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SPRACHE/484: Neue linguistische Untersuchungen zu Doppeldeutigkeiten (idw)


Universität Stuttgart - 13.07.2007

Neue linguistische Untersuchungen zu Doppeldeutigkeiten

Mongolisch für das Sprachverständnis


Schloss oder Schloss, Bank oder Bank - Doppeldeutigkeiten wie diese stehen im Mittelpunkt des Sonderforschungsbereichs "Inkrementelle Spezifikation im Kontext" (SFB 732) an der Universität Stuttgart. Eine wichtige Rolle bei der Interpretation der tatsächlichen Bedeutung solcher Begriffe spielt die Markierung des Objektes in einem Satz beispielsweise durch eine Endung oder Präposition. Um diese "differentielle Objektmarkierung" näher zu untersuchen, nehmen die Stuttgarter Wissenschaftler derzeit Sprachen wie Altspanisch und Rumänisch, aber auch "Exoten" wie Mongolisch, Hindi oder Bantu ins Visier. Im Juni fanden an der Uni Stuttgart dazu mehrere internationale Tagungen und Workshops statt.

Gingen bisherige Hypothesen davon aus, dass Objekte markiert werden, um sie vom Subjekt unterscheiden zu können beziehungsweise um ihnen eine besondere, "starke" Bedeutung zu geben, so deuten die ersten Arbeiten im Rahmen des vor knapp einem Jahr gestarteten Sonderforschungsbereichs einen Paradigmenwechsel an. Nach Untersuchungen der Sprachen Mongolisch und Hindi sowie verschiedener Entwicklungsstufen des Rumänischen vermuten die Stuttgarter Wissenschaftler, dass Objekte markiert werden, wenn sie eine besonders starke Beziehung zum Verb haben. Ein Workshop zum Thema "Case marking in Bantu and Romance" im Mai legte die Vermutung nahe, dass sich diese Hypothese auf die Bantu-Sprachfamilie übertragen lässt, da hier die Objektmarkierung am Verb und nicht am Objekt selbst vorgenommen wird. Bei zwei weiteren Workshops soll die Hypothese für die Romanische Sprachfamilie weiterentwickelt werden. Der internationale Workshop "Bare Nouns and Nominalization" schließlich geht der Nominalisierung von Verben auf die Spur.

Intensive Einbeziehung von Muttersprachlern

Hilfreich für die Arbeiten im Sonderforschungsbereich ist die intensive Einbeziehung von Muttersprachlern, beispielsweise aus der Mongolei. So wird Dolgor Guntsetseg, eine mongolische Mitarbeiterin im SFB 732, im Sommer in die Mongolei reisen, um anhand eines Fragebogens eine umfassende Befragung zum Thema Objektmarkierung und Kasusalternation im Mongolischen durchzuführen.

Für die elektronische Sprachverarbeitung ist die Untersuchung sprachlicher Doppeldeutigkeiten von immenser Bedeutung. Denn was der Mensch ständig und unbewusst tut, nämlich mehrdeutige Zeichen eindeutig zu machen, ist für Computer, Übersetzungsprogramme oder auch Navigationssysteme ein schwerwiegendes Problem. Daher werden die Ergebnisse der Workshops und der damit verbundenen Projekte in der allgemeinen Linguistik, der Germanistik und der Anglistik direkt in die Analysen und Anwendungen des Instituts für Maschinelle Sprachverarbeitung der Uni Stuttgart einfließen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution80


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Stuttgart, Ursula Zitzler, 13.07.2007
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Juli 2007