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ENGLISCH/842: False Friends (5) und die erste angeknabberte Fallstudie (SB)


F A L S E    F R I E N D S    V


Fünfte Begegnung mit falschen Freunden auf einer englischen Party



In England ist alles anders

Nicht nur, daß der Verkehr auf den britischen Inseln nach wie vor verkehrt herum geregelt wird, selbst einschlägige Anglizismen, die man daheim immer für englisch gehalten hat, sollte man jenseits der britischen Zollabfertigung tunlichst vergessen, wenn es nicht zu peinlichen Mißverständnissen kommen soll. Um eine geläufige englische Redensart anzuwenden: You have been warned!

"Smoking" bedeutet in Großbritannien lediglich das Rauchen; der festlich-schwarze Herrenanzug heißt hier Dinner-Jacket. Auf Einladungen zu einem Empfang, bei dem Smoking Vorschrift ist, heißt es, um die Verwirrung zu vergrößern, "black tie" oder "schwarze Krawatte" - zum Unterschied von "white tie", was Frackzwang bedeutet.

Fassungslose Blicke wird ernten, wer sich zur Frage hinreißen läßt, ob er zur Hochzeit oder "Garden Party" im "Cutaway" erscheinen solle; der schwarze Herrenschoßrock heißt in Großbritannien "morning coat", und man ergänzt dieses formelle Bekleidungsstück unten herum stilecht mit einer gestreiften Hose und oben mit einem Zylinder, der unbedingt hellgrau sein sollte.

Wer möchte, daß alles in Großbritannien genauso läuft, schmeckt, aussieht und funktioniert wie zu Hause, sollte bei Calais lieber kehrtmachen und an dieser Stelle den Computer ausschalten. Man würde dann allerdings auch manches verpassen.


Des Rätsels Lösung...

oder Haben Sie das letzte Mal alles gewußt?

1. He's one of the most pleasant/likeable persons I've met.

pleasant oder likeable = sympathisch - Der Begriff sympathetic (zu deutsch = mitfühlend, einfühlend, verständnisvoll) beschreibt zwar durchaus einen sympathischen Charakterzug, ist aber im obigen Zusammenhang nicht angebracht.

2. I have heard that the Japanese want to take over the company.

take over = übernehmen. Hier sind gerade Deutsche leicht versucht statt "to take over" ein "to overtake" einzufügen, wobei jedoch etwas völlig anderes herauskommt: to overtake heißt "überholen" oder "einholen" oder auch überrascht werden. "Do not overtake" bedeutet das bekannte Verkehrsschild "Überholen verboten!" in englischer Sprache.

3. I haven't got the imagination to write fairy tales.

Imagination = Phantasie. Das Wort das einem zunächst einfällt: "fantasy" bedeutet im Englischen zwar auch Phantasie, jedoch im Sinne von Phantasiegebilde, Eingbildungskraft oder Hirngespinnsten, die nicht die oben gemeinte schöpferische Leistungsfähigkeit beschreiben. A Fantasy nennt man auch eine "phantastische Geschichte". Heute wird zumeist ein ganz bestimmtes Genre der Unterhaltungsliteratur und Unterhaltungsfilme darunter verstanden.

4. Have you written your address on the back of the envelope?

back = Rückseite. Das Wort "backside" zu benutzen liegt zwar nahe, würde jedoch im günstigsten Fall Lachsalven hervorrufen (im schlechtesten könnte nämlich der eine oder andere schon beleidigt reagieren). Backside ist nämlich ein englisches Wort, das man lieber nicht in den Mund nimmt, da damit der Allerwerteste, die Kehrseite bzw. das Hinterteil einer Person gemeint ist.

5. When is flight 158 due to take off?

to take off = starten.
Wegen der großen Ähnlichkeit liegt uns natürlich sofort das gleichlautende "to start" auf der Zunge, und das heißt sogar ebenfalls starten, aufbrechen und sogar abfliegen. Im obigen Fall handelt es sich jedoch um einen stehenden Begriff, der immer in diesem Zusammenhang verwendet wird. "To start" würde zwar letztlich auch verstanden werden, in englischen Ohren jedoch einfach etwas seltsam klingen.

6. I think it's a psychological problem, not a physical one.

psychological = psychologisch. Hier tritt häufiger ein Mißverständnis auf, weil man im deutschen von psychischen Problemen im Gegensatz zu physischen spricht. Die korrekte Übersetzung von psychisch - psychic wäre jedoch im obigen Beispiel falsch angewendet, weil es sich ebenfalls um eine eingefahrene Ausdrucksweise handelt, die man im englischsprachigen Raum nicht verstehen würde. Psychic hat außerdem einen Ruch von Übersinnlichem, Seelisch-geistigem oder sogar Parapsychischem, da es häufiger in diesem Zusammenhang verwendet wird. Ein Mißverständnis wäre somit unumgänglich. Psychic phenomenon heißt beispielsweise Parapsychisches Phänomen. A psychic person ist ein Medium, usw.

7. You don't need to be afraid of the dog. He always makes a noise when we've got visitors

Angst haben vor - to have ... und da hört es meist schon auf, denn das Wort Angst (scare, fright, horror) ist im englischen Gebrauch in diesem Zusammenhang selten, es bedeutet zudem mehr Schrecken als Angst.

Gebräuchlich sind für Angst haben nur die folgenden ebenfalls stehenden Begriffe: to be afraid of, to be frightened of, to be scared of.

8. Whenever I go to seaside, I always have some of their wonderful fish and chips with mayonnaise.

Pommes frites - will man zwar zuerst sagen, weil es sich schon so schön fremdartig anhört und man es wie "Hamburger", "Hot dog" oder "Sandwich" inzwischen für einen internationalen Begriff halten könnte. Richtig ist und bleibt jedoch "chips", was - wie wir im Anschluß sehen werden - ebenfalls zu einiger Verwirrung in punkto "false friends" führen kann.

9. Could I have that cardboard box your new shoes came in.

cardboard box = Karton. Das englische "carton" (nicht mit cartoon zu verwechseln) ist nicht völlig falsch, wird hingegen nur für Pappschachteln verwendet, die einen Pappkarton von der Größe einer Zigarettenschachtel nicht überschreiten. Ab Schuhkartongröße ist das Wort cardboard box wesentlich geläufiger. Außerdem ist carton das Schwarze in der Mitte einer Zielscheibe und das ist ja nun wieder etwas ganz anderes.

10. I don't think I could eat today's set meal.

set meal = Menü - Dieser falsche Freund ist schon ein alter Bekannter. Würde man, was einem schon auf der Zunge liegt, "I could eat today's menu" sagen, dann käme das einem herzhaften Biß in die Speisekarte gleich. (menu = Speisekarte). "Set meal" oder "set lunch" sind die Vokabeln, nach denen hier gefragt ist.

11. The department stores are pushing out nearly all the small shops in the high streets.

Department stores = Warenhäuser - Wer hat hier nicht sogleich den englischen Begriff "warehouses" im Kopf? Doch damit sind nichts anderes als Lagerhäuser gemeint.

12. I must say, your girls are all very self confident young ladies.

Self confident = selbstbewußt, im Sinne von selbstsicher - Hier haben wir es mit einen sehr häufigen Verwechslungsfehler bzw. hartnäckigem falschen Freund zu tun. Denn über das Wort Consciousness - Bewußtsein kommt man leicht auf den Begriff self conscious. Das klingt zwar ähnlich, bedeutet aber in manchen Zusammenhängen sogar das genaue Gegenteil, nämlich befangen und gehemmt. Für "Self conscious" findet man in Wörterbüchern auch die Übersetzung selbstbewußt, womit jedoch nicht die Selbstsicherheit oder das Selbstvertrauen gemeint ist, sondern die Kenntnis oder das Erkennen der eigenen Person oder Persönlichkeit.

13. How much do you think you'll get for your stamp collection?

To get = bekommen. Da fällt einem doch sogleich das englische "become" ein, weil es so schön ähnlich klingt. Doch dann würde man zu einer Briefmarkensammlung mutieren. To become heißt "werden", wie es jeder in zahllosen "lustigen" Beispielen von seinem Englischlehrer eingetrichtert bekommen hat und doch wird es immer wieder vergessen.

14. When I've finished my studies, I'm going to spend a year abroad.

Studies = Studien, Studium - Das einfache "study" bedeutet zwar auch Studium. In diesem Beispiel: When I've finished my study, ... würde ein Engländer entweder verstehen, daß man dabei ist, sein Arbeitszimmer (study = Büro, Studier- oder Arbeitszimmer) fertig zu putzen oder dabei ist, eine "Studie" oder ein "Studienobjekt" zu beenden. Nur im Plural bedeutet es, daß man dabei ist, sein Studium zu beenden.

15. I'm determined to get a better mark in English this term.

mark = Note. Das gleichgeschriebene englische Wort "note" verwendet man im hier für eine kurze Notiz, eine Kennzeichnung oder ein Merkmal, jedoch nicht für eine Zensur im Zeugnis.

16. Don't be suprised if you hear a funny noise in the morning. It's Minnie our donkey.

to be suprised = sich wundern. "Don't wonder" ist auf jeden Fall nicht für einen Engländer zu verstehen, auch wenn er vielleicht höflich darüber hinweggehen würde. "To wonder" kann zwar auch bedeuten, daß man über etwas Wunderbares staunt. Es wird jedoch im täglichen englischen Sprachgebrauch sehr häufig als eine unerläßliche Höflichkeitsfloskel verwendet, was den Engländer vermutlich auf eine völlig falsche Spur bringen würde, gäbe er sich die Mühe, dahinter zu kommen, was Sie eigentlich meinen.

I wonder if you could lend me your car (Ich frage mich ob Sie mir vielleicht Ihr Auto leihen würden) wäre so ein Beispiel. Don't wonder ... hieße somit: Fragen Sie sich nicht ...

17. She used to be very sensitive when she was a teenager - you had to be carful what you said to her.

sensitive = sensibel - Das kleine Wörtchen sensible, das Nichtengländer in diesem Fall wegen der großen Ähnlichkeit so gern mit sensitive verwechseln, heißt auf deutsch: vernünftig.

18. This wallet won't fit into my inside pocket.

Brieftasche - verwechselt man gern mit dem ähnlich klingenden briefcase, was jedoch eine Aktentasche ist. Wallet ist die korrekte Übersetzung.


*


Soweit also die umfangreiche Auflösung der letzten Aufgabe, die schon einige problematische "false friends" anspricht. Doch kommen wir nun zur eigentlichen Fallstudie, die angesichts des obigen Textumfangs diesmal nur klein ausfallen soll.

Angenommen, Sie haben die Sache mit dem dinner-jacket, dem black tie und sonstigen Bekleidungsvorschriften verstanden und sind nun bereit, Ihre erste kleine Cocktail-Party im fremden Land zu geben. Was reichen Sie zu den Getränken?

"Herbert says he's bought peanuts, chips and cheese straws to serve to the guests with their apéritifs."

Au weia, Herbert ist hier gewissermaßen ins Fettnäpfchen getreten, da er die deutschen Chips mit den englischen chips verwechselt hat. Trotz des gleichen Wortursprungs sind dies nämlich zwei ganz verschiedene Paar Schuh. Chips sind, wie wir in der Auflösung oben (Aufgabe 8) schon gesehen haben, "Pommes frites". Obgleich uns letztere schon sehr ausländisch vorkommen, wird man nach ihnen in England vergeblich fragen. Pommes, englische "chips" oder French fries wie sie in den Staaten heißen, würde man jedoch wohl kaum zu Sekt und sogenannten pre-dinner drinks (= Apéritifs) verzehren! Die Kartoffelchips, die Herbert meinte, heißen auf Englisch "crisps". Diese sind seit jeher in England sehr beliebt und in den verschiedensten Geschmackssorten erhältlich.

Die Verwirrung ist perfekt, wenn auf Ihrer Party auch noch einige amerikanische Gäste auftauchen. Amerikaner sagen nämlich tatsächlich "potato chips" zu Kartoffelchips.

Noch einmal zusammengefaßt:

deutsch:

Pommes frites

Kartoffelchips
englisch:

chips

crisps
amerikanisch:

French fries

potato chips

Jetzt sollte es für Sie kein Problem mehr sein, die Lücken in den folgenden Beispielsätzen korrekt auszufüllen.

What are the right words?

1. Can I have a packet of ..., please?
(Chips)

2. No, you can't. You've just had fish and ...! (Pommes frites)

Das wär's für heute. Die Auflösung finden Sie wie gewohnt in der nächsten Fallstudie über falsche Freunde und einen aufgeregten Musikreporter ...

See you


20. April 2009