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MELDUNG/158: Plattform kultura.digital vernetzt tschechische und deutsche Gegenwartskunst (TU Dresden)


Dresdner Universitätsjournal Nr. 19 vom 28. November 2017

Grenzenlos hinter den Grenzen
Plattform kultura.digital vernetzt tschechische und deutsche Gegenwartskunst

Von Claudia Trache


Dresden ist als barocke Kunst- und Kulturstadt weltweit bekannt. Doch was wissen die Einheimischen über die Gegenwartskunst der eigenen Stadt? Junge Leute fahren heute oft zum Feiern nach Prag. Doch gibt es nicht auch in der Grenzregion angesagte Orte? Antworten auf diese Fragen soll das deutsch-tschechische Projekt "kultura.digital" geben, dessen Lead-Partner die TU Dresden ist.

In Kooperation mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, der Jan-Evangelista-Purkyně-Universität Ústí nad Labem und der Euroregion Elbe/Labe soll innerhalb des Projektzeitraumes 1. Juli 2017 bis 30. Juni 2019 eine interaktive Plattform entstehen, mit deren Hilfe Kunstinteressierte künftig leichter Gegenwartskunst im deutsch-tschechischen Grenzraum finden können. "Wir entwickeln ein Planungstool, das es dem Nutzer ermöglicht, sich kostenlos eine ganz persönliche Tour zusammenzustellen", so Jonas Wietelmann, Kunsthistoriker, Projektmanager und Ideengeber für dieses Projekt. Zahlreiche individuelle Faktoren, wie der Radius innerhalb dessen sich der Nutzer bewegt, die Zeit, die er einplanen möchte oder auch das Kriterium der Barrierefreiheit, sollen auf dieser Plattform berücksichtigt werden.

Rund 50 Partner der deutschen und tschechischen Kunst- und Kulturszene hat Jonas Wietelmann bereits parat. Neben Museen und Galerien sollen Architektur, Kunst im öffentlichen Raum, "Off Spaces", also nichtkommerzielle Kunsträume der freien Szene, legale Graffitiflächen, aber auch Performances und Events erfasst werden. "Das Projekt ist nicht nur beispielgebend für die hervorragende Zusammenarbeit zwischen der Universität und Kulturinstitutionen am Standort Dresden, sondern ebenso für eine länderübergreifende Vernetzung von großen Institutionen und einzelnen Künstlern, von Partizipation und Wissenstransfer", so der Projektleiter Prof. Hans Vorländer, Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte an der TU Dresden, zugleich Sprecher des Scientific Area Committee 4 (SAC 4) "Kultur und Gesellschaftlicher Wandel" des Forschungsnetzwerks DRESDENconcept.

Bei dieser umfangreichen Aufgabe kann das Projektteam zum Teil auf bestehende Datenbanken zurückgreifen. Auch das bereits existierende Museumsportal der Euroregion Elbe/Labe www.museum-euroregion-elbe-labe.eu/de/ ist eine hilfreiche Quelle. Ebenso wie dieses wird kultura.digital sowohl in deutscher, tschechischer und englischer Sprache nutzbar sein. Außerdem werden die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ein Konzept erarbeiten mit dem Ziel, Gegenwartskunst verschiedenen Zielgruppen zu vermitteln. "Ein besonderer Schwerpunkt soll die Erfassung von 'Off Spaces' werden. Da gibt es sowohl auf deutscher als auch auf tschechischer Seite tolle Beispiele, wo man ohne große Hürden in lockerer Atmosphäre Kunst erleben kann", erzählt Jonas Wietelmann. Der gebürtige Bremer lernt selbst erst durch das Projekt die nordböhmische Region genauer kennen und ist begeistert, was es im Bereich der Gegenwartskunst in Ústí nad Labem gibt. Die Zusammenarbeit der Fakultät für Kunst und Design der Jan-Evangelista-Purkyně-Universität mit verschiedenen Off Spaces der Stadt, wie "Armaturka" mit seinen zahlreichen Ausstellungen junger Künstler oder "Hraničář", wo man sich gemütlich im Café treffen und gleichzeitig Kunst erleben kann, beeindruckt ihn ebenso.

Wer nicht bis in die tschechische Region fahren möchte, findet auch in Dresden unter anderem mit "Hole of Fame" (Königsbrücker Straße 39) klassische Off Spaces, wo regelmäßig Kunstausstellungen, Lesungen oder Konzerte präsentiert werden. Bis Ende 2017 soll die Konzeption fertig sein. Dafür ist das deutsch-tschechische Team um Projektleiter Prof. Hans Vorländer von der Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte an der TU Dresden verantwortlich. Durch eine Vorabbefragung vor der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden erfuhr Jonas Wietelmann mehr darüber, auf welche Art und Weise die Befragten, vorrangig Studenten, gewünschte Informationen erlangen. Dem Thema deutsche und tschechische Gegenwartskunst standen sie sehr offen gegenüber, räumten aber ein, dass sie dazu wenig Informationen fänden. In den nächsten Tagen wird sowohl an der Dresdner Universität wie auch an der in Ústí nad Labem eine Online-Befragung durchgeführt, bei der es unter anderem darum geht, ob die Befragten in Museen gehen und was für sie Anreize und was Hürden für die Nutzung von Gegenwartskunst sind. Die technische Umsetzung des Projekts wird durch eine Agentur unter der Regie der Jan-Evangelista-Purkyně-Universität erfolgen. Ende 2018 soll die Plattform online gehen. Dann hat das Projektteam noch ein halbes Jahr Zeit, im Praxistest Optimierungen vorzunehmen, um die Plattform nutzerfreundlich zu gestalten. Die beteiligten Institutionen sollen einen kostenlosen Zugang erhalten, um die eigenen Angebote eigenständig zu aktualisieren. Gefördert wird das Projekt durch die Europäische Union im Rahmen des Kooperationsprogrammes "Interreg VA Sachsen - Tschechien 2014 - 2020".

Kontakt: Jonas Wietelmann
TU Dresden, Projektkoordination
Tel.: 0351 463-42467
jonas.wietelmann@tu-dresden.de
www.museum-euroregion-elbe-labe.eu/de/

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Quelle:
Dresdner UniversitätsJournal, 28. Jg., Nr. 19 vom 28.11.2017, S. 6
Herausgeber: Der Rektor der Technischen Universität Dresden
Nöthnitzer Str. 43, 01187 Dresden
Telefon: 0351/463-328 82, Telefax: 0351/463-371 65
E-Mail: uj@tu-dresden.de
Internet: www.dresdner-universitaetsjournal.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Dezember 2017

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