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NEUERSCHEINUNG/533: 09/06 · Simpsons Comics (119) Durch den Konsum ...


Chuck Dion, Elma Blackburn, John Costanza


Simpsons Comics (119)

"Wir müssen durch den Konsum"


Mitten in einer Shopping Mall - einem amerikanischen Einkaufszentrum - zu leben, von Läden und Gaststätten aller Art umgeben, das bedeutet für Homer Simpson die Erfüllung seiner Träume. Auch Bart kann der neuen Nachbarschaft einiges abgwinnen, während der Rest der Familie schlicht entsetzt ist. Vor allem Lisa leidet ganz schrecklich daran, plötzlich "im Herzen von schalem Kommerz und nacktem Konsum" zu leben, wie sie sagt.

Doch halt, wie konnte es überhaupt dazu kommen? Schließlich lebten die Simpsons bis dato in einer ruhigen Wohngegend, umgeben von Einfamilienhäusern wie dem ihrigen - bis eines Tages die Heuschreck AG auftauchte, um dort ein Einkaufszentrum zu errichten. Da Homer von dem "sehr guten Angebot", das ihm ein Angestellter der Firma unterbreitete, nichts wissen wollte und sich rundheraus weigerte auszuziehen, kam die Firma, auch wenn die Herren das aus taktischen Gründen vor Homer niemals zugeben würde, in ziemliche Schwierigkeiten, denn um den Bau der Mall vor dem lukrativen Weihnachtsgeschäft abzuwickeln, durfte man keine Verzögerung riskieren. Daher beschloß die Firma, ihren Konsumtempel kurzerhand um das Anwesen der Simpsons herum zu bauen. Als die Familie am nächsten Morgen aus dem Fenster sieht, ist der Traum bzw. Albtraum bereits Wirklichkeit geworden.

Während Homer mit allen Sinnen die Wonnen des uneingeschränkten Konsums genießt, und auch Bart sich voller Tatendrang an die Erkundung des Terrains macht, bleiben Lisa und ihre Mom ratlos zurück. Während Marge schon befürchtet, daß ihre Familie über kurz oder lang auseinanderbricht, schreitet Lisa zur Tat. Irgendetwas muß die Heuschreck AG, die ihren Anspruch auf das Bauland mit den Gerichten, dem Bauamt, der Umweltbehörde und den Gewerkschaften abgestimmt hat, übersehen haben, da ist sich das clevere Mädchen sicher - und tatsächlich treibt sie einen uralten Friedensvertrag auf, der zwischen dem Gründer von Springfield und einem Indianerstamm ausgehandelt wurde. Nicht nur das, sie kann auch einen überlebenden Nachkommen vorweisen, der nun automatisch Besitzer des Geländes wird, auf dem die Shopping Mall errichtet wurde.

Ende gut, alles gut? Nun, in diesem Fall leider nur für Lenny Lennard, den besagten Überlebenden, sowie für Homer und seinen Sohn, die ganz gut damit leben können, ihren Wohnsitz nun in einem indianischen Casino zu haben ...

"Es gibt immer ein paar Indianer zu bestechen ..." - dieser Ausspruch des verärgerten Geschäftsmannes, dem durch Lisas Eingreifen gerade eine lukrative Geldanlage durch die Lappen gegangen ist, bezieht sich auf eine Einnahmequelle, die sich einige in Reservate verdrängte Indianerstämme zunutze gemacht haben: Da in den meisten Bundesstaaten Amerikas das Glücksspiel verboten ist, errichteten sie, die Möglichkeiten ihrer eigenen Gesetzgebung nutzend, große Casinos, in denen spielwütige Amerikaner viel Geld lassen. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema, etwa daß brennende Probleme - ein großer Teil der Reservate ist zum Beispiel uranverseucht - damit kaum oder gar nicht gelöst werden können, würde den Rahmen eines Unterhaltungscomics wie den "Simpsons" sicher sprengen. Hier muß sich der Leser mit gelegentlichen, pointiert gesetzten, kritischen Untertönen begnügen.


Chuck Dion, Elma Blackburn (Story)
John Costanza (Zeichnungen)
Simpsons Comics (119) "Wir müssen durch den Konsum"
Panini, Stuttgart, September 2006
44 Seiten, Heft, Euro 2,50
Mit Extra: 2 Aufklebebögen mit 50 Stickern