Schattenblick →INFOPOOL →BILDUNG UND KULTUR → COMIC

ANTIQUARIAT/065: "Der Fluch der Kiesslings" von Sorel und Gallié (SB)


Mathieu Gallié, Guillaume Sorel


Der Fluch der Kiesslings



Ein Tip für Fans von schwermütigen und düsteren Geschichten

Der letzte Nachkomme einer alten Adelsfamilie versucht verzweifelt, den Fluch zu brechen, der seit Jahrhunderten auf seiner Familie lastet: Seit der Mönch Othon Kiessling von Wurton mit seiner eigenen Schwester Blutschande beging, sind die Frauen aller künftigen Generationen dazu verdammt, Zwillinge auf die Welt zu bringen, deren Geburt sie nicht überleben. Das Schicksal dieser Zwillinge ist es, später als Mann und Frau den inzestuösen Kreislauf immer wieder von neuem in Gang zu setzen.

Othon, der damals seine geliebte Schwester entführt und sich mit ihr in einer alten Kapelle versteckt hatte, fand dort in einer verborgenen Nische das in Stein gehauene Bildnis eines widerwärtig anzusehenden, dämonischen Wesens. Obwohl seine Schwester ihn anflehte, sich der Statue nicht zu nähern, konnte er dem lockenden Zwang, der von dieser Gestalt ausging, nicht wiederstehen und berührte sie. Nur einen Moment später floß Blut aus einer Wunde an Othons Finger - er wußte in diesem Moment noch nicht, daß damit ein unheiliger Pakt besiegelt worden war. Wo eben noch die Statue stand, lag nun, wie zur Bezahlung, ein Haufen Goldmünzen.

Seitdem fühlt jeder männliche Nachkomme der Familie Wurton in seiner Hochzeitsnacht den unwiderstehlichen Zwang, das Grab Othons aufzusuchen. Dort wiederholt sich das Geschehen von damals, bis in die schreckliche Konsequenz, daß der Dämon die Braut schwängert, nachdem er durch die Berührung zum Leben erwacht ist. Sein Blut ist es, das seit unzähligen Generationen durch die Adern der Kiesslings fließt.

Diesen Fluch nun versucht der hochbetagte, körperlich mißgestaltete Joachim Kiessling von Wurton mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, sogar den Preis seines eigenen Lebens, zu unterbrechen. Er glaubt, einen Trumpf in der Hand zu haben, denn er ist der Meinung, daß seine Frau damals nur ein einziges Kind bekam, einen Jungen, noch dazu einen Albino, den er seit seiner Geburt in einem geheimen Verließ gefangen hält ...


*


Auch wenn sie nicht unbedingt jedermanns Sache sind, ist es trotzdem schade, daß zunehmend weniger ambitionierte Projekte wie etwa die Reihe "FEEST FOCUS" auf dem Markt zu finden sind. Daher, leider "in memoriam", ein Lob für diese Reihe.

Wer an dem Album "Der Fluch der Kiesslings" Gefallen finden will, muß schon ein gewisses Faible für das Schwermütige und Morbide mitbringen. Dann allerdings wird es nicht schwerfallen, in die ansonsten recht verstiegene, nicht beim ersten Anlauf zu verstehende Story einzusteigen und sich von ihrer düsteren Faszination und den malerischen, der Stimmung angemessenen und ebenfalls sehr düsteren Bildern gefangennehmen lassen.


*


GUILLAUME SOREL, geboren 1966 in Cherbourg, fing nach einem Studium an der Kunsthochschule schon bald an, als Illustrator zu arbeiten. Fantasy und historisch dokumentierte Schauergeschichten sind sein Metier. 1990 machte er mit seiner ersten Albenreihe "L'Ile des Morts" auf sich aufmerksam (in deutscher Sprache unter dem Titel "Die Toteninsel" im Comicplus Verlag erschienen).

MATHIEU GALLIÉ, Jahrgang 1961, Szenarist, hat sich auf ebenfalls auf das phantastische Genre mit mittelalterlichem Hintergrund spezialisiert. Als Autor des mehrfach ausgezeichneten Albums "Mangecoeur" (auf deutsch unter dem Titel "Herzfresser" im Splitter Verlag erschienen), machte er sich einen Namen.

3. Januar 2008


Der Fluch der Kiesslings
von Mathieu Gallié und Guillaume Sorel
Erschienen in der Reihe FEEST FOCUS des Ehapa Verlages, Mai 1996
48 S., Hardcover, farbig
ISBN 3-89343-134-9