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REZENSION/093: Atlan - Die Eisige Sphäre (Scifi) (SB)


Atlan


Die Eisige Sphäre

Perry Rhodan Edition Bd. 28



PERRY RHODAN, die größte Science-fiction-Serie des bekannten Universums und darüber hinaus war ursprünglich auf vielleicht 50, maximal 100 Hefte konzipiert. Niemals hätten sich die Gründerväter Karl-Heinz Scheer und Clark Darlton (Walter Ernsting) träumen lassen, den Grundstein für ein Weltraumabenteuer zu legen, das auch nachfolgende Generationen noch begeistern und sich über inzwischen 45 Jahre erstrecken sollte. Zum Erfolg von PERRY RHODAN hat beigetragen, daß die Serie fast von Anfang an in mehrfacher Hinsicht weiterentwickelt wurde, räumlich, zeitlich und protagonistisch. Zudem fungierte sie stets als Spiegel ihrer Zeit.

Das Universum des Perry Rhodan, von "Experten" Perryversum genannt, ist grundlegend zweigeteilt. Man soll es sich wie ein Möbiusband vorstellen, dessen Enden, ein halbes Mal verdreht, zu einer Schleife aneinandergeklebt werden. Daraus sollen sich zwei voneinander getrennte, aber in sich geschlossene Räume ergeben, mit einem "Hier" (Parresum) und einem "Dort" (Arresum). Ungeachtet dessen bedienen sich die Autoren auch der Idee des Multiversums mit seinen unzähligen möglichen Wirklichkeiten. Dem noch nicht genug liegt der Kosmologie ebenfalls das Konzept der Mehrdimensionalität zugrunde. Einige der Dimensionen (Hyperraum) werden von niederen Wesen wie den Menschen genutzt, so daß sie mit ihren Raumschiffen schneller von A wie Arkon nach B wie Beteigeuze reisen können.

Neben der beliebten räumlichen Erweiterung der Handlung stießen die Autoren auch in zeitliche Dimensionen vor, schickten ihre Helden weit zurück in eine graue Vorzeit, als die Diener der Kosmokraten Lebenssporen auf die Welten streuten, oder in allerfernste Zukünfte, wenn die letzten Sterne erlöschen. Einen dritten, permanenten Antrieb erfuhr PERRY RHODAN durch die Mannigfaltigkeit der Figuren und Völker. Einige tauchen nur für ein einziges Heft auf, andere für einen ganzen Zyklus, und wenige bleiben der Leserschaft über viele Jahre bis Jahrzehnte erhalten.

Zu letzteren zählt die Figur des Arkoniden Atlan. Eingeführt wurde sie von Karl-Heinz Scheer im Heftroman Nr. 50 "Der Einsame der Zeit". Es bleibt der Spekulation überlassen, ob die PERRY RHODAN-Serie ohne Atlan so weit gekommen wäre, aber eines steht fest: Atlan war und ist eine große Bereicherung. Während Perry Rhodan häufig der moralisch anständige war und zwischenzeitlich sogar zum bloßen Verwaltungs-"Apparatschik" und zur Grauen Eminenz zu verkommen drohte, durfte Atlan immer über die Stränge schlagen. Er war eben ein Arkonide, deshalb mußten seine Wertvorstellungen nicht die gleichen sein wie die des Terraners.

Die Begeisterung der Leser über Atlan hat Autoren und Verlag bewogen, dem Unsterblichen eine eigene Heftreihe zu geben. Atlan wurden sowohl Jugend- als auch Zeitabenteuer auf den Leib geschrieben, und beide werden seit einigen Jahren vom Pabel Moewig Verlag leicht bearbeitet und in Buchform neu herausgebracht. Inzwischen umfassen die "Blaubücher", in denen Atlans Jugend und Abenteuer im Laufe der Menschheitsgeschichte geschildert werden, 28 Bände. In dem vorliegenden Sammelroman "Die Eisige Sphäre" sind die Atlan-Heftromane 198 (Planet der Zombies von Dirk Hess), 199 (Kreuzzug nach Yarden von Clark Darlton), 200 (Herrscher im Mikrokosmos von William Voltz), 202 (Ingenieure der Vernichtung von H.G. Ewers), 203 (Planet im Feuersturm von H.G. Ewers) und der Anfang von Nr. 205 (Ein Mond ohne Namen, Hans Kneifel) eingeflossen.

Hintergrund der Handlung: Vor 10.000 Jahren mußte Atlan, der junge Thronanwärter, aus dem Arkonidischen Imperium fliehen, nachdem sein Vater, Imperator Gonozal, von dessen Widersacher Orbanaschol getötet worden war. Zunächst beschützt von seinem Freund, dem Hofarzt ("Bauchaufschneider") Fartuloon, nimmt der 17jährige Atlan den Kampf um seine Rückkehr und die Einnahme des ihm zustehenden Throns auf. Dabei verschlägt es den Helden auf fremdartige Welten und in äußerst bizarre kosmische Winkel, beispielsweise in die "Eisige Sphäre", eine Art Einbruch des Standarduniversums in den sogenannten Mikrokosmos. Den muß man sich als winzig kleines Universum oder poetisch als Welt im Tautropfen vorstellen.

Schon einmal hatte Atlan den Mikrokosmos aufgesucht und war unversehrt aus ihm zurückgekommen. Diesmal hatte er sich mehr oder weniger freiwillig von den methanatmenden Maahks schrumpfen lassen, um zum einen Grek Drei - ein hochrangiges Mitglied des Volks der Maahks - und zum anderen die arkonidische Prinzessin Crysalgira zu befreien.

Im Mikrokosmos angekommen, erfährt Atlan (und damit der Leser) mehr über die Geschichte des uralten Volks der Varganen, das vor 800.000 Jahren die Milchstraße beherrschte und dessen Hinterlassenschaft als "versunkene Welten" bekannt wurde. Die Varganen stammten ursprünglich aus dem Mikrokosmos, waren aber ins Standarduniversum übergewechselt, um dort ihr Herrschaftsgebiet auszudehnen. Sie befürchteten, daß ihre mikrokosmischen Welten durch Manipulationen auf der Makroebene zerstört werden könnten, und wollten dem - um einen Begriff aus dem heute üblichen Sprachgebrach zu nehmen - "präemptiv" vorgreifen. Der Wechsel der kosmischen Ebene kostete die Varganen ihre Vermehrungsfähigkeit und brachte ihnen die Unsterblichkeit.

Atlan hat Prinzessin Crysalgira gefunden und will nun mit ihr wieder zurückkehren. Eine Möglichkeit dazu besteht, so vermutet der Arkonide, auf Yarden, wohin die Tejonther einen Kreuzzug mit 10.000 Raumschiffen entsenden. Doch da kann man als Fremdweltler nicht so ohne weiteres mitfliegen. Atlan und Crysalgira müssen lebensgefährliche Abenteuer bestehen, um auch nur ihre Chance zu verbessern, jemals Yarden zu erreichen.

Für Leser, die seit längerem Woche für Woche ins Perryversum abtauchen oder hin und wieder Atlan durch Zeit und Raum begleitet haben, ist ein Quereinstieg in die "Blaubücher" durchaus möglich, sie können sich in die Handlung hineinlesen, doch empfiehlt es sich letztlich, zumindest die Jugendabenteuer des "Kristallprinzen" (Bd. 17) Atlan von Beginn an zu verfolgen. "Die Eisige Sphäre" ist Bestandteil eines typischen Science-fiction- Epos, in dem der oder die Hauptpersonen etliche Hürden überwinden und knifflige Probleme lösen müssen, bis sie endlich ihr Ziel (Eroberung des Throns) oder eine naheliegendere Etappe (Rückkehr ins Standarduniversum) erreichen. Wie die Hauptserie PERRY RHODAN verfügt auch "Atlan" über eine dichte Handlung, die in einen kosmologischen Überbau eingebettet ist.

Atlan
Die Eisige Sphäre
Perry Rhodan Edition Bd. 28
Pabel-Moewig Verlag, Rastatt 2006
Euro 14,80
ISBN 10: 3-8118-1527-X
ISBN 13: 9-783-8118-1527-8


Datum: 28.6.2006