Leipziger Messe GmbH - LEIPZIGER BUCHMESSE (23. bis 26. März 2017)
Pressemeldung vom 24. November 2016
Programmvorstellung
Litauen - Schwerpunktland der Leipziger Buchmesse 2017
Das Lithuanian Culture Institute hat Ende November in der Botschaft der Republik Litauen in Berlin Höhepunkte des Programms "Litauen - Schwerpunktland der Leipziger Buchmesse 2017" vorgestellt.
Im Mittelpunkt steht die Vielfalt der klassischen und zeitgenössischen litauischen Literatur. Darüber hinaus ist ein breites kulturelles Rahmenprogramm geplant, wobei ein spezieller Akzent auf der polyglotten Tradition der Stadt Vilnius sowie den Beziehungen Litauens zu seinen polnischen, russischen und deutschen Nachbarn liegt. Zudem stehen die litauisch-deutschen Gemeinsamkeiten im Blick: Thomas Mann, Johannes Bobrowski und das kulturhistorische Erbe Ostpreußens. Überdies zeigen junge litauische Kreative (Buchkünstler, Musiker, Fotografen, bildende Künstler) ihre neuen Arbeiten.
Deividas Matulionis, Botschafter der Republik Litauen eröffnete die Programmvorstellung mit den Worten: "Litauen und Deutschland sind heutzutage politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich miteinander so eng wie nie zuvor verbunden. Die bevorstehende Teilnahme als Partnerland an der Leipziger Buchmesse gibt uns die einmalige Chance, Litauen in vielen Facetten und Farben vorzustellen. Ein Hauch von Litauen in Leipzig - das ist unsere Ambition."
Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse, hob hervor: "Litauen präsentiert sich in Leipzig mit einem vielfältigen literarischen, musikalischen und künstlerischen Programm, dass das baltische Land in all seinen kulturellen Facetten erlebbar macht. Litauen setzt damit die Tradition der Schwerpunktländer in Leipzig fort, die den Dialog innerhalb Europas stärken und das Verständnis füreinander fördern."
Litauen, ein Land mit knapp 3 Mio. Einwohnern, ist einer der politisch dynamischsten Staaten Europas, durch eine wechselvolle, spannungsreiche Geschichte geprägt. Eine der Großmächte Europas im Mittelalter und seit 1795 unter russischer Oberhoheit, erlangte Litauen 1918 wieder seine Unabhängigkeit. 1940 wurde Litauen von der Sowjetunion besetzt. 1941 drangen die Deutschen ein, und 1944 wurde das Land durch die Rote Armee zurückerobert. Es folgten ein über 10-jähriger Partisanenkampf gegen die sowjetische Annexion sowie massive Deportationen nach Sibirien - Themen, die von litauischen Literaten eindrücklich verarbeitet worden sind. 1990 erlangten die Litauer im Zuge der "Singenden Revolution" erneut ihre Unabhängigkeit, seit 2004 ist Litauen Mitglied der EU und der NATO.
Mit der Unabhängigkeit entwickelten die Literaten und Intellektuellen des Landes wieder neue, eigene Ausdrucksmöglichkeiten. Dabei gilt das Litauische, eine der wenigen überlebenden indogermanischen Altsprachen, seit je als eine Sprache mit besonderer poetischer Kraft. Die Übersetzerin und Lituanistin Claudia Sinnig unterstrich: "Das Litauische ist von einem sanften, unglaublich nuancierten Klang und einer archaischen Formenvielfalt wie sie nur in den Altsprachen anzutreffen ist. Ihr reiches Arsenal erfordert Bedacht und Sensibilität. Subtil, melodiös und konkret ist Litauisch eine Lyriksprache par excellence."
Zur Leipziger Buchmesse (23.-26. März 2017) präsentiert das Lithuanian Culture Institute unter der Leitung von Direktorin Ausrine Zilinskiene 26 deutschsprachigen Neuerscheinungen - Lyrikbände, Romane, Essaysammlungen, Sach- und Kinderbücher - sowie ein breit gefächertes Kulturprogramm:
Zu den in Leipzig präsentierten Lyrikern gehören Antanas A. Jonynas, ein
bekannter Altmeister der litauischen Lyrik, sowie der Exzentriker Sigitas
Parulskis. Aber auch Agne Zagrakalyte mit ihren sinnlich-besinnlichen
Versen sowie Giedre Kazlauskaite mit ihren stillen und doch aufbegehrenden
Meditationen. Zu entdecken sind außerdem die Gedichte des archaisch und
futuristisch zugleich wirkenden "Anti-Romantikers" Gytis Norvylas und die
erstaunlichen, raschen, präzisen Bild-, Denk- und Klangfiguren von Aivaras
Veiknys oder die jung und zugleich klassizistisch wirkenden Formen des
Rimvydas Stankevicius.
Außerdem erwartet das Publikum zur Buchmesse eine kleine Sensation: die
Neuübersetzung des barocken Versepos "Die Jahreszeiten" von Kristijonas
Donelaitis aus dem 18. Jahrhundert, mit dem die litauische Literatur
begann.
Zu den in Leipzig präsentierten Romanen gehören Antanas Skemas' klassisch modernistischer Exilroman über litauische Tristesse und Wahnsinn im New York der 1950er Jahre, Jurgis Kuncinas Meisterwerk über den spätsowjetischen Vilniuser Underground, der aktuelle NY-Times-Bestseller von Ruta Sepetys, ein Roman des in Israel lebenden litauisch-jüdischen Romanciers Grigori Kanowitsch, das exzentrische Chinoise von Undine Radzeviciute und eine Vatersuche von Renata Serelyte.
Kurzprosa gibt es u.a. vom Klassiker Romualdas Granauskas, von dem subtilen Erzähler Alvydas Slepikas und von dem Künstler Mikalojus Vilutis. Außerdem werden diverse Essaybände vorgestellt: Eugenijus Alisanka gibt leichtfüßige, witzige und zugleich tiefsinnige Streifzüge. Giedra Radvilaviciute sinniert über das Leben einer Frau im Litauen der Gegenwart und Laurynas Katkus schreibt ein Traktat über die Russen.
Sachbücher erscheinen von Inge Luksaite über die Reformation, Laimonas Briedis über das multikulturelle Vilnius sowie von Felix Ackermann. In einem Gesprächsband erzählt Tomas Venclova, der Großmeister der litauischen Verskunst, seine u.a. von Pasternak in Moskau bis hin zu Achmatova und Brodsky in Leningrad reichen Lebenserinnerungen.
Kinderbücher werden u.a. von Kestutis Kasparavicius präsentiert.
Vorstellungen dieser Bücher in Leipzig sind u.a. in einer "Nacht der litauischen Lyrik", einer "Nacht der litauischen Prosa" und in einem Speed-Dating geplant.
Zusätzlich zu den Buchpräsentationen organisiert das Lithuanian Culture Institute ein breit gefächertes Kulturprogramm, darunter:
100 Jahre Johannes Bobrowski
Zur Leipziger Buchmesse ist eine Ausstellung zu Ehren von Johannes
Bobrowski geplant - am 9. April 1917 wird sein 100-jähriges Geburtsjubiläum
gefeiert. Die osteuropäische Landschaft, die Sprachen und Mythen der
baltischen Kulturen, insbesondere Litauens, waren zentrale Themen des
deutschen Lyrikers und Erzählers. Eine Ausstellung von Arturas Valiauga
zeigt Fotografien aus Litauen, von beiden Seiten der Memel, in deren
Kontext die Biografie und der literarische Nachlass Bobrowskis gestellt
werden. Das baltische Weltbild zeigte er geprägt durch einschneidende
Kriegserfahrungen, Verbannungen in die sowjetischen Lager in Sibirien und
den Holocaust - Themen, die eng auch mit seiner eigenen Biografie verbunden
sind.
Deutsch-litauische Kulturgeschichte der Gastronomie
Deutschland und Litauen verbinden traditionsreiche gastronomische
Beziehungen. Zwei litauische Wissenschaftler, Rimvydas Lauzikas und
Antanas Astrauskas, haben Kochbücher des 17. bis 20. Jahrhundert nach
Rezepten durchkämmt, die zwischen Deutschland und Litauen ausgetauscht
wurden. Deutsche brachten nicht nur zahlreiche Kartoffelgerichte nach
Litauen, sondern auch Thüringer Klöße, Tiroler Strudel, Nürnberger Wecken
und Lübecker Konfekt. In der deutschen und österreichischen Küche
wiederum tauchten gleich mehrere Gerichte aus der Hofküche der Radziwills
auf (z.B. Zander à la Radziwill, Radziwill-Sauce), und den deutschen
(ostpreußischen) Küchenwortschatz bereicherten Gerichte mit litauischen
Namen wie Meschkines, Schuppnis und Spirgel. Der zur Leipziger
Buchmesse erscheinende Band enthält zudem 31 Rezepte, die in
verschiedenen Jahrhunderten über die Grenzen der beiden Länder
gewandert sind.
Orgel-Safari
Im Herbst 2016 reiste der Komponist Arturas Bumsteinas mit seinem Team
durch 10 sächsische Städte, entlang der deutsch-tschechischen Grenze. In
jeder Stadt nahm er die dortige Orgelmusik in den Kirchen auf: in Pillnitz,
Sebnitz, Sohland an der Spree, Waltersdorf, Grosschonau, Zittau, Oybin,
Hornitz, Weesenstein und Klingenthal. Die daraus entstandenen
"Orgelsafarichroniken" zeigen die Orgelmusik der einzelnen Städte,
verbunden mit besonderen Reise-Erlebnissen des Komponisten. Aufgeführt
wird die "Orgel-Safari" zur Buchmesse in der Leipziger Schaubühne.
"Oxymora": Interdisziplinäre Kunst-Ausstellung
Gemeinsam mit dem Goethe-Institut Vilnius plant das Lithuanian Culture
Institute eine Ausstellung, die bereits am 26. Februar in der Leipziger
Baumwollspinnerei eröffnet wird. Unter dem Titel "Oxymora" (Wortwuchs)
konstruieren die Kuratoren John Colton (Berlin) und Virginija Vitkiene
(Kaunas) Verbindungen, die paradoxe Bedeutungen betonen: die Synthese
von Material und Form oder die Spannung von scheinbar widersprüchlichen
Linien. So zeigt die Ausstellung Kunstwerke der deutschen Dichter- und
Malergruppe "Berliner Malerpoeten". Ihre Gründung hat die aus Litauen
stammende deutsche Dichterin und Malerin Aldona Gustas 1972 initiiert.
Präsentiert werden Künstler mit Doppeltalenten wie Günter Grass, Christoph
Meckel, Karl Oppermann, Oskar Pastior oder Wolfdietrich Schnurre. Damit
kombiniert Virginija Vitkiene moderne litauische Kunst: textile Werke,
Tapisserien, Stickereien, die mit Digitaldruck, Jacquardweberei,
Videoanimationen verbunden werden: Kunstwerke, die als Textilien und
Texte zugleich wahrnehmbar sind.
Junge litauische Grafikkunst
Studenten der Vilnius Art Academy bringen eine besondere Idee nach Leipzig
mit: Sie stellen einen einzigartigen, nur in der litauischen Sprache
vorkommenden Buchstaben ins Rampenlicht: den Buchstaben "e" als
Ausdruck litauischer Identität und Einzigartigkeit sowie als litauisches
Symbol. Dieser Buchstabe hat im Litauischen mehrere Funktionen: am Ende
eines Wortes bildet er die Vergangenheitsform des Verbs (kure - schuf,
spaude - drückte, zaide - spielte). Außerdem verweist dieser Buchstabe auf
das weibliche Geschlecht (saule - die Sonne, daile - die Kunst, dirbtuve -
die Werkstatt, spaustuve - die Druckerei). "e" steht oft am Ende der
litauischen Familiennamen der Frauen, oft ist "e" auch Endung der
weiblichen Vornamen (Ausrine). Außerdem ist "e" Ausdruck einer Empfindung,
Interjektion, durch die Emotionen unterschiedlichen Grades ausgedrückt
werden.
"Confessions" - Oper im Dunkeln
Unter dem Titel "Confessions" zeigt im Leipziger Theater Lofft die Spatial
Opera Company eine Mono-Oper im Dunkeln. Im Mittelpunkt dieses
experimentellen Werkes stehen akustische Wahrnehmungen und deren
Wirkung auf die Einbildungskraft. Die Idee der sieben Todsünden wurde
dabei zum Ausgangspunkt des Librettos: In den sieben Teilen der
,,Confessions'' werden sieben Todsünden behandelt - Habgier, Hochmut,
Völlerei, Neid, Zorn, Wollust, Trägheit. Die Vorstellung dieser 'Sünden'
wird durch Töne stimuliert, die intensive Bilder von Emotionen,
Empfindungen oder Objekten wecken.
Nähere Informationen zu Programm und Autoren unter:
www.litaueninleipzig.lt
Litauen
Schwerpunktland der Leipziger Buchmesse 2017 wird veranstaltet vom
Lithuanian Culture Institute und der Leipziger Buchmesse in Zusammenarbeit
mit dem Kultusministerium der Republik Litauen, der Botschaft der Republik
Litauen in Deutschland, dem Litauischen Verlegerverband, dem Staatlichen
Tourismusamt Litauen sowie dem Goethe-Institut Litauen.
Über die Leipziger Buchmesse
Die Leipziger Buchmesse ist der wichtigste Frühjahrstreff der Buch- und
Medienbranche und versteht sich als Messe für Leser, Autoren und Verlage.
Sie präsentiert die Neuerscheinungen des Frühjahrs, aktuelle Themen und
Trends und zeigt neben junger deutschsprachiger Literatur auch Neues aus
Mittel- und Osteuropa. Durch die einzigartige Verbindung von Messe und
"Leipzig liest" - dem größten europäischen Lesefest - hat sich die
Buchmesse zu einem Publikumsmagneten entwickelt. Im Verbund mit der
Leipziger Buchmesse öffnet die Manga-Comic-Con (MCC) in Halle 1. Parallel
dazu findet die 23. Leipziger Antiquariatsmesse statt.
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Quelle:
Pressemitteilung vom 24. November 2016
Leipziger Messe GmbH
Abteilung: Kommunikation Messen
Messe-Allee 1, 04356 Leipzig
PF 10 07 20, 04007 Leipzig
Ruth Justen, Pressesprecherin Leipziger Buchmesse
Telefon: +49 341 678-6555, Fax: +49 341 678-166555
E-Mail: r.justen@leipziger-messe.de
Leipziger Buchmesse im Internet: http://www.leipziger-buchmesse.de
Leipziger Messe im Internet: http://www.leipziger-messe.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Januar 2017
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