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ALBEN/121: "Perlen vor die Säue - Schwein gehabt!" (SB)


Stephen Pastis


Perlen vor die Säue: Schwein gehabt!



"Denk mal an die guten Menschen in der Welt, die anderen Menschen helfen. Und wir beide ... wir sitzen hier einfach rum." - "Mach dir keine Sorgen! Zu uns kommen sie bestimmt auch noch eines Tages."

Im Sommer 1999 sandte ich einen Strip an Agenturen, in dem es um eine Ratte ohne Namen und um ein Schwein ging, das sich nicht bewegt: In der Mehrheit des Strips diskutieren die beiden über den Tod ... Finden Sie DIE Zielgruppe!


... schreibt Stephen Pastis in seinem Vorwort zu "Perlen vor die Säue". Daß der Strip dennoch zu einem Erfolg wurde, verdankt er unter anderem der Redakteurin einer dieser Agenturen, die die Serie auf einer Webseite startete, und dem "Dilbert"-Zeichner Scott Adams, der auf diesem Wege zu einem Fan des Strips wurde und ihn wiederum seinen Fans empfahl. Später erhielt Pastis, der damals noch Hobbyzeichner und von Beruf Rechtsanwalt war, Hilfe von dem Comiczeichner Darby Conley ("Katzenleben"), der ihm bei der praktischen Umsetzung mit wertvollen Tips unter die Arme griff.

Soviel Engagement kam aber sicher nur zustande, weil diese Leute, allesamt Experten auf ihrem Gebiet, das Potential des Strips erkannten, auch wenn er vielleicht zu jenem Zeitpunkt noch nicht die große Masse erreicht hätte. So konnte Stephen Pastis die Geschichten um Schwein und Ratte zu dem entwickeln, als das sie sich heute einer breiten Leserschaft präsentieren: Prägnant gezeichnete, witzige und ausgesprochen "menschliche" Dialoge zwischen zwei völlig konträren Hauptakteuren, die einem in all ihrer Verstiegenheit bald ans Herz wachsen.

Auch wenn dieser Strip von den Dialogen lebt, sind die Zeichnungen mehr als bloße Dekoration. Sie definieren die Figuren als solche und durch den "Blickkontakt" des Lesers mit ihnen entsteht die jeweilige Situation. Ein reiner Wortwitz könnte das nicht leisten, ebensowenig aber würden eine schlechte Zeichnung oder ein langweiliger Dialog den Leser zum Hingucken reizen. Alles muß zusammenpassen - und das tut es bei "Perlen vor die Säue", einem Strip, der beispielhaft die Stärke eines guten Vertreters seines Genres demonstriert: Eine gelungene, stimmige Verbindung von Text und Bild, wobei am Ende beides zusammen mehr ist als nur die Summe dieser beiden Komponenten.

Die Charaktere sind beinahe klassisch und verblüffen dennoch durch unerwartete Wendungen - wie in dem Beispiel oben. Während die Ratte sich für unheimlich schlau hält und meint, dies ununterbrochen kundtun zu müssen, ist das Schwein nicht gerade mit hohen Geistesgaben gesegnet. Dafür ist es mit seinem Leben zufrieden und plagt sich nicht wie die Ratte, die rastlos und immer auf der Suche nach Ruhm, Reichtum, ja sogar Unsterblichkeit ist. So kommen Gespräche zustande wie: "Wenn du dich mit einer Person unterhalten könntest, egal ob tot oder lebendig, wer würde das sein?" - "Die lebendige Person. Du muß mich wirklich für sehr blöd halten." Am Ende behält das naive, liebenswürdige Schwein, das mit Käfern und Früchten per du ist, zwar nicht unbedingt das letzte Wort, hat aber alle Sympathien auf seiner Seite.

Für eingeschworene Fans und solche, die "Perlen vor die Säue" erst noch kennenlernen wollen, erschien im Achterbahn Verlag eine 96seitige Geschenkbandausgabe mit den schönsten Strips.


Erstveröffentlichung am 12. April 2005

12. Dezember 2006


Perlen vor die Säue: Schwein gehabt!
Stephen Pastis
Achterbahn, Kiel 2004
96 Seiten, sw., 19 x 19 cm, Hardcover
ISBN 3-89982-244-7