Schattenblick →INFOPOOL →BILDUNG UND KULTUR → COMIC

FUNDGRUBE/096: Tombstone und O.K. Corral - Ein Showdown mit Folgen ...


Vermischtes aus der Welt der Comics, August 2005


Showdown mit Folgen

Am 26. Oktober 1881 hielten die Bürger des Städtchens Tombstone (engl.: Grabstein) im Süden des Staates Arizona, ungefähr 70 Meilen südöstlich von Tucson, den Atem an. Für ganze 30 Sekunden lieferten sich hier an diesem Tag, der Legende nach, im O.K. Corral die Brüder Wyatt, Virgil und Morgan Earp mit der handfesten Unterstützung von Doc Holliday, ein Feuergefecht mit Billy Clanton und den Brüdern Tom und Frank McLaury. "Die Schiesserei fand ja hinter dem Corral auf einem freien Gelände auf der Fremont Street statt", sagt Hollis Cook, der 20 Jahre lang das Geschichtsmuseum der Stadt leitete, "aber Hollywood fand O.K. Corral sexier. Es verkaufte sich tausendfach besser als Gunfight on Fremont Street. Die historische Bedeutung des Showdowns für die amerikanische Geschichte ist verschwindend gering und wäre ohne TV und Film noch geringer."

Trotzdem wurde das Westernstädtchen Tombstone als nationales Kulturerbe deklariert und lebt inzwischen ausschliesslich vom Tourismus und den rund 500.000 Besuchern, die sich jährlich auf das ehemalige Apachen-Territorium verirren. Allerdings haben Kitsch und Profitsucht dazu geführt, dass die historische Idylle Schaden genommen hat und die Verantwortlichen der Denkmalpflege sehen sich zu der Drohung veranlasst, der 1.700-Seelen-Gemeinde den Status des Wahrzeichens abzuerkennen.

Tombstone liefe dann Gefahr, zu einem Jahrmarkt mit Büchsenschiessen im O.K. Corral zu verkommen. Ein Teil der Bürger meint, dass ohne historische Authenzität die Besucher ausbleiben, andere sagen, zu viel Geschichtstreue langweilt die Gäste. Der Stadtrat von Tombstone will nun über eine neue Gangart entscheiden - was würde wohl Ed Schieffelin, der Gründer der Gemeinde sagen, dem einst prophezeit wurde, er könne nur seinen eigenen Grabstein finden, sollte er auf Apachengebiet siedeln?


Quelle: New York Times