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ANTIQUARIAT/031: "Yakari" von André Jobin und Claude Ribeaupierre


André Jobin, Claude Ribeaupierre


Yakari

Band 1 - Yakari spricht mit den Tieren


Zur Abwechslung wollen wir heute einmal eine Antiquariats- Empfehlung für einen Kinder-Comic abgeben: Die ausdrücklich an die jüngsten Leser gerichtete Serie "Yakari".


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Die Nacht sinkt über die Prärie. Im Dorf der Sioux ist alles ruhig. Yakari träumt, er sei auf dem Weg zu seinem Freund ...

Du bist pünktlich, Yakari.

Das letzte Mal hast du mir eine Überraschung versprochen, Großer Adler.


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Yakari ist ein kleiner Indianerjunge. Er kann, wie er im Verlauf seines ersten Abenteuers feststellt, mit den Tieren sprechen. Sein Freund, der Große Adler, der ihm zunächst im Traum begegnet, ist sein Totem und Beschützer. Er wacht über Yakaris Lebensweg und steht ihm in schweren Zeiten bei. Gleichzeitig unterzieht er seinen kleinen Freund auch verschiedenen Prüfungen, in denen sich zeigen soll, wie ernsthaft Yakari versucht, dem Großen Adler ähnlich zu sein.

In der ersten Geschichte macht Yakari sich eines Tages, als sein Stamm auf der Jagd nach Mustangs in die Berge gezogen ist, auf die Suche nach dem Großen Adler, den er, wie dieser ihm gesagt hat, nun nicht mehr in seinen Träumen, sondern in der Wirklichkeit wiedertreffen wird. Das geschieht auch, denn Yakari hat sich der Begegnung würdig erwiesen, da er sich in einigen gefährlichen Situationen bewährte. Mutig wehrte er den Angriff eines Pumas ab und befreite einen wilden Mustang aus einer Felsspalte, den er anschließend großmütig laufen ließ. Dafür schenkt ihm der Adler seine schönste Feder.

Wieder bei seinem Stamm angekommen, ist Yakaris Vater sehr zornig, weil sein Sohn sich mit einer Adlerfeder schmückt, ohne sie in seinen Augen verdient zu haben. Keiner glaubt Yakaris Beteuerungen, daß der Adler sie ihm geschenkt habe, weil er ihm ähnlich gewesen sei. Und da bei den Sioux nur derjenige eine Adlerfeder tragen darf, der eine Tat vollbracht hat, die vom ganzen Stamm anerkannt wird, muß Yakari seine Feder hergeben.

Niedergeschlagen streift der Junge anderntags in der Prärie umher und grübelt darüber nach, warum ihm niemand glaubt. Da bemerkt er ein Feuer, doch es ist zu spät, er gerät mitten in den Brand hinein. Sein Freund Großer Adler weist ihm den Weg aus dem Inferno hinaus. Yakari ist gerettet, doch er befindet sich nun in einer gänzlich unbekannten Gegend. Auf der Suche nach seinem Stamm trifft er auf eine Herde Mustangs, zu der auch jenes Pferd gehört, das er aus der Felsspalte befreite. Die Menschen nennen den Mustang, der ihnen schon oft entkommen ist, Kleiner Donner. Auch das Tier scheint den Jungen wiederzuerkennen. Nachdem Yakari mehrmals vergeblich versucht hat, Kleiner Donner zu überlisten, fragt er traurig: "Warum willst du nicht mein Freund sein?" - und ist baß erstaunt, als dieser antwortet: "Dein Freund? Das hättest du mir gleich sagen sollen..."

Yakari kann, wie er nun weiß, mit den Tieren sprechen. Und als er auf dem Rücken von Kleiner Donner sitzend, zu seinem Stamm zurückkehrt, bekommt er von seinem Vater die Adlerfeder zurück, denn er hat nun eine große Tat vollbracht.


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Von Kleiner Donner, seinem treuen Pferd, über Bisons, Biber und Eichhörnchen zählt Yakari zahlreiche Tiere zu seinen Freunden, die sich gegenseitig auch in Zeiten der Not beistehen. So lernt Yakari beispielsweise in seinem zweiten Abenteuer den mächtigen weißen Bison kennen, der am Ende sogar bereit ist, einige seiner Gefährten zu opfern, damit der Indianerstamm Nahrung bekommt. Im dritten Band werden die fleißigen Biber zu seinen Freunden, und in der vierten Geschichte trifft Yakari das Kaninchen Nanaboso, mit dem es eine besondere Bewandtnis hat. Nanaboso ist das Totemtier von Yakaris Freundin Regenbogen und verfügt als solches über wundersame Zauberkräfte ...

So wie Traum und Wirklichkeit in den Geschichten zu einer Einheit verschmelzen, verbinden sich auch die humorvoll geschilderten Abenteuer des kleinen Indianerjungen mit einer Portion lehrreicher, aber dennoch leicht verdaulicher Satire, die sich daraus ergibt, daß alle Tierarten, denen Yakari begegnet, mit einer typisch menschlichen Schwäche versehen sind.

"Yakari" wurde 1970 von den Schweizern André Jobin (Job) und Claude Ribeaupierre (Derib) erfunden und zunächst in dem Wochenmagazin "Le Crapaud à Lunette" veröffentlicht. Über "Tintin" fanden die Geschichten später internationale Verbreitung. 1984 wurde Yakari auch zum Helden einer langen Zeichentrickserie für das Fernsehen. Der Carlsen Verlag brachte die sehr empfehlenswerte Serie ab Oktober 1998 in der seinerzeit neugeschaffenen Reihe "Comics für Kids" als Neuausgabe zum "taschengeldfreundlichen" Preis von DM 7,90 und im handlichen Format (17 x 23 cm) zum "Überall-mit-Hinnehmen" heraus.

DERIB, der schon als Kind davon träumte, Comiczeichner zu werden, wurde 1944 als Claude de Ribeaupierre in Vervey in der Schweiz geboren. Nachdem er zunächst in der Werbung tätig war, trat er 1965 in das Studio von Peyo, dem Schöpfer der weltberühmten Schlümpfe, ein. Gleichzeitig gestaltete er für das Wochenmagazin "Spirou" einige Folgen der erfolgreichen Serie "Oncle Paul" und schuf 1966 "Arnaud de Casteloup" nach Texten von Jadoul. Ende der 60er Jahre kehrte Derib in die Schweiz zurück, wo er 1970 nach Texten Jobs den Indianer Yakari kreierte. Seine berühmteste Figur "Buddy Longway" feierte 1972 in "Tintin" ihr Debüt. Diese poetische Western-Serie, die sich von anderen Vertretern ihres Genres abhebt, gab er 1988 auf, um sich ganz seiner neuen Serie "American Buffalo" widmen zu können.


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Yakari (1)
Yakari spricht mit den Tieren
André Jobin (Job) und Claude Ribeaupierre (Derib)
Carlsen Verlag, Hamburg, Oktober 1998
48 S., vierfarbig, Softcover, Kleinformat
ISBN 3-551-73761-4

In gleicher Ausstattung sind außerdem erschienen:


Band 2 "Yakari und der weiße Bison" ISBN 3-551-73762-2
Band 3 "Yakari bei den Bibern" ISBN 3-551-73763-0
Band 4 "Yakari und Nanaboso" ISBN 3-551-73764-9