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ANTIQUARIAT/115: "Citizen Dog" von Mark O'Hare (SB)


Mark O'Hare


Citizen Dog

Band 1 "Das Geheimnis wahrer Freundschaft"



Bei Carlsen gab es eine Zeit, in der man buchstäblich "auf den Hund gekommen" war. Im Jahr 1999 erschien mit Citizen Dog innerhalb kurzer Zeit die zweite Funny-Strip-Serie, in der sich alles um Hund und Herrchen drehte. Wie Beule kann auch Fergus alias "Citizen Dog" sprechen und sieht es partout nicht ein, sich wie einen Hund behandeln zu lassen. Stöckchen holen und ähnliche Spiele sind unter seiner Würde, Fergus fordert seinen Intellekt lieber beim Schachspiel und begleitet sein Herrchen Mel in teure Restaurants.

Selbstverständlich sitzen die beiden auch gemeinsam vor dem Fernseher und schlafen in einem Bett. Da Mel jedoch auf gewissen Unterschieden besteht, kommt es mitunter zu Problemen, weshalb die beiden zusammen den Psychologen konsultieren. Dieser rät Mel und Fergus, ihre Beziehung neu zu definieren: "Mel, was ist ein 'Haustier'?" - "Äh ... zahm, äh ... treuer Freund?" - "Sehr schön!", lobt der Doktor. "Und was ist ein 'Herrchen'?", fragt er nun Fergus. "Dumm, fett, unzuverlässig!", antwortet der Hund. "Hey!!" empört sich Mel. "Nie nimmst du mich mit!" - "Wir gehen jeden Tag Gassi!" - "Zum Kiosk und zurück! Ganz toll!" - "Du bist egoistisch und frißt wie'n Schwein!" - "Selber, Fettarsch!" - "Fettarsch? Fettarsch?" kreischt Mel. Dem Gezeter der beiden ist der Psychologe nicht gewachsen und begibt sich nun selber auf die Couch. Mel und Fergus müssen weiterhin mit ihren ständigen Konflikten leben.

48 Seiten mit Slapstick-Strips aus ihrem Zusammenleben präsentiert das erste Citizen Dog-Album:

Da erscheint etwa Fergus mit schaumbedecktem Maul am Tisch seines Herrchens. "Ich habe Tollwut! Füttere mich sofort, oder ich zerfleische dein Bein!" deklamiert er. Mel fällt auf solche Tricks schon lange nicht mehr rein. "Riecht nach Zahnpasta", konstatiert er, und wendet sich wieder seiner Zeitung zu. Kleinlaut versucht der Hund es ein weiteres Mal: "Ich hab' minzfrische Tollwut und ..." - "Hau ab!" meint Mel entnervt.

Fergus kann nicht nur sprechen, er ist seinem Herrchen in vielen Dingen sogar weit voraus, wie sich etwa im französischen Restaurant zeigt: "Puis-je prendre votre commande?", näselt der Ober. "Oh ja ... Äh ... Hm ... Äh ...", stammelt Mel. "Bien sur. Je vais essayer le pâte de saumon en croote. Il prendra le magret de canard au poivre, et nous aurons deux verres de Chateau Lafitte, 1989." gibt Fergus ganz lässig die Bestellung auf. "Du hast Ente!", setzt er mit mißbilligendem Gesichtsausdruck hinzu, wofür der eingeschüchterte Mel sich artig bedankt.

Fergus' Manieren bei Tisch lassen allerdings, zumindest nach menschlichen Maßstäben, zu wünschen übrig. Gerade schwärmte der Hund seinem Herrchen noch vor: "Du weißt gar nicht, wie sehr ich das Essen in gepflegten Restaurants schätze! Kerzenlicht, ein wenig Kammermusik und ein zartes Kalbsschnitzel ...", da überkommt es ihn auch schon: Unter geräuschvollem "SCHMATZ, SCHMATZ, SCHLUCK, KAU, SCHLUCK, RÜLPS" leert er seinen Teller und leckt ihn hinterher ebenso geräuschvoll ab. Herrchen ist darüber der Appetit vergangen. "Bedien dich!", meint er und schiebt Fergus auf seine Frage: "Ißt du das noch?" seinen Teller hin.

Nicht nur in seinen Tischmanieren, auch in einigen anderen Bereichen ist Fergus trotz aller von ihm selbst betriebenen Vermenschlichung ganz und gar Hund. Er liebt es, Katzen zu piesacken, verbuddelt leidenschaftlich gerne Knochen und schlägt zusammen mit seinen Hundefreunden über die Stränge. Eine seiner Lieblingsbeschäftigungen ist das Vergraulen von Postboten. Fergus hat sogar ein Fotoalbum der "Verflossenen" angelegt, das er einem seiner Hundefreunde zeigt: "Den hatten wir nur ein paar Monate! Und dann den! Totaler Depp! Dann kam dieser Typ! Der hat sofort gekündigt!" - "Angeber!", meint Mel ärgerlich.


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Schon beim Betrachten dieses ersten Bandes werden schnell die engen Grenzen klar, in denen sich Citizen Dog abspielt - eine weitere Gemeinsamkeit dieser Serie mit Beule. Während eine Hunde-Persönlichkeit mit "Tiefgang", wie etwa Snoopy von den Peanuts, den Leser mit seinen philosophischen Ausführungen über Jahrzehnte hinweg bei der Stange halten kann, bescheiden sich die Autoren von Fergus und Beule mit allzu oberflächlichen Themen (Fressen, Spaß haben etc.). Wahrscheinlich sind deshalb von Citizen Dog zwischen 1999 und 2000 auch nur drei Bände erschienen - Beule erging es nicht viel besser, nach drei Bänden in den Jahren 1999/2000, kamen 2003 noch einmal zwei Bände heraus.

9. März 2009


Citizen Dog (1) "Das Geheimnis wahrer Freundschaft"
von Mark O'Hare
Carlsen Verlag, Hamburg, August 1999
48 S. Softcover, s/w., Querformat, damaliger Preis 14,90 DM
ISBN 3-551-74211-1