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KALTE PLATTE/0008: Klatsch auf krossen Kräckern (SB)


Satirische Canapés und Cocktailbissen


Falscher Hase

Hausbackene, landgänschendoofe Herabwürdigung eines kulturtragenden Symbols wirft Playboy-Herausgeber Hugh Heffner, der einen beträchtlichen Teil seiner Einkünfte durch Hasenlogo-Merchandising-Produkte bestreitet, der Quellwassermarke "Gänsewein" vor. Sein weltbekanntes "Bunny", das einen exklusiven, maskulin-urbanen Lebensstil repräsentiert, könnte aufgrund der Vergänsepiepelung durch das provinzielle Öko-Label einen nicht wieder gutzumachenden Imageschaden davontragen.





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Der scheele Otto

Die These eines Berliner Historikprofessors, daß Volksmärchen die Landesgeschichte genauer widergäben als Geschichtsbücher, wollte Ex-RAF-Anwalt, -Grünen-Gründungsmitglied und -SPD-Bundesinnenminister Otto Schily in bezug auf das Märchen "Der scheele Otto" nicht gelten lassen. Hier ein Auszug, der dem Leser ein eigenes Urteil erlaubt:

Der scheele Otto

... denn als er die geschundenen Leiber der drei Recken mit gebrochenen Hälsen vor sich hingebreitet sah, fürchtete der scheele Otto sich sehr und versprach dem Drachen, der das getan hatte, ewige Gefolgschaft. Der Drache blinzelte listig und erklärte sich einverstanden. Otto bekam ein grünes Wams übergestreift und mußte darin allerhand Kunststückchen aufführen, um das erregte Volk zu beschwichtigen und an der Nase herumzuführen. So konnte der Drache ungestört an seiner Festung weiterbauen.

Als der Drache sein Werk fast vollendet hatte, rief er den scheelen Otto zu sich und hieß ihn, anstelle des grünen Wamses nun den roten Kittel der Landvogte anzulegen. Otto sollte jeden Bürger mit einer Nummer versehen, genau in der Reihenfolge, in der der Drache sie verzehren wollte. Also beeilte der scheele Otto sich, dem Drachen seinen Willen zu tun. Dem Volke gegenüber spielte er sich aber als großer Wohltäter und treusorgender Landesdiener auf, so daß man ihn in vielen Dingen ins Vertrauen zog und überall reichlich bewirtete.

Um sich den Drachen besonders gewogen zu halten, schob der scheele Otto ihm zuweilen einen Bürger zu, der von Rechts wegen noch gar nicht an der Reihe war. Doch der Zufall wollte, daß einer von diesen Unglücklichen, ein orientalischer Händler namens el Masri, ihm zum Verhängnis wurde. Als nämlich die anderen Rotkittelvogte dem scheelen Otto auf die Schliche kamen, wie er sich beim Drachen Liebkind machte, empörten sie sich und vertrieben ihn mit Schimpf und Schande aus dem Amt.

Otto, der sogleich beim Drachen vorsprach und über die anderen Klage führen wollte, bekam nur eine Wolke heiße Asche ins Gesicht geblasen. Als von den anderen Gemiedener hatte der Drache für ihn keine Verwendung mehr. Mit knapper Not entkam Otto schließlich der Hitze des Drachenatems. Ohne seine Amtswürde, den Mund voller Asche, irrte er durchs Land. Schlußendlich nahm ihn ein alter Bekannter, ein Verhöreisen- und Fesselschmied, dem er ehmals zu einem Vorteil verholfen hatte, bei sich auf. So fristet er in dessen Diensten seine letzten Jahre. Als er schließlich verschied, bemerkte es niemand. Nicht einmal er selbst.


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8. April 2009