Eine am Camp anwesende Polizeistreife der Stadt tat nichts, um die Angreifer abzuhalten. Später am Morgen trafen Angehörige der mexikanischen Armee und der Bundespolizei ein, unternahmen aber ebenfalls nichts.

Das Protestcamp war errichtet worden, um den Zugang zu der Mine einzuschränken. Die kommunalen LandwirtInnen und BergarbeiterInnen, die an dem Protest teilnehmen, sagen, dass die Betreiber der La Platosa Mine rechtliche Verpflichtungen gegenüber den ArbeiterInnen und der örtlichen Gemeinde nicht eingehalten hätten. Bisher haben weder die staatlichen noch bundesstaatlichen Behörden eingegriffen oder versucht, den Streit zu schlichten und die Menschenrechte aufrechtzuerhalten. Am 23. Oktober hatte die kommunale Polizei den Protestierenden mitgeteilt, dass sie am 25. Oktober vertrieben werden würden, konnte aber keine gerichtliche Anordnung vorweisen.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Die Demonstrierenden im Widerstandscamp, bei denen sich auch viele Kinder befinden, sind der Ansicht, dass der Betreiber der Silbermine La Platosa sowohl gegen Vereinbarungen mit den örtlichen LandwirtInnen, auf deren Grund und Boden sich die Mine befindet, verstoßen haben, als auch gegen Absprachen mit den BergarbeiterInnen, die versucht hatten, eine unabhängige Gewerkschaft zu gründen. Am 29. August drohten 100 Angehörige der Armee und der Polizei den Protestierenden Gewalt an, als sie eine Straße zur Mine blockierten. Daraufhin gaben die Demonstrierenden die Straße wieder frei, blieben aber im Camp. Am 7. September berichteten die Protestierenden auch von Drohungen durch die von dem Minenbetreiber anerkannte Gewerkschaft. Versuche, durch Verhandlungen zu einer Lösung des Konflikts zu gelangen, sind bislang gescheitert.

Die Nichtregierungsorganisation ProDESC (Proyecto de Derechos Económicos, Sociales y Culturales), die für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte eintritt und BewohnerInnen der Gemeinde und der BergarbeiterInnen bei ihren Protesten unterstützt, ist aufgrund dieser Unterstützung wiederholt zum Ziel von Hetzkampagnen geworden.


SCHREIBEN SIE BITTE

E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Angesichts der Gewalt, die den Protestierenden in La Sierrita angedroht und zuteil wurde, möchte ich Sie höflich auffordern, die Sicherheit der Protestierenden zu gewährleisten.
  • Führen Sie bitte eine umfassende Untersuchung der Ereignisse vom 24. Oktober durch, bei denen Mitglieder einer offiziellen Gewerkschaft gewaltsam ein Protestcamp zerstörten, während VertreterInnen der Behörden zusahen, und ziehen Sie die Verantwortlichen zur Rechenschaft.
  • Bitte stellen Sie auch sicher, dass die Rechte der Demonstrierenden auf friedliche Demonstrationen und Vereinigungsfreiheit gewahrt bleiben und Maßnahmen ergriffen werden, um den Konflikt friedlich zu lösen sowie die Rechte der Gemeinde und der streikenden BergarbeiterInnen zu wahren.

APPELLE AN

GOUVERNEUR DES BUNDESSTAATES DURANGO
Lic. Jorge Herrera Caldera
5 de Febrero #800 Pte, Col. Centro
Durango
Durango, CP 34000
MEXIKO
(Anrede: Estimado Señor Gobernador / Sehr geehrter Herr Gouverneur / Dear Governor)
Fax: (00 52) 618 827 0847
E-Mail: transparencia@durango.gob.mx

INNENMINISTER
Dr. Alejandro Poiré Romero
Secretaría de Gobernación
Bucareli 99, 1er. piso, Col. Juárez
Delegación Cuauhtémoc
México D.F., C.P.06600
MEXIKO
(Anrede: Estimado Ministro / Sehr geehrter Herr Innenminister / Dear Minister)
Fax: (00 52) 55 5093 3414
E-Mail: secretario@segob.gob.mx


KOPIEN AN

LOKALE MENSCHENRECHTSORGANISATION
Proyecto de Derechos Económicos, Sociales y Culturales - PRODESC
E-Mail: prodesc@prodesc.org.mx

BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN MEXIKANISCHEN STAATEN
S. E. Herrn Francisco N. González Díaz
Klingelhöferstraße 3
10785 Berlin
Fax: 030-26 93 23 700
E-Mail: mail@mexale.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 7. Dezember 2012 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY
  • Calling on the federal and state authorities to guarantee the safety of the protestors of La Sierrita in the face of these threats and violence.
  • Urging them to fully investigate the events on 24 October in which members of an official trade union used force to destroy a protest camp while public authorities watched on, and calling for all those responsible to be held accountable.
  • Asking them to respect the protestors' right to peaceful protest and association, and ensure that the dispute respects the human rights of the community and striking miners.

*

Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-262/2012-1, AI-Index: AMR 41/071/2012, Datum: 26. Oktober 2012 - jw
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Kampagnen und Kommunikation
Zinnowitzer Straße 8, 10115 Berlin
Telefon: 030/42 02 48-306, Fax: 030/42 02 48 - 330
E-Mail: ua-de@amnesty.de; info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de/ua; www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. November 2012