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ANTIQUARIAT/026: "Die Techno-Väter" von A. Jodorowsky und Z. Janjetov


Alexandro Jodorowsky, Zoran Janjetov


Die Techno-Väter

Band 1 "Albino, Meister der Spiele"



Auf dem heiligen Asteroiden gebar meine Priesterin- Mutter zunächst meinen Bruder Almagro, ein hübsches, dunkelhäutiges Kind, das sofort ihre Brüste mit Beschlag belegte. Ich kam später. Meine Haut war weißer als Marmor, und ich war schwächlich, weil mein Bruder mir bereits im Mutterbauch den Platz streitig gemacht hatte. Doch noch monströser war meine nachgeborene Schwester Onyx - puterrot und mit vier Armen.

Ich, Albino, bin inzwischen oberster Techno-Vater.
Und ich erzähle meine Geschichte ...

... und so erfährt der Leser von den schauerlichen Umständen, unter denen Albinos Mutter, die Priesterin Panépha, zu ihren Drillingen kam. Nachdem sie, von sechzig Piraten vergewaltigt, auf dem Heiligen Asteroiden zurückgelassen wurde, wo sie einst ihrer künftigen Bestimmung als Orakel der imperialen Familie harrte, schwor sie ihren Peinigern Rache. Ihrer Jungfräulichkeit beraubt und somit für das Imperium nicht mehr von Wert, war sie nun ganz auf sich allein gestellt. Doch um Rache nehmen zu können, mußte Panépha nicht nur überleben, sie brauchte auch viel Geld, um ein Söldnerheer anwerben zu können, das den Piraten den Garaus machen würde.

So sorgte sie dafür, daß die zwei halbtoten Guanodonten, große, schwere Tiere, die die Piraten als Schlachtrösser verwendeten, überlebten und sich vermehrten. Dann begann sie, die Guanodontenmilch zu vermarkten. Auf diese Weise entstand eine einzigartige gewaltige Käserei für Paläo-Kamemvert, der aus der grünen Milch dieser Tiere extrahiert wurde.

Zu ihren Kindern war Panépha ungerecht. Als einziger von der Mutter geliebt und akzeptiert, wuchs der dunkelhäutige Almagro an ihrer Seite heran und wurde schon bald zu ihrem Vertrauten, während sie die rothäutige Onyx zwang, bei den Mutantensklaven zu wohnen und Albino nur zur Arbeit in den stinkenden Guanodonten- Ställen heranholte. Kein Wunder, daß Albino möglichst viel Zeit auf einem abgelegenen Dachboden verbrachte, wo alte Computer vor sich hinrosteten. Wenn er in den virtuellen Welten der Computerspiele phantastische Schlachten schlug, konnte er die Realität vergessen - bis ihn die Stimme der Mutter zurückrief. Der Wunsch, diesen freudlosen Ort zu verlassen, wurde in ihm immer mächtiger.

Wie Albino schließlich in der Pan-Techno-Vorschule von Don Mossimo landet und dort seinen Weg macht, erzählt der erste, Anfang 1999 erschienene Band des SF-Epos. Es stellt sich bald heraus, daß der Junge hochbegabt ist, denn es gelingt ihm, im Zuge eines Spieles in verbotene Zonen vorzudringen, zu Sankt Severo von Lovoza, der in einem digitalen Sarg in der Techno- Krypta begraben liegt. Er ist der allerhöchste Techno-Vater und wartet seit 500 Jahren auf den prophezeiten kindlichen Retter. Mit seiner Tat hat Albino die Mutter der Geheimnisse geknackt. Er gehört nun zum Pan-Techno-Orden, den er nie wieder verlassen kann.

Während seine Familie fern von ihm Intrigen und Konflikte austrägt, tritt Albino in der feindseligen Atmosphäre der Schule gegen Cyborgs, namenlose virtuelle Bedrohungen und einen Teil seines Ichs an, den er seit jeher verdrängt hatte, ein primitives, grausames und egoistisches Ego ...

Wie man an dieser kurzen Einführung erkennen kann, geht dieser Techno-Science-Fantasy-Comic in die Vollen. Wer Spaß an abgedrehten Geschichten hat, für den sind die phantastischen Memoiren des Techno-Vaters Albino genau das Richtige. Zeichner Zoran Beltran präsentiert die Geschichte in präzise gezeichneten, technisch perfekten Bildern.


Die Techno-Väter (1)
"Albino, der Meister der Spiele"
Jodorowsky / Janjetov
Feest Verlag, Februar 1999
48 S., Hardcover im Überformat, farbig
ISBN 3-89343-461-5