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LESERBRIEFE/004: Disput "Gute Nachrichten!" - Stellungnahme von Joanna Barelkowska, Heinrich-Böll-Stiftung


Zur Schattenblick-Rezension:
Heinrich Böll Stiftung / Ute Scheub (Hrsg.) - Gute Nachrichten! Wie Frauen und Männer weltweit Kriege beenden und die Umwelt retten (SB)

unter: BUCH -> SACHBUCH -> REZENSION/623



Leserbrief:

Betreff: Re: Schattenblick / Hinweis auf Buchrezension "Gute Nachrichten!"
Von: Joanna Barelkowska
Datum: Dienstag, 13.10.2014 - 11:13 Uhr

Ute Scheub leitete an mich Ihre Rezension des Buches "Gute Nachrichten" weiter und ich erlaube mir deshalb auch darauf zu reagieren. Ich habe im Namen des Referats Außen- und Sicherheitspolitik und in Zusammenarbeit mit dem Referenten Gregor Enste die Herausgabe des Buches betreut. Meine Antwort ist intern abgesprochen.

Zunächst freue ich mich, dass unser Buch Ihr Interesse gefunden hat, und dass Sie es besprochen haben. Es ist immer interessant, was und wie von den Botschaften ankommt, die wir in die Welt senden. Sie haben das deutschsprachige Buch besprochen. Inzwischen liegt auch das englischsprachige Buch "Good news. How women and men stop violence and save the plant" vor. Während das deutsche Buch logischerweise eher für das deutsche Publikum bestimmt war und Einfluss auf die hiesigen Politiken und Praktiken nehmen wollte, richtet sich das englische Buch (leicht verändert gegenüber der deutschen Fassung) v.a. an Menschen im Ausland, insbesondere aus dem globalen Süden.

Und eben mit dem englischen Buch möchte ich auf einen Argumentationsstrang Ihrer Rezension antworten. Sie behaupten, wir würden durch unser Buch den Menschen aus dem Süden nicht auf Augenhöhe begegnen. Dagegen spräche z.B. die Reaktion meines Kollegen aus dem Afghanistan-Büro der hbs, Abdullah Athayi, der mit großer Begeisterung erzählte, dass er das Buch gerade lese und es sehr inspirierend und ermutigend für seine Arbeit mit und für afghanische Frauen finde. Ähnliche Stimmen haben ich auch aus anderen Büros der Heinrich-Böll-Stiftung gehört.

Was Sie in Ihrer Rezension übersehen haben, ist die Tatsache, dass - mit Ausnahme von etwa 3 Artikeln - alle Geschichten aus der Feder lokaler und regionaler Journalisten und Journalistinnen stammen, die im Netzwerk von IPS arbeiten. Es ist kein Zufall, sondern Absicht, das im Buch zu erfassen, was aus nicht-europäischer Sicht wichtig ist. Auch dies trägt zur Begegnung auf Augenhöhe bei.

Den Titel "Gute Nachrichten" haben wir als Herausgeberin vergeben. Wir haben damit keine religiösen Absichten verfolgt, aber waren uns natürlich dessen bewusst, dass "gute Nachrichten" in unserem Kulturkreis auch eine religiöse Konnotation haben. Mit dem Titel wollten wir auf die Existenz ermutigender Nachrichten hinweisen, die dahinter stehenden realen Menschen damit würdigen und andere zum Handeln ermutigen.

Übrigens steht es gleich am Anfang des dritten Absatzes des Vorworts geschrieben: "Solche Akteurinnen und Akteure des politischen Wandels zu unterstützen ist ein großes Anliegen unserer Stiftung. Wir verstehen uns selbst als Akteurin, die sich weltweit für die Einhaltung von Menschenrechten, für gewaltfreie Konflikttransformation, für Ökologie und Nachhaltigkeit und für die Entwicklung der Demokratie einsetzt". Es ist deshalb nicht so, wie Sie meinen, dass wir "nur" Erfolgsgeschichten verbreiten, ohne selbst dazu beizutragen, dass die Katastrophen enden.

Vielleicht klären diese Ausführungen besser den Hintergrund und unsere Ziele, die wir mit der Publikation verfolgten. Ich danke Ihnen noch einmal für Ihr Interesse und den Anlass, sich erneut zu positionieren.

Mit freundlichen Grüßen
Joanna Barelkowska

Heinrich-Böll-Stiftung e.V.
Joanna Barelkowska
Referat Außen- und Sicherheitspolitik | Projektbearbeiterin

www.boell.de

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Quelle:
E-Mail vom 13.05.2014
   


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Mai 2014