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NEUERSCHEINUNG/525: 05/06 · Simpsons Comics (115) "Waisenknabe ..."


Ian Boothby, John Costanza


Simpsons Comics (115)

"Der reinste Waisenknabe"



Eine Geschichte, in deren Mittelpunkt vernachlässigte Waisenkinder stehen, im Springfielder Ambiente unterhaltsam in Szene zu setzen, ist keine leichte Aufgabe, die der versierte Autor Ian Boothby jedoch elegant und überzeugend gelöst hat. Herausgekommen ist dabei die Geschichte "Der reinste Waisenknabe", die in der 115. Ausgabe der "Simpsons Comics" erschien. Bart wird hier im wahrsten Sinne des Wortes zum Waisenknaben und das nur, weil er unbedingt an einer Führung durch eine Spielzeugfabrik teilnehmen möchte, in der sein Lieblingsspielzeug, die "Radioactive Man"-Actionfiguren, hergestellt werden. Da die Besichtigung nur für die Bewohner des örtlichen Waisenhauses gedacht war, unterschreibt er an der Eingangstür zur Spielzeugfabrik kurzerhand eine eidesstattliche Erklärung, welche besagt, daß er, Bart, eine Waise ist.

Eine unbedachte Tat, die, wie sich nach Abschluß der Führung zeigt, fatale Folgen nach sich zieht, denn Bart konnte sich nicht, wie eigentlich geplant, hinterher heimlich verdrücken, sondern wurde vielmehr in das heruntergekommene Springfielder Waisenhaus verbracht. Seine besorgten Eltern erfahren, daß sie ihren Sohn nur zurückbekommen können, wenn sie ihn adoptieren, da er ja erklärt habe, eine Waise zu sein. Homer unterschreibt auch sogleich die entsprechenden Papiere, doch er erwischt unglücklicherweise die falschen Unterlagen, eine Adoptionsurkunde für das Mädchen Violet. Da man, wie der zuständige Angestellte im Waisenhaus den geschockten Eltern mitteilt, nur ein Kind pro Monat adoptieren darf ("Ich konnte keine Ausnahme für Mia Farrow machen und ich kann auch keine für Sie machen."), muß Bart nun einen Monat lang im Waisenhaus bleiben.

In den folgenden Tagen und Wochen muß Bart nun erfahren, wie es den Kindern im Heim ergeht. Auch er selbst muß unsinnigen Befehlen Folge leisten und geht mit knurrendem Magen zu Bett. Kein Wunder, daß er einen Aufstand anzettelt ...

Auch die arme Violet, die von einem hartnäckigen Husten geplagt wird, hat Anpassungsschwierigkeiten. Sie muß immerzu an all die Schlechtigkeiten denken, die ihr bisher widerfahren sind und nervt bald die ganze Familie mit ihren traurigen Geschichten.

Nun, auch für Violet gibt es am Ende eine Art Happy End. Zwar muß sie wieder ins Waisenheim, doch dieses wird, nachdem Bart das alte im Zuge seines Aufstandes gegen die dortigen Verhältnisse abgefackelt hat, neu erbaut. Mr. Burns, der das bisherige Waisenheim aus höchst verwerflichen Gründen unterhielt, weil er hier kostenlose Testpersonen für zum Teil sehr gefährliche Neuentwicklungen fand, sieht sich plötzlich im Mittelpunkt des Medieninteresses und darf sich nun nicht lumpen lassen. Zumindest fürs erste geht es den Waisenkindern nun besser, zumal sie, bis das neue Waisenhaus fertig ist, im Springfielder Altenheim wohnen können, wo sie bei den alten Herrschaften endlich einmal die Aufmerksamkeit und Zuwendung finden, die ihnen so lange versagt geblieben ist.

Eine gelungene Geschichte, die bei allem - im Rahmen eines Funny- Comics angebrachten - Tiefgang auch die humorige Komponente nicht vermissen läßt. Das Comic-Info informiert gewohnt gründlich über Anspielungen und historische Vorbilder.


Ian Boothby (Geschichte), John Costanza (Zeichnungen)
Simpsons Comics (115) "Der reinste Waisenknabe"
Panini, Stuttgart, Mai 2006
44 Seiten, Heft, Euro 2,50
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