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REZENSION/017: Perry Rhodan - Sternenozean, Folge 13 bis 18 (SB)


PERRY RHODAN


Sternenozean

Folge 13 bis 18



Wer hätte das gedacht, als vor gut einem Jahr die ersten sechs Perry-Rhodan-Hörspiele zum Zyklus "Sternenozean" herausgebracht wurden, daß daraus eine eigenständige Audioserie wird, die das von Anfang an hohe technische Niveau beizubehalten vermag. Auch in der nunmehr dritten Staffel mit den Folgen 13 bis 18, die im Dezember 2007 herausgekommen sind, bringen die bekannten Sprechstimmen für Perry Rhodan, Atlan, Mondra Diamond, Zephyda und vielen mehr ihren jeweiligen Part gewohnt souverän, neu hinzugekommene Sprecher wie Christian Schult als Erzähler fügen sich da bestens ein.

Die Geschichte selbst schließt sich eng an die früheren Hörspiele an, wobei erwartungsgemäß einige zweifellos spannende Episoden aus den Heftromanvorlagen nicht berücksichtigt wurden. Vermutlich wollten die Produzenten die Gesamthandlung voranbringen und dabei eine gewisse Stringenz wahren. Das ist verständlich, verlangen doch bereits die drei verschiedenen Erzählstränge in diesen sechs Folgen den Hörerinnen und Hörern eine höhere Aufmerksamkeit ab, als wenn es sich um linear aufeinander aufbauende Episoden handelte.

Folge 13, "Der Flug der Epha-Motana", spielt auf dem Planeten Ash-Irthumo. Dort kapern die Motana ein Raumschiff der Kybb-Cranar und bringen es einzig und allein dank ihrer psionischen Gesänge - die eindrucksvoll rüberkommen - in die Luft. Mit der Landung klappt's allerdings noch nicht so gut. Folge 14 entführt die Hörerschaft auf den Planeten Hayok, wo die Arkoniden einen Angriff auf den "Speicher", einen unterirdischen Geheimstützpunkt des terranischen Geheimdienstes TLD in der Hauptstadt Vhalaum, starten. Bei "Die Sekte erwacht" wechselt der Schauplatz abermals zu einem anderen Planeten, diesmal zur Erde, dementsprechend sind auch die Handlungsträger neu: Homer G. Adams, Mondra Diamond und Noviel Residor auf der Seite der terranischen Regierung, der Prophet Carlosch Imberlock und die suggestiv beeinflußte Kosmopsychologin Bré Tsinga auf der Seite einer sich rasant ausbreitenden Glaubensgemeinschaft, die auf die Ankunft des Gottes Gon-Orbhon wartet.

In den Folgen 16 und 18 wird jeweils wieder in den Sternenozean von Jamondi umgeblendet, diesmal zu den Planeten Shoz und Baikhal Cain, während Folge 17 die Abwehrschlacht der TLD-Mitarbeiter im Speicher gegen die Arkoniden unter Führung von Shallowain, dem Hund, wiedergibt.

Leserinnen und Leser der Erstauflage, die mit der Handlung vertraut sind, haben selbstverständlich keinerlei Probleme damit, die Ereignisse an den jeweiligen Handlungsorten miteinander zu verknüpfen. Wer dagegen mit dem "Perryversum" nicht auf vertrautem Fuß steht, dem wird es nicht leicht gemacht, der Handlung auf den verschiedenen Planeten zu folgen und sie in den übergreifenden Zusammenhang zu stellen. Ein einfaches Mittel, diesen Mangel zu beheben, wäre beispielsweise, wenn der Erzähler zu Beginn jeder neuen Episode einige Worte sowohl über die generelle Rahmenhandlung als auch die jeweils vorangegangene Episode verlöre. Das sollte dann allerdings möglichst nicht so flach daherkommen wie "was bisher geschah".

Bei der musikalischen Unterfütterung wurden in der aktuellen Staffel Veränderungen gegenüber den beiden vorangegangenen vorgenommen, so daß die Musik weniger in den Vordergrund rückt und allein dadurch der Text an Bedeutung gewinnt. Die sich zuvor stark auf klassische Instrumente stützende Begleitung wurde ein wenig zurückgedreht und teils durch jazzige Elemente ersetzt. Die bedrängen nicht so stark das Ohr der Hörerinnen und Hörer und dürften deshalb den breiteren Geschmack treffen, wenngleich die Klangfülle aus den ersten 12 Folgen durchaus ihre Anhänger fand. Auf jeden Fall ist die Entscheidung, das wiederkehrende musikalische Thema der früheren Hörspiele beizubehalten, zu begrüßen, es stellt ein unauffälliges Bindeglied der verschiedenen Handlungsebenen dar.

Inzwischen verkommt es fast zur Gewohnheit, die Übertragung von den Romanvorlagen auf die Hörspieladaption als sehr gelungen zu bezeichnen. Ob mit kriminalistischem Touch wie in "Die Sekte erwacht" oder mystisch angehaucht wie in "Die Mediale Schildwache", ob action-geladen wie beim "Kampf um den Speicher" oder psychologisch-spannungsreich wie in "Der Todbringer", die jeweiligen Stimmungen werden stets sehr gut getroffen, die Personen wirken in sich glaubwürdig und lassen sich dank der einfühlsamen Auswahl der Sprecherinnen und Sprecher gut voneinander unterscheiden.

Da hört man leicht über die eine oder andere sprachliche Schwäche hinweg. Beispielsweise wäre zu fragen, ob die Mediale Schildwache für den Kampf der Motana gegen die Kybb-Cranar tatsächlich, wie Perry Rhodan sagt, "immanent" wichtig ist (Folge 18), oder ob nicht "immens" das Attribut der Wahl wäre. Auch die Aussage, daß etwas ein "riskantes Wagnis" (Folge 13) ist, bildet eine unnötige Verdopplung - welches Wagnis ist nicht riskant? Sich mit einem Bagger "sehr schräg nach oben" zu graben (Folge 18), ist zwar durchaus möglich, "in einem steilen Winkel nach oben" käme jedoch zumindest bei den Hörerinnen und Hörern reibungsloser an, auch wenn das Resultat für den Protagonisten, in diesem Fall Perry Rhodan, aufs gleiche hinausliefe. Und wenn man den Perry-Rhodan-Leser-typischen Beckmesser von der Leine läßt und ihm eine Stimme verleiht, so wäre zu fragen: Wie können Würfelraumer im freien All "auf dem Kopf" (Folge 16) stehen?

Wie bereits in dem Heftroman "Die Sekte erwacht" (Nr. 2221) von H. G. Francis enthält die gleichnamige Hörspielfassung reichlich zeitgenössische Bezüge. Selbstmordattentäter sind auf jeden Fall eine neuere Erscheinung im politischen Weltgeschehen. Wenn sich jemand mit einem Gleiter auf ein Gebäude stürzen will, dann dürften diesem Bild die Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon in den USA am 11. September 2001 Pate gestanden haben. Außerdem sorgen sich heute nicht die Eltern um ihre Kinder, die sich andersartigen Religionsgemeinschaften anschließen könnten, sondern umgekehrt Kinder um ihre Eltern, die häufig mehr Bereitschaft erkennen lassen, etwas Neues zu wagen, als ihr Nachwuchs, der in deutlich engeren gesellschaftlichen Verhältnissen aufwachsen muß und einer von großer Ungewißheit geprägten Zukunft entgegenblickt. In diesem Fall versucht Bré Tsingas Sohn seine Mutter davon zu überzeugen, daß sie sich von der Gon-Orbhon-Sekte lossagt. Vergeblich, wie sich herausstellt.

Gucky, Multimutant und Überall-zugleich-Tröter, werden von dem "Hund" seine Grenzen aufgezeigt, und Kantiran, Sohn Perry Rhodans, zahlt Lehrgeld dafür, daß er eigenmächtig gehandelt und den Speicher verlassen hat, kurz bevor dieser von den Arkoniden attackiert wird. Mit der Medialen Schildwache Lyressea kommt ein Hauch Mystik in die Serie, wodurch jedoch ebensowenig wie bei der Idee der psionischen Gesänge der Motana das Genre gewechselt und zu Fantasy übergegangen wird. Während Shallowain ein überaus gewiefter Gegner ist, werden die igelartigen Kybb-Cranar tumb bis in die letzte Stachelspitze gezeichnet. Mit schierer Brutalität und technologischer Überlegenheit sichern sie ihre Herrschaft - so wie man sich Schurken eben vorstellt.

Die vorliegende Hörspielreihe ist nicht das einzige Audiomedium der Perry-Rhodan-Macher, doch es ist das am aufwendigsten gemachte und, ohne die anderen Produkte damit schmälern zu wollen, das attraktivste. Sie hat Maßstäbe gesetzt, an denen sich andere Science-fiction-Hörspiele aus dem Unterhaltungsbereich werden messen müssen.

27. Dezember 2007

13. Der Flug der Epha-Motana - ISBN-13 978-3785734315
14. Terraner als Faustpfand - ISBN-13 978-3785734322
15. Die Sekte erwacht - ISBN-13 978-3785734339
16. Der Todbringer - ISBN-13 978-3785734346
17. Kampf um den Speicher - ISBN-13 978-3785734353
18. Die Mediale Schildwache - ISBN-13 978-3785734360


Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt
Lübbe Audio, Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
Bergisch Gladbach 2007