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SPRACHE/761: "Spanisch durch Theater" - Phonetik plus Performance (RUBENS)


RUBENS - Nr. 154 vom 4. Oktober 2011

Phonetik plus Performance

Bei "Spanisch durch Theater" geht es nicht nur um gute
Studienleistungen

von Arne Dessaud


"Die Studenten müssen auch mal raus aus dem Unterricht und das Leben sehen", finden Rita Maíz Jiménez und María B. Canelos. Die beiden Lehrbeauftragten des Romanischen Seminars schicken ihre Studenten deshalb auf die Bühne. "Spanisch durch Theater" heißt ihr Projekt, bei dem Spanischstudenten während eines regulären Kurses ein Stück einstudieren. Rita Maíz feilt ein Semester lang an der Phonetik und María Canelos an der Performance. Zu guter Letzt wird das Stück im Musischen Zentrum aufgeführt - belohnt durch jede Menge Applaus und Credit Points. Die Aufführungen im Juli waren so erfolgreich, dass das Stück nun wiederaufgenommen wird.

Da haben sich zwei gefunden: die Linguistin Rita Maíz und die Theaterwissenschaftlerin María Canelos. Beide aus Spanien, beide im Ruhrgebiet gelandet, beide enthusiastisch und engagiert, wenn es darum geht, das Studium attraktiver zu machen. Kennen gelernt haben sie sich an der Uni Duisburg. Sie gehörten zur Theatergruppe "La Cotorra", die aus Spaniern und Lateinamerikanern bestand und spanischsprachige Stücke aufführte. Als sich Maíz und Canelos als Lehrbeauftragte an der RUB wiedertrafen, kamen sie auf die Idee, auch hier Theater zu machen, aber diesmal ins Studium integriert. "Wir wollten einen regulären Kurs etablieren - für Studierende, die Interesse an Spanisch haben und die Sprache lebendig üben möchten: auf der Bühne, mit Publikum, aber ohne Angst", erinnert sich Maíz. "Nicht zu vergessen die sozialen Aspekte: Man lernt Leute kennen, übernimmt Verantwortung, arbeitet im Team und engagiert sich für eine Sache", ergänzt Canelos.


Rollen für alle

Mit diesen Argumenten fanden sich am Romanischen Seminar schnell Fürsprecher, um das Projekt umzusetzen. Im Sommersemester 2009 wurde das erste Stück einstudiert: Szenen aus den Komödien "¿Quién anda ahí?" und "Teléfono celular" des mexikanischen Autors Emilio Carballido. María Canelos übernahm die Regie und Rita Maíz die Produktion sowie die phonetische Ausbildung der Studierenden. Aufgeführt wurde im Kulturcafé. Zum Ensemble gehörten neben Spanischstudenten auch Studenten aus dem Optionalbereich. "Da der Kurs auch unter 'Landeskunde' geführt wurde, konnten auch sie Credit Points sammeln", erklärt Rita Maíz. Heute ist der Kurs ausschließlich dem Bereich Kommunikation zugeordnet - offiziell heißt er: "Mündliche Kommunikation I/II (a través del teatro)" - und nur noch Romanistikstudenten können Punkte sammeln (inkl. einer Note, die es für die Aufführung gibt). "Mitmachen können aber weiterhin alle", versichert María Canelos.

Nach einer Babypause folgte im Wintersemester 10/11 das Sozialdrama "Historia de una escalera" des Spaniers Antonio Buero Vallejo, das im Musischen Zentrum gezeigt wurde. Ein Semester später boten Maíz und Canelos im nächsten Kurs das Stück "La Chunga" von Mario Vargas Llorsa an. 27 Studentinnen und ein Student meldeten sich an; für alle konnten Rollen gefunden werden. "Das liegt daran, dass je nach Szene unterschiedliche Schauspielerinnen die gleiche Rolle besetzen", erklärt María Canelos.


Voller Einsatz

Die Mehrfachbesetzungen bedeuteten für die Theatermacherinnen auch ein Mehr an Arbeit: Sie luden die Studierenden nicht wie üblich nur einmal pro Woche zu Kurs bzw. Probe; bisweilen kamen täglich Studierende, um an ihren Szenen zu feilen. Mehrarbeit ist aber weder für die Dozentinnen noch für die Studierenden ein Problem. Letztere trafen sich sogar regelmäßig zwischen den Proben, um noch mehr zu üben; zur Aufführung brachten sie Kostüme und Requisiten mit. Der Einsatz hat sich gelohnt, die Aufführungen im Juli waren "spektakulär" und "machten uns stolz auf die Studenten" (Rita Maíz), sie waren zudem gut besucht und das Ensemble wurde für seine sprachliche und darstellerische Leistung kräftig gefeiert. Nun wird das Stück wiederaufgenommen (s. Kasten). Im Sommersemester 2012 wollen María Canelos und Rita Maíz dann wieder einen ein neues Stück einstudieren.


"La Chunga"

"La Chunga" von Mario Vargas Llosa basiert auf einer wahren Begebenheit. Die Geschichte spielt 1945 in Peru. In einer Bar verliert Josefino sein Hab und Gut. Um wieder an Geld zu kommen, verkauft er seine Freundin Meche für eine Nacht an die Wirtin Chunga. Die nimmt Meche mit auf ihr Zimmer. Doch nach dieser Nacht bleibt Meche verschwunden... Das Stück wird zwar auf Spanisch gezeigt, doch vor jeder Szene gibt es eine Einführung auf Deutsch.


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Quelle:
RUBENS - 18. Jahrgang, Nr. 154 vom Oktober 2011, S. 3
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. November 2011