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KALTE PLATTE/0056: Klatsch auf krossen Kräckern (SB)


Satirische Canapés und Cocktailbissen


Ganz normal

Endlich ist Schluß mit Ritalin! Nachdem zwei deutsche Hochschulen in unabhängigen Studien belegen konnten, daß bereits im Jahr 2020 mehr als 50 Prozent aller Grundschüler dem Unterricht nur noch mit Hilfe des ADS-Medikaments Ritalin folgen können, sieht sich das Bildungsministerium zum Handeln gezwungen. Eine komplette Umstrukturierung des Grundschulunterrichts sowie der Ausstattung der Unterrichtsräume ist vorgesehen.

"Da die bisher als Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom bezeichnete Unruhe und Konzentrationsunfähigkeit der Schüler absehbar weit über die Hälfte der Grundschüler betreffen wird", erläuterte einer der zuständigen Kinderpsychologen, Dr. Dietmar Durchschnitt, "wird sie künftig als Normalverhalten gelten. Daher ist eine medikamentöse Behandlung nicht mehr angezeigt. Stattdessen wird das Bildungsministerium in die Pflicht genommen, um für ein adäquates, bedürfnisangepaßtes Lernumfeld zu sorgen."

Neben einer Reduktion der Unterrichtseinheiten auf den Zeitraum von 10 Minuten sollen die Klassenzimmer künftig mit Heimtrainer-Stühlen, d.h. Stühlen mit Fahrradpedalen, Tischen mit eingebauten Schlagpolstern, bruchsicheren Fensterscheiben und jeweils mehreren schalldichten, gepolsterten Beruhigungsräumen ausgestattet werden.

"Angesichts dessen, daß sich der Begriff der psychischen Störung im wesentlichen an den Mehrheitsverhältnissen in einer Gesellschaft orientiert", meinte Dr. Durchschnitt, "erwägt man bereits, bei vergleichsweise weniger lebhaften Kindern ein 'Aufmerksamkeits-Überschuß-Syndrom' (AÜS) zu diagnostizieren. Dann könnten ihnen entsprechend anregende Medikamente verordnet werden, um ihr Verhalten der reformierten Norm anzupassen."

17. Februar 2012