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ENGLISCH/728: Britain today (41) McJob für den Marketingnachwuchs (SB)


McDonald will eine Wortprägung rückgängig machen,


aber nicht seine Tarife ändern



Das Englische ist wie jede andere lebendige Sprache stetigen Veränderungen ausgesetzt. Oft sind es ursprüngliche Slangausdrücke, die allmählich salonfähig und schließlich sogar in den "Corpus" - die für Wörterbücher offizielle Auswahl gebräuchlichster englischer Worte und Begriffe - aufgenommen werden.

Aus diesem Corpus schöpft u.a. das Oxford English Dictionary, der britische Duden, seine Neuerwerbungen im britischen Sprachgebrauch. Einer der jüngsten Einträge ist "McJob", dem allgemeinen Sprachgebrauch entsprechend definiert als "reizloser, schlecht bezahlter Job mit geringen bis nicht vorhandenen Aufstiegsschancen".

Der Begriff geht auf den US-Konzern McDonald's zurück. Dieser ist allgemein bekannt dafür, das Bedienen einer Friteuse in Uniform für einen "spannenden Arbeitsplatz" zu halten, wie man den "Rekrutierungsaufrufen" in den Offerten von Tageszeitungen entnehmen kann. Hinsichtlich der nachweislich kaum an das Existenzminimum heranreichenden Hungerlöhne verweist David Fairhurst, der Personalchef Nordeuropas, tatsächlich auf etwas, das er "echte Karrierechancen" nennt und das letztlich dem Karrieresprung vom "Burgerwender" an der heißen Ofenplatte zum Servierdienst an der Theke oder Kasse gleichkommt.

Laut Financial Times will McDonald's, der einen Prestigeverlust mit der Wortschöpfung verbindet, eine Gegenkampagne mit dem Ziel starten, eine entsprechende Änderung des Lexikoneintrags zu erwirken. Man darf wohl gespannt darauf sein, mit welchen Werbemaßnahmen und vor allem mit welchen Verbesserungen für die Mitarbeiter McDonald das Image vom Gelegenheitsjobanbieter und Arbeitskräfteverschleißer in das eines fairen Wohltäters verwandeln will, so daß die Leute mit McJob nicht mehr den schlecht bezahlten, ungesicherten Gelegenheitsjob, sondern vielleicht einen privilegierten Posten verbinden, um den sich alle reißen. Es wäre nicht das erste Mal, daß ein Begriff eine solche Kehrtwende in der Bedeutung vollzieht.

Doch wie man den ebenso sprichwörtlichen wie authentischen schottischen "McGeiz" oder englisch "McMean" kennt, ist von ihm mit größter Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft keine Wandlung zum McSpendabel bzw. McGenerous zu erwarten. Kein Wunder, werden die neuen McJobs-Offerten von McDonald derzeit doch ausschließlich in der Marketingabteilung angeboten und sind immer noch vakant: Welchem Texter oder Slogan gelingt es, einen Eindruck von Großzügigkeit zu vermitteln, ohne daß der Konzern einen Pfennig dazubezahlen muß?


2. April 2007