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INTERNATIONAL/022: Singapur - Kulturfestival in Frankreich feiert 50 Jahre Unabhängigkeit des Stadtstaats (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 31. März 2015

Singapur: Kulturfestival in Frankreich feiert 50 Jahre Unabhängigkeit des Stadtstaats

von A.D. McKenzie


Bild: © A.D. McKenzie/IPS

'The Incredibile Adventures of Border Crossers', eine Performance des Künstlers Ong Keng Sen aus Singapur
Bild: © A.D. McKenzie/IPS

Paris, 31. März (IPS) - Mit dem Kunstfestival 'Singapur in Frankreich' feiern beide Länder den 50. Jahrestag der Unabhängigkeit des asiatischen Stadtstaates und ein halbes Jahrhundert diplomatischer Beziehungen. Singapurische Künstler präsentieren noch bis Ende Juni bei mehr als 70 Veranstaltungen in französischen Städten die Kultur ihrer Heimat.

"Wir sind zwar ein sehr junges Land, aber wir sind mutig, modern und experimentierfreudig", sagte die stellvertretende Kulturministerin Rosa Daniel bei der Eröffnung von 'Singapour en France' am 26. März. Das Festival zeige, dass Kultur Menschen zusammenführe und Grenzen überschreiten könne.

Der kürzlich verstorbene langjährige Ministerpräsident Lee Kuan Yew, der Singapur von 1959 bis 1990 regierte, hatte bedauert, dass vieles an kulturellem Erbe dem Modernisierungswahn seines Landes zum Opfer gefallen sei. Gegen Ende seiner Amtszeit setzte er sich für den Erhalt historischer Gebäude ein und förderte die Künste.

"Wir wurden immer als sauberes, grünes, sicheres und ordentliches aber auch langweiliges und steriles Land beschrieben", erklärte er im Jahr 2010. "Inzwischen ist die Stadt lebendig geworden. Wir haben Kultur, Museen und Kunstgalerien, das Theater 'Esplanade', ein westliches und ein chinesisches Orchester. Außerdem gibt es bei uns Schriftsteller und Künstler."

Einige dieser Künstler sind zur Eröffnung des Festivals nach Frankreich gekommen, um die im Wandel begriffene Kunstszene eines Landes vorzustellen, das nicht gerade wegen seiner Meinungsfreiheit gerühmt wird.


Experimentelle Installationen und Performances

In der Ausstellung 'The Secret Archipelago' (Das geheime Archipel) im Palais de Tokyo, einem Pariser Museum für moderne Kunst, sind experimentelle zeitgenössische Arbeiten von Singapurern und Künstlern aus anderen südostasiatischen Staaten wie Malaysia, Vietnam und Myanmar zu sehen. "Ihre Arbeiten überbrücken die Kluft zwischen Vergangenheit und Zukunft und bringen die kreative Spannung zwischen Tradition und gegenwärtigen westlichen Einflüssen zum Ausdruck, indem sie der modernen Kunst eine eigene Sprache verleihen", erklärten die Kuratoren.

Ein Beispiel für diese neuen Tendenzen sind die Arbeiten von AnGie seah. In Paris ist ihre Installation 'Howl of the Hallows' ('Schreie der Heiligen') zu sehen. Besucher werden über Kopfhörer mit Menschenschreien konfrontiert. Ein Video zeigt die schreiende Künstlerin. "Ich finde, die menschliche Stimme hat viel Kraft. Ich möchte sie in meiner Kunst einsetzen", sagte sie. Auf Reisen durch ganz Frankreich hat sie Menschen gebeten, deren Schreie aufnehmen zu dürfen. Teil ihrer Installation sind auch 'Mini-Schreine', in denen sich aus Ton nachgebildete menschliche Körperteile befinden, etwa eine Hand mit emporgerecktem Mittelfinger.


Bild: © A.D. McKenzie/IPS

AnGie seah, ebenfalls eine Künstlerin aus Singapur, vor ihrem Werken auf dem Festival 'Singapour en France'
Bild: © A.D. McKenzie/IPS

Nicht weit davon entfernt zeigen die vietnamesischen Zwillingsbrüder Le Ngoc Thanh und Le Duc Hai, die sich auch 'Le Brothers' nennen, Videos, in denen Personen in Militärkleidung auftreten. Sie wollen nach eigenen Aussagen zum Frieden aufrufen, indem sie den Krieg darstellen und Soldaten in Filmen auftreten lassen. Ein anderer Künstler aus Malaysia sammelte Geschichten von älteren Menschen und verwendete sie für seine Installation.


Laien-Schauspieler als 'Grenzgänger' beteiligt

Neben der Ausstellung 'The Secret Archipelago' konnten Besucher bei der Festivaleröffnung auch eine fünfstündige Multimedia-Performance mit dem Titel 'The Incredible Adventures of Border Crossers' (Die unglaublichen Abenteuer von Grenzgängern) erleben. Musik, Tanz, Film, Mode und Fotografie waren Teil dieser Performance des singapurischen Künstlers Ong Keng Sen, die von dem Festival in Auftrag gegeben worden war. "Leute, die im wirklichen Leben Grenzen überschritten und nie zuvor geschauspielert haben, sind eingeladen, an diesem Stück mitzuwirken", sagte Sen.

Die 'Show' wird als Kunstwerk beschrieben, "das Kommunikationsformen in einer Riesenstadt darstellt, wie es sie in einer nicht fernen Zukunft geben wird". Die Besucher des Festivals erfahren viel über den multi-ethnischen Stadtstaat Singapur, seine Geschichte als Handelsplatz und seine Bemühungen, eine geeinte, wirtschaftlich starke Nation zu werden. (Ende/IPS/ck/2015)


Link:

http://www.ipsnews.net/2015/03/singapore-arts-fest-pushes-boundaries-beyond-tradition/

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IPS-Tagesdienst vom 31. März 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. April 2015

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