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AKTION/1221: Urgent Action - Kolumbien, Frau und Anwälte bedroht


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-296/2012, AI-Index: AMR 23/040/2012, Datum: 11. Oktober 2012 - ar

Kolumbien
Frau und Anwälte bedroht



Frau ALFAMIR CASTILLO
Herr JORGE MOLANO, Anwalt von Alfamir Castillo
Herr GERMAN ROMERO, Anwalt von Alfamir Castillo

Am 10. Oktober richtete ein Mann eine Schusswaffe auf Alfamir Castillo, die Mutter eines jungen Mannes, der von Angehörigen der Streitkräfte in Palmira im Süden Kolumbiens getötet worden war. Dabei drohte er, sie und ihre Anwälte umzubringen. Der Vorfall ereignete sich wenige Tage vor der Gerichtsverhandlung über die außergerichtliche Hinrichtung des Sohnes von Alfamir Castillo und eines weiteren Mannes.

Am 10. Oktober reiste Alfamir Castillo mit dem Bus nach Santiago de Cali im Departamento Valle del Cauca im Süden des Landes. Als der Bus in Palmira anhielt, stieg ein Mann ein. Er zielte mit einer Schusswaffe auf Alfamir Castillo und sagte: "Sag' deinem Anwalt, diesem Verräter, dass er sterben wird, und du auch" ("Dígale al sapo del abogado que se va a morir y usted también"). Alfamir Castillo wird in dem Gerichtsverfahren über die außergerichtliche Hinrichtung ihres Sohnes Darbey Mosquera Castillo und Alex Hernando Ramírez Hurtado, die beide im selben Übergriff getötet wurden, von ihren Anwälten Jorge Molano und German Romero vertreten. Sieben Angehörige des Bataillons zur Guerillabekämpfung 57 Martires de Puerres der VIII. Abteilung der kolumbianischen Armee sind wegen der staatlichen Morde zu über 40 Jahren Haft verurteilt worden. Die Morddrohung ereignete sich nur wenige Tage vor der angesetzten Gerichtsverhandlung in Manizales im Departamento Caldas. Ziel des Verfahrens ist es, die Befehlsverantwortung zu klären und zu untersuchen, welche Rolle ein Major, ein Hauptmann und zwei Oberste in diesem Fall gespielt haben. Alfamir Castillo, einige ihrer Verwandten, ZeugInnen der außergerichtlichen Hinrichtung und die beiden Anwälte sind nun schon mehrmals bedroht, eingeschüchtert und schikaniert worden. Am 13. Januar war derselbe bewaffnete Mann Alfamir Castillo zum örtlichen Büro der Generalstaatsanwaltschaft gefolgt, wo sie Anzeige wegen Drohungen erhob.

Die kolumbianische Armee ist in einen Falsos-Positivos-Skandal verwickelt, in dem Angehörigen der Streitkräfte vorgeworfen wird, tausende Zivilpersonen unrechtmäßig getötet und die meisten von ihnen anschließend als "im Kampf gefallene Guerilla-Kämpfer" dargestellt zu haben. Die strafrechtlichen Ermittlungen zu diesen Fällen gehen nur schleppend voran.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Im Laufe des bewaffneten innerstaatlichen Konfliktes in Kolumbien, der sich schon über vier Jahrzehnte hinzieht, haben die Sicherheitskräfte systematisch zahlreiche Menschen außergerichtlich hingerichtet. Das Vorgehen der Sicherheitskräfte ist Teil ihrer Strategie zur Bekämpfung von Aufständen. Die Generalstaatsanwaltschaft Kolumbiens untersucht mehr als 2.000 Fälle außergerichtlicher Hinrichtungen, für welche die Sicherheitskräfte verantwortlich sein sollen. In Kolumbien werden Menschen, die Gerechtigkeit für die Opfer von außergerichtlichen Hinrichtungen einfordern, immer wieder von den Sicherheitskräften oder ihren paramilitärischen Verbündeten mit dem Tod bedroht oder ermordet.


SCHREIBEN SIE BITTE

FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich möchte meine Sorge um die Sicherheit von Alfamir Castillo, Jorge Molano und German Romero sowie weiterer Verwandter und ZeugInnen zum Ausdruck bringen und Sie eindringlich bitten, in Absprache mit den Betroffenen angemessene Maßnahmen zu ihrem Schutz einzuleiten.
  • Leiten Sie bitte dringend eine umfassende und unparteiische Untersuchung der Drohungen gegen Alfamir Castillo, Jorge Molano und German Romero ein und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.
  • Ich erwarte ein entschiedenes Handeln der zuständigen Behörden, um außergerichtlichen Hinrichtungen ein Ende zu setzen und die Sicherheit derjenigen zu garantieren, die sich für Gerechtigkeit einsetzen, wie es die Vereinten Nationen in ihren Empfehlungen zum Schutz der Menschenrechte mehrfach ausgesprochen haben.
  • Ich möchte Sie an Ihre Pflicht erinnern, es MenschenrechtsverteidigerInnen zu ermöglichen, ihrer Arbeit ohne Furcht nachzugehen, wie es in der UN-Erklärung zum Schutz von MenschenrechtsverteidigerInnen von 1998 festgeschrieben wurde.

APPELLE AN

PRÄSIDENT
Señor Juan Manuel Santos
Presidente de la República
Palacio de Nariño
Carrera 8 No. 7-26
Bogotá
KOLUMBIEN
(Anrede: Estimado Sr. Presidente Santos / Sehr geehrter Herr Präsident / Dear President Santos)
Fax: (00 57) 1 596 0631

VERTEIDIGUNGSMINISTER
Señor Juan Carlos Pinzón
Ministerio de Defensa
Carrera 54 No. 26-29
Bogotá
KOLUMBIEN
(Anrede: Estimado Sr. Ministro Pinzón / Sehr geehrter Herr Minister / Dear Minister Pinzón)
Fax: (00 57) 1 266 1003

INNENMINISTER
Señor Federico Renjifo Vélez
Ministerio Del Interior
Carrera 8 No. 7-83
Bogotá,
KOLUMBIEN
(Anrede: Estimado Sr. Ministro Renjifo / Sehr geehrter Herr Minister / Dear Minister Renjifo)


KOPIEN AN

BOTSCHAFT DER REPUBLIK KOLUMBIEN
S.E. Herrn Juan Mayr Maldonado
Kurfürstenstr. 84
10787 Berlin
Fax: 030-2639 6125
E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 22. November 2012 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY
  • Expressing concern for the safety of Alfamir Castillo, Jorge Molano and German Romero, and other relatives and witnesses, and calling on the authorities to ensure protection measures for them as agreed with them.
  • Urging the authorities to fully and impartially investigate the threats and prosecute those responsible.
  • Demanding commitment from the authorities to take decisive action to end extrajudicial executions, and guarantee the protection of those campaigning for justice in line with repeated United Nations human rights recommendations.
  • Reminding the authorities to fulfil their obligations to ensure human rights defenders can carry out their work without fear, as laid out in the 1998 UN Declaration on Human Rights Defenders.

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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-296/2012, AI-Index: AMR 23/040/2012, Datum: 11. Oktober 2012 - ar
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Oktober 2012