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INTERNATIONAL/002: Pakistan - Schulen in FATA-Gebieten zerstört, Bildung in Gefahr (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 10. Januar 2011

Pakistan: Schulen in FATA-Gebieten zerstört - Das letzte bisschen Bildung in Gefahr

Von Ashfaq Yusufzai


Mohmand Agency, Pakistan, 10. Januar (IPS) - Angriffe der Taliban auf die Schulen in den Stammesgebieten unter Bundesverwaltung (FATA) bringen den ohnehin niedrigen Bildungsstand in der Region weiter auf Talfahrt. Hier, im pakistanischen Rückzugsgebiet der Taliban seit ihrer Vertreibung aus dem benachbarten Afghanistan 2001, ist Zehntausenden von Mädchen und Jungen der Zugang zu Bildung versperrt.

Aus einem Bericht von 2009/10 geht hervor, dass die Schulabbrecherrate in den FATA aufgrund von Gewalt und Zerstörung bei Jungen 63 Prozent und bei Mädchen 77 Prozent beträgt. Gefährlich ist die Situation nicht nur aufgrund der Übergriffe der militanten Gotteskrieger, sondern auch wegen der Präsenz der pakistanischen Armee, die gegen die Taliban vorgeht. Insgesamt sind in den FATA 322.819 Kinder in an 7.792 Schulen und Colleges angemeldet.

Allein in Süd-Waziristan beschädigten oder zerstörten militante Islamisten 447 der 638 Einrichtungen. In ihren Augen ist der Schulbesuch von Mädchen unislamisch und muss verhindert werden. Generell beträgt die Abbrecherquote im Zuge der Gewalt 69 Prozent.

Die FATA, die von vier Millionen Menschen bewohnt werden, liegt an der porösen Grenze zu Afghanistan und untersteht der pakistanischen Regierung. In Khyber Pakhtunkhwa, Hauptstadt der Khyber Agency in der Nähe der pakistanischen Stadt Peschawar, wurden 282 Schulen von radikalen Gotteskämpfern in die Luft gesprengt. Der Anschlag zwang 13.000 Mädchen und 18.000 Jungen dazu, zu Hause zu bleiben.

In Mohmand Agency haben Milizionäre 89 Schulen zerstört. Das bedeutet, dass inzwischen 16.000 Schüler dem Schulunterricht fernbleiben. "Aus unseren Kindern werden Monster werden, weil sie gezwungen sind, in einer militanten Umgebung groß zu werden", befürchtet Jamal Shah, ein Maurer. Auch seine vier Kinder hocken zu Hause und langweilen sich. In Bajaur Agency an der Grenze zu Afghanistan wurden 46 Schulen in Schutt und Asche gelegt.


Lehrerberuf gefährlich

Mindestens 94 Bildungseinrichtungen wurden geschlossen, nachdem Lehrer von radikalen Islamisten bedroht worden waren. "Die Situation ist wirklich verheerend", meint Rafia Begum, Lehrerin mit Leitungsfunktionen an der High School für Mädchen in Charmang. So wurden im Juni letzten Jahres zwei Mitglieder des Lehrpersonals von Fanatikern getötet, nachdem man sie zuvor aufgefordert hatte, keine Mädchen mehr zu unterrichten.

Die Entwicklung ist für die Menschen der FATA verheerend. Denn in den Stammesgebieten können gerade einmal 17 Prozent lesen und schreiben. Die Mädchen sind nur zu drei Prozent alphabetisiert. Dem FATA-Abgeordneten Hameedullah Khan zufolge würde die Regierung die zerstörten Schulen liebend gern wieder aufbauen. Doch die radikalen Islamisten würden sie daran hindern. (Ende/IPS/kb/2010)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Januar 2011