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STECKBRIEF/021: Mecki - Vom Puppentrick zum Redaktionsmaskottchen (SB)


"Redaktionsigel von Hör Zu"


Was den Amerikanern ihre Mickey Mouse, ist den Deutschen ihr Mecki. Die Figur, die ursprünglich der Puppentrickfilmproduktion der Brüder Diehl entstammt und erstmals 1937 in einer Verfilmung des Grimmschen Märchens vom "Wettlauf des Hasen mit dem Igel" auftrat, erfreute sich binnen kurzem außerordentlicher Beliebtheit, so daß nach Möglichkeiten der weiteren Verwertung gesucht wurde. Vor allem Postkarten mit "Mecki"-Motiven und passenden Sprüchen ("Ohne Wein und Liebe ist das Leben trübe" und ähnliches) konnten erfolgreich abgesetzt werden. Im Laufe der Zeit kamen mehr als 500 Varianten in den Handel.

So kam es, daß der Chefredakteur der Hamburger Programmzeitschrift "Hör Zu", Eduard Rhein, 1949 auf der Suche nach einem geeigneten Redaktionsmaskottchen auf die beliebte Figur stieß. Er erwarb die Presserechte an der Figur und gab ihr den Namen "Mecki". Anfangs noch als Puppenfotografie, später in gezeichneter Form, erschien Mecki fortan häufig auf dem Titelblatt und in Witzzeichnungen im Innenteil. Mit der ersten ganzseitigen Bildgeschichte "Mecki reist astral", die 1951 in Heft 38 der Hör Zu erschien, hielt der gemütliche Igel offiziell Einzug in die Welt der Comics. Alle vierzehn Tage konnten die Leser nun in die heimelige Atmosphäre eintauchen, die der stets freundliche Igel um sich herum verbreitete.

Mit der Lizenz zur Vermarktung von Mecki als Puppe, die die Spielwarenfirma Steiff erwarb, und ihr Objekt mit dem Aufkleber "Redaktionsigel von Hör Zu" absetzte, steigerte sich die Popularität des Stacheltiers weiter. Auch eine insgesamt 13bändige Bilderbuch-Reihe, die Mecki-Zeichner Reinhold Escher 1952 mit dem Titel "Mecki im Schlaraffenland" eröffnete, war mit einer bis 1964 erreichten Gesamtauflage von mehr als 1,5 Millionen Exemplaren ausgesprochen erfolgreich.

Der gutmütige und witzige Igel verkörperte die "heile Welt" der 50er Jahre und war mit seinem biedermännischen Habitus, der stets für eine anheimelnde Atmosphäre sorgte, bei Groß und Klein beliebt. Mecki, der sich bald auch auf Plakaten, Lampions, Waschlappen und Bierdeckeln tummelte - nach einem Hörzu-Frisurwettbewerb kam sogar der Mecki-Kurzhaarschnitt bei Männern in Mode - nahm spätere Merchandising-Phänomene vorweg.

Während die frühen Mecki-Bildfolgen überwiegend locker aneinandergereihte, humoristische und harmlos-heitere Szenen zeigen, veränderte sich die Struktur der Geschichten bis hin zur Fortsetzungsserie, deren einzelne Abenteuer sich teilweise bis zu einem Zeitraum von zwölf Monaten erstreckten. Damit einher ging die Ausgestaltung des Mecki-Kosmos mit weiteren ständigen Figuren: Charly Pinguin, der mit seinen cholerischen Auftritten ein wenig an den frühen Donald Duck erinnerte, dem Schrat, dessen Schlafmützkeit schon beinahe sprichwörtlich wurde, den posierlichen Goldhamsterchen, dem Raben Poppo und einigen mehr.

In den 70er Jahren endete der Mecki-Boom vorerst - für diese "wilde" Zeit war er einfach zu brav. Nach einer längeren Veröffentlichungspause lebte er jedoch Ende der 80er Jahre mit zeitgemäßen Themen und Blasendialogen in zunächst ganzseitigen, zwischenzeitig auf eine halbe Seite geschrumpften, mittlerweile aber wieder eine volle Seite umfassenden Fortsetzungsgeschichten wieder auf, die momentan von Hansi Kiefersauer gezeichnet werden.

2. Juli 2007