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REZENSION/013: J. von Buttlar - Leben auf dem Mars (Ufologie) (SB)


Johannes von Buttlar


Leben auf dem Mars.

Die Entdeckungen der NASA-Viking-Mission



Der Titel "Leben auf dem Mars" in Verbindung mit dem Untertitel "Die Entdeckungen der NASA-Viking-Mission" ist etwas irreführend, denn in seinem Buch beschreibt Johannes von Buttlar zwar auch den Ablauf und einige Ergebnisse der Mission, aber die haben für unserem Nachbarplaneten keineswegs Anhaltspunkte für Leben, wie wir es kennen, erbracht. Ohnehin widmet er sich hauptsächlich einem breiten Spektrum alter und neuer Spekulationen über Zeugnisse für sowohl irdische als auch außerirdische Besucher und Siedler auf dem roten Planeten.

Die Geschichte der Erforschung des roten Planeten durch Wissenschaftler und Laien setzt sich vor allem aus Fehlschlägen und Mißdeutungen der Ergebnisse zusammen. Im letzten Jahrhundert veröffentlichten Astronomen so viele verschiedene Marskarten, daß sich ein äußerst verworrenes Bild bezüglich seiner Oberfläche ergab. Erst 1877 wurde eine Karte angefertigt, die die allgemeine Anerkennung in der Fachwelt errang und für die nächsten hundert Jahre gültig bleiben sollte. Allerdings führte ihr Schöpfer, der italienische Astronom Giovanni Schiaparelli für die vielen dunklen Linien, die er entdeckt hatte, den Begriff "canali" ein, weil er der Meinung war, daß es sich bei den dunklen Flecken, die er durch sein Teleskop gesehen hatte, um Meere handelte, die ihrerseits durch Wasserläufe, eben jene "canali", verbunden waren. Im Italienischen bezeichnet dieses Wort einfach Wasserläufe, was in den meisten anderen Sprachen aber als Kanäle, künstliche Wasserstraßen verstanden wird. Der Begriff "Marskanäle" setzte sich weltweit durch und sorgte für die entsprechenden Interpretationen bezüglich ihrer Erbauer. Heute wissen wir, daß es keine Meere und kein fließendes Wasser auf dem Mars gibt, und ob es das jemals gegeben hat, vermag auch niemand mit Sicherheit zu sagen.

Erst im Jahr 1962 mit dem Start der ersten sowjetischen interplanetaren Raumsonde MARS 1 eröffnete sich für die Forscher die Möglichkeit, Daten zu erhalten, die über die Beobachtung von der Erde aus hinausgingen. Allerdings scheiterte diese Mission noch, und erst später gestartete Raumfahrzeuge der Russen und Amerikaner erreichten unseren Nachbarplaneten.

Anfänglich flogen die Sonden noch am Mars vorbei und funkten die gewonnenen Daten zur Erde. Die Wissenschaftler strebten nach Erkenntnissen über die Zusammensetzung der Atmosphäre, die Beschaffenheit des Strahlengürtels, die Eigenschaften eines eventuellen Magnetfeldes und über organische Materie, falls diese vorhanden sein sollte. Außerdem hoffte man Radiowellen einzufangen. 1965 kamen von der amerikanischen Sonde Mariner 4 die ersten 22 funkkodierten Bilder der Mars-Oberfläche zur amerikanischen Bodenstation. Allerdings war die Qualität so schlecht, daß sie keine neuen Erkenntnisse bescherten.

1971 wurde Mariner 9 unprogrammgemäß in einen Mars-Orbit gezogen und konnte daher umfangreiches Daten- und Bildmaterial liefern. Allerdings wurde die Frage nach organischem Leben auch damals nicht beantwortet. Die NASA-Experten kamen zu dem Schluß, daß nur eine Landung und direkte Analyse des Marsbodens für Aufklärung sorgen konnte.

1976 gelang es den Amerikanern mit ihrer Viking-Mission, die aus zwei zeitlich versetzt gestarteten Sonden bestand, aus dem Mars- Orbit zwei "Lander" - mobile, robotische Laboratorien - auf die Oberfläche zu bringen. Wie wenig man trotz der Aufklärung aus dem Orbit über die Oberfläche herausbekam, läßt sich schon daran ermessen, daß die Experten in der NASA-Bodenstation sehr bestürzt waren, als sie die Bilder vom "Lander" der Viking 2 sahen. Sie hatten nämlich geglaubt, ein leicht welliges, sandiges Gelände für eine relativ sichere Landung ausgesucht zu haben. Statt dessen mußten sie feststellen, daß es sich um eine ausgedehnte Steinwüste handelte. In Wirklichkeit war die Absetzung der "Lander" mit großen Risiken behaftet, denn es handelte sich um einen Blindflug, da die Kameras aus dem 2200 Kilometer hohen Orbit lediglich Aufnahmen liefern konnten, deren feinste Auflösung die Größe eines Fußballfeldes zeigten. Alles, was kleiner war, blieb ihnen verborgen. Man hatte also großes Glück gehabt, daß die Bodenfahrzeuge unbeschädigt heruntergekommen waren.

Bei den Landern handelte es sich um fahrbare Miniaturlabors, die verschiedene Funktionen hatten. Sie lichteten die Marsoberfläche ab und lieferten die Daten per Funk an ihren Orbiter, der sie zur Erde weiterleitete; sie maßen die Temperaturen, die in dem Landegebiet zwischen -90 Grad Celsius in der Nacht und -10 Grad Celsius am Tag lagen; außerdem analysierten sie die Atmosphäre, die zu 95% aus Kohlendioxid bestand und fast keinerlei Sauerstoff enthielt; aber vor allem waren sie konzipiert, Bodenproben zu nehmen und diese in eingebauten Laborzellen automatisch auf Mikroorganismen, also Zeichen von organischem Leben zu untersuchen.

Selbstverständlich gingen die Wissenschaftler dabei ungeachtet der unterschiedlichen atmosphärischen und klimatischen Bedingungen von irdischen Voraussetzungen aus, da sie sonst keinen Anhaltspunkt für ihre Experimente gehabt hätten. Bei den Untersuchungsverfahren setzten sie darauf, daß organisches Leben auf Kohlenstoff basiert, der bei uns ein weitverbreites Element ist. Der Schock war groß, als die Bodenanalysen praktisch keine Spuren von Kohlenstoff aufwiesen. Durchgeführt wurden die drei Versuchsreihen aber trotzdem.

Eines der Verfahren zielte darauf ab, Metabolismen nachzuweisen, die auf Photosynthese basieren. Dazu wurden Bodenproben mit einer Nährflüssigkeit versetzt, die mit radioktivem Kohlenstoff 14 geimpft war. Anschließend wurden die Proben mit Kunstlicht bestrahlt, dann erhitzt und später mit einem Geigerzähler überprüft, um herauszufinden, ob sich durch die Aufnahme der radioaktiv markierten Gase organische Moleküle gebildet hatten. Es erfolgte tatsächlich eine chemische Reaktion, aus der zumindest der Autor den Schluß zog, daß es sich dabei um Leben handelte.

Ein anderes Experiment sollte Stoffwechselprozesse von Mikroorganismen im Marsboden nachweisen. Dazu wurden sieben verschiedene einfache chemische Verbindungen wiederum mit Kohlenstoff 14 markiert und zusammen mit einer Nährflüssigkeit den Bodenproben beigemengt, um zu sehen, ob, ähnlich wie auf der Erde, Organismen sie "verspeisten". Sollte das der Fall sein, so die Annahme, würde es auch eine Verdauung und somit Abfallprodukte wie Kohlenmonoxid, Kohlendioxid oder Methan geben. Per Geigerzähler hoffte man, den radioaktiven Kohlenstoff 14 in den ausgeschiedenen Gasen nachzuweisen.

Auch dieses Verfahren verlief positiv, in den Proben war irgend etwas enthalten, das den beigegebenen Kohlenstoff aus der Nährflüssigkeit oxidierte. Auch in diesem Fall meinte von Buttlar, daß hierfür ein biologischer Organismus verantwortlich war.

Ein drittes Experiment betraf den Gasaustausch. Dabei gingen die Wissenschaftler davon aus, daß es für alle Organismen unerläßlich ist, Gase ein- und auszuatmen. Zumindest auf der Erde hatten sich in Versuchen die Bodenbakterien nach Zugabe einer Nährflüssigkeit stark vermehrt und entweder molekularen Stickstoff, Wasserstoff, Kohlendioxid oder Methan abgesondert. Die Forscher hofften, daß bei den Marsproben das gleiche geschehen würde. Sie waren jedoch äußerst verwundert, als bei der Zugabe von Wasser große Mengen Sauerstoff, aber nur sehr wenig Kohlendioxid frei wurden. Außerdem ging dieser Prozeß nicht geometrisch, sondern schlagartig vonstatten. Die Abgabekurve stieg steil an und verlief danach nur noch flach, woraus gefolgert wurde, daß es sich keinesfalls um einen biologischen Vorgang handeln konnte.

Die Ergebnisse der Experimente bescherten den Forschern nur Widersprüche. Sie warfen mehr Fragen auf, als sie Antworten gaben. Das ist allerdings nicht weiter verwunderlich, gingen doch alle Untersuchungsanordnungen von der Annahme aus, daß man auf dem Mars Kohlenstoff finden müßte. Entweder waren also die Untersuchungsmethoden untauglich oder die Theorien über die Voraussetzungen und Prozesse von Leben stimmen nicht.

Von Buttlar überschrieb das Kapitel, das die oben erwähnten Untersuchungsmethoden behandelt, mit "2:1 für Marsleben". Das suggeriert, daß zwei der drei Experimente, wenn auch unspezifiziertes organisches Leben auf dem Mars nachgewiesen hätten. Wir sind allerdings der Meinung, daß die Versuche lediglich chemische Reaktionen aufzeigten, die keineswegs zwingend auf organische Prozesse schließen lassen. Auch Johannes von Buttlar wird wissen, daß nach der wissenschaftlichen Definition drei Kriterien für biologisches Leben erfüllt sein müssen: Stoffwechsel, Fortpflanzung und Fortbewegung. Daß eine stichhaltige Analyse mit einer robotischen Anlage nicht zu leisten ist, dürfte auch klar sein. Es sollte nicht einmal ausgeschlossen werden, daß die "Lander" selbst Mikroorganismen eingeschleppt haben, die in die Bodenproben eingegangen sind und zu den entsprechenden Reaktionen führten. Jedenfalls gäbe es eine ganze Reihe von Fragen zu klären, bevor man sich dazu versteigt, von Marsleben zu sprechen.

Welches Interesse hinter der Vorgehensweise des Autors steht, ist leicht zu durchschauen; es hört sich eben viel besser an, wenn man von außerirdischen Lebensformen sprechen kann, als wenn man sagen muß: "Wir haben nichts gefunden, was Leben zweifelsfrei belegt". Außerdem ist es die Generallinie in allen Veröffentlichungen von Buttlars, die Kunde von außerirdischem Leben zu verbreiten. Schon aus diesem Grund kann man als Leser grundsätzlich davon ausgehen, daß der Autor immer zugunsten dieser Botschaft interpretieren wird.

So füllen denn auch die Fakten und nüchternen Erkenntnisse von den NASA-Wissenschaftlern den weitaus kleineren Teil des Buchs. Viel breiteren Raum widmet der Autor den verschiedensten Thesen, Spekulationen und Mythen zu irdischen und außerirdischen Raumfahrern einst und jetzt.

Von Buttlar erhebt australische und chinesische Höhlenmalereien, auf denen unter anderem jeweils zehn Kreise zu sehen sind, kühn zu Darstellungen unseres Sonnensystems, selbstverständlich einschließlich des gemutmaßten, nicht mehr existierenden 10. Planeten Phaethon. Der Autor wundert sich zwar auch ein wenig über die Kenntnisse der Primitiven und Alten, aber um die Antwort ist er nicht verlegen, dafür müssen längst untergegangene irdische Hochkulturen herhalten oder es sollen außerirdische Gönner gewesen sein, die die Informationen lieferten.

Ein anderes Lieblingsthema, das in keinem seiner Bücher fehlen darf, sind die Pyramiden und deren angebliche Gleichförmigkeit und Gleichzeitigkeit im Entstehen rund um unseren Globus. Von Buttlar bemüht für seine Behauptung nicht nur Sheldrakes Theorie von den "morphogenetischen Feldern", wonach gleichartige Wesen, die untereinander nicht in Verbindung stehen, etwa zur gleichen Zeit ihr Verhalten ändern und neue Techniken einführen, sondern er stellt auch die provozierende Frage, ob dieses Wissen nicht vielleicht aus nur einer Quelle stamme, nämlich vom Mars?

Um zu verstehen, wie er auf den Mars kommt, muß man wissen, daß die Viking-Sonden Bilder geliefert haben, die Formationen zeigen, die Pyramiden sein könnten. Allerdings ist die Auflösung der Aufnahmen so gering, daß alles unterhalb der Größe eines Fußballfeldes verlorengehen mußte. Aber es gibt ein paar Computer- Experten die das Ausgangsmaterial der NASA so bearbeitet haben, daß man zu dem Schluß kommen kann, es handele sich tatsächlich um künstliche Bauwerke.

Was die angebliche Gleichzeitigkeit des Entstehens und die Gleichförmigkeit der irdischen Pyramiden angeht, so ist dazu zu sagen, daß zum Beispiel die ägyptischen Pyramiden gegenüber den mittelamerikanischen nicht nur sehr viel älter sind, sie unterscheiden sich auch erheblich in Größe, äußerer Erscheinung, innerem Aufbau und ursprünglichem Verwendungszweck. Während die Ägypter gewaltige, streng geometrische Grabmale errichteten, die innen massiv gebaut wurden, haben wir es bei den amerikanischen Pyramiden mit steilen, oft rechteckigen Bauwerken zu tun, die an der Spitze eine Plattform aufweisen, auf der in aller Regel ein Tempel steht. Hier dienten die Pyramiden zeremoniellen Zwecken, wovon auch die Treppen zeugen, die auf die Plattformen führen. Sie wurden über die Stufen der Pyramide hinweggebaut. Häufig gab es außer im Tempelgebäude keine Innenräume. Entweder schüttete man den Kern des Bauwerks aus Erde auf und setzte dann die Felsquader als äußeren Mantel darüber oder man verwendete ältere Gebäude und überbaute diese einfach.

Das Geheimnis der Form scheint uns nicht so rätselhaft zu sein. Mit den damaligen Techniken konnten nur dann hohe Gebäude errichtet werden, wenn man sie um Fuß breit anlegte und nach oben verjüngte. Vielleicht hat es andere Konstruktionen gegeben, die waren dann aber statisch nicht so standhaft und verschwanden im Laufe der Zeit wieder. Außerdem muß man in Betracht ziehen, daß sich die amerikanischen Pyramiden in einer Erdbebenzone befinden.

Auch die Spekulation um das angebliche Marsgesicht nimmt breiten Raum ein. Natürlich wäre es ein Leckerbissen für alle Vertreter der Theorien über interplanetare und interstellare Raumfahrt, wenn es ein solches Objekt tatsächlich geben sollte. Und die Vertreter der Fraktion, die von der Hinterlegung und Installierung von Artefakten für uns Erdenmenschen durch Außerirdische ausgehen, wären natürlich auch begeistert. Die NASA hat seinerzeit allerdings abgewunken und die Abbildung als ein Spiel von Licht und Schatten bezeichnet, zumal eine zweite Aufnahme existiert, die unter anderen Lichtverhältnissen kein "Gesicht" erkennen läßt.

Von Buttlar zieht jedoch seine eigenen Verbindungen. Er vergleicht das Marsgesicht mit dem Kopf der Sphinx in Ägypten. Warum? Formal ist das völlig absurd, wenn man einmal davon absieht, daß es sich in beiden Fällen um einen Kopf handeln soll. Sonst gibt es keinerlei Verwandtschaft. Doch es gibt eine, und das sind die Pyramiden in Gizeh. Es soll sich nämlich um die gleiche Anordnung der Anlagen in Ägypten und der Cydonia-Ebene auf dem Mars handeln. Aber offenbar ist dem Autor keine These und keine Legende zu hergeholt, um sie nicht auch noch seinem Mosaik hinzuzufügen. Und er schmiedet das Eisen, solange es heiß ist. Sollte sich nämlich bei einer weiteren Mission zum Mars mit besseren Kameras oder bei einer Landung herausstellen, daß alles auf einer Täuschung beruhte, dann war es zumindest eine schöne Geschichte.

Selbstverständlich hat von Buttlar für diesen Fall vorgesorgt. Auf der letzten Seite des Buches finden wir dann das Kleingedruckte. Da räumt er ein, daß Kopf und Pyramiden auch natürlichen Ursprungs sein könnten, und er gibt seinen Lesern mit auf den Weg: "Ob künstlich oder natürlich - diese steinernen Monumente sollten uns auf jeden Fall Warnung sein, alles daran zu setzen, damit unsere Zivilisation überlebt."

Wir geben zu, daß uns der Autor mit diesem Schlußwort etwas ratlos zurückließ. Oder wollte er uns in Nachdenklichkeit stürzen und darüber vergessen lassen, daß er gerade einen Rückzieher gemacht hatte?

Johannes von Buttlar tritt als Chronist auf, der zwar eine bestimmte Leserschaft bedient, sich selbst aber nicht festlegt. Das wird an vielen Stellen des Buches deutlich. Wer aber eine Sammlung aller Mythen und Theorien zum Thema Leben auf dem Mars haben möchte, der ist gut bedient, muß aber damit rechnen, daß viele der Quellen zugunsten der Marsleben-Theorie aufbereitet wurden.

Johannes von Buttlar
Leben auf dem Mars.
Die Entdeckungen der NASA-Viking-Mission
Wilhelm Heyne Verlag, München 1987