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BERICHT/061: Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin (idw)


Geisteswissenschaftliche Zentren Berlin e.V. (GWZ) - 15.01.2008

Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin - neue Ära ab 2008


Das ZfL wird sein interdisziplinäres kulturwissenschaftliches Forschungsprofil mit innovativen Projekten weiterentwickeln. Nach Ablauf der bisherigen Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) geht das ZfL ab 2008 unter Leitung der Direktorin Sigrid Weigel in eine neue Ära: mit veränderter Förderung, mit neuen Ko-Direktoren, mit sechs neu konturierten Forschungsbereichen, einem Doktorandenprogramm, einem neuem Beirat und zusätzlichen Honorary Members. In Zukunft werden insgesamt ca. 50 Wissenschaftler an experimentellen Forschungen mitarbeiten. Diese untersuchen die historischen, epistemischen und begrifflichen, die religions- und wissenschaftsgeschichtlichen, die text- und bildwissenschaftlichen Voraussetzungen aktuell brennender Fragen, die von Einzeldisziplinen allein nicht beantwortet werden können.


Projektförderung durch den Bund

Der Bewilligungsbescheid des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) für die Projektförderung ist eingetroffen. Für die Jahre 2008 bis 2013 fördert der Bund das Forschungsprogramm des ZfL zur "Europäischen Kultur- und Wissensgeschichte" im Gesamtumfang von 9,8 Millionen Euro. Die Bewilligung schließt die Option zur Weiterförderung um zusätzliche sechs Jahre ein. Damit setzt die Ministerin Annette Schavan die Empfehlung des Wissenschaftsrates um, der in seinem Bericht zur Entwicklung und Förderung der Geisteswissenschaften in Deutschland (2006) geraten hatte, das ZfL weiter zu fördern und seine Arbeit auf eine stabilere Basis zu stellen:

"Das Zentrum für Literaturforschung hat sich in den Jahren seines Bestehens zu einem national und international anerkannten Forschungsinstitut entwickelt, das hervorragende interdisziplinäre Forschung in einem substantiellen Sinne betreibt. Profil bildend für die Arbeit sind sowohl die Auswahl der erforschten Gegenstände als auch die methodisch-theoretische Ausrichtung des Zentrums. Die Zusammenführung von Forschern aus ganz unterschiedlichen Disziplinen (von den Philologien über die Religions- und Wissenschaftsgeschichte bis zur Philosophie) ist im nationalen wie im internationalen Rahmen einmalig und könnte sich zu einem Modellprojekt entwickeln. Für die Zeit nach dem Auslaufen der gegenwärtigen Förderung durch die DFG am 31.12.2007 wird daher eine Fortführung des Zentrums als sehr begründet empfohlen. Das Zentrum sollte über einen eigenen Haushalt verfügen. Eine Förderung des tragfähigen und auf drei Forschungsschwerpunkten aufbauenden Forschungsprogramms sollte langfristig d.h. in den kommenden 12 Jahren ermöglicht werden." (Auszug aus der WR-Empfehlung)

Die Projektförderung orientiert sich am Erfolgsprinzip, sie erfolgt in Höhe der im Durchschnitt der letzten fünf Jahre bei der DFG eingeworbenen Mittel. Zusätzlich stellt das Land Berlin auch weiterhin die Grundausstattung in gleicher Höhe wie bisher bereit. Da das ZfL bei der Einwerbung freier Drittmittel in den letzten Jahren sehr erfolgreich war, stehen z. Zt. weitere Forschungsmittel von jährlich ca. 500 000 Euro zur Verfügung, so dass der Haushalt für das Jahr 2008 ca. 3 Millionen Euro umfasst. Während die Forschungen bislang aus eingeworbenen Einzelprojekten (mit zwei- bis dreijähriger Laufzeit) bestanden, kann jetzt erstmals ein thematisch und methodisch zusammenhängendes Programm in mittelfristiger Perspektive umgesetzt werden.


Neue Arbeitsstruktur ab 2008

Das Forschungsprogramm, an dem überwiegend promovierte und habilitierte Fachwissenschaftler arbeiten, wird in Zukunft durch ein Doktorandenprogramm ergänzt. Die Arbeit wird künftig in sechs Forschungsbereichen mit eigenverantwortlichen Leitern organisiert: Der Forschungsschwerpunkt I "Europäische Kulturgeschichte" untersucht die Ungleichzeitigkeiten in Modernisierung/ Säkularisierung unter Berücksichtigung jener Kulturen, die aus dem Konzept Europas als Ergebnis der Säkularisierung christlicher Tradition ausgeblendet sind. Die Forschungsbereiche und ihre Leiter sind: Europa/Osten: Dr. Franziska Thun-Hohenstein (Slavistik), Religion/Repräsentation: Dr. Daniel Weidner (Literaturwissenschaft), Archiv/Kulturwissenschaft: Dr. Martin Treml (Religionswissenschaft). Der Forschungsschwerpunkt II "Kulturgeschichte des Wissens" arbeitet an Schnittstellen zwischen Natur- und Geisteswissenschaften, insbesondere in den Feldern von Vererbungs-, Emotions- und Kognitionsforschung. Die Forschungsbereiche und ihre Leiter sind: Erbe/Vererbung: Dr. Ohad Parnes (Wissenschaftsgeschichte), WissenKünste: Dr. Sabine Flach (Kunstwissenschaft), WissensOrdnungen: Dr. Stefan Willer (Literaturwissenschaft).

In der Beratung von Forschungsvorhaben, Kooperationen und dem Gästeprogramm wird die Leitung des ZfL künftig durch zwei assoziierte Ko-Direktoren unterstützt: Prof. Dr. Thomas Macho (Kulturwissenschaft, HU Berlin) und Prof. Dr. Angelika Neuwirth (Arabistik, FU Berlin). Der Direktorin steht künftig eine persönliche Referentin, Dr. Ulrike Vedder, zur Seite.

Der Kreis der renommierten Honorary Members, zu dem bereits Hans Belting, Georges Didi-Huberman, Carlo Ginzburg, Michail Ryklin und der kürzlich verstorbene Stéphane Mosès gehörten, wird 2008 erweitert um den amerikanischen Bildwissenschaftler William J. T. Mitchell und die russische Historikerin und Menschenrechtsaktivistin Irina Scherbakova.

Mitglieder des neuen, international besetzten Wissenschaftlichen Beirats sind Jürgen Fohrmann (Bonn), Rodolphe Gasché (Buffalo, NY), Michael Hagner (Zürich), Helmut Lethen (Wien), Caroline Jones (Cambridge, Mass.), Anson Rabinbach (Princeton), Monika Wagner (Hamburg).

Weitere Informationen unter:
http://www.zfl.gwz-berlin.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution717


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Geisteswissenschaftliche Zentren Berlin e.V. (GWZ),
Dirk Naguschewski, 15.01.2008
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Januar 2008