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MARVEL-BROKER/019: Fantastic Four - Die Film-Adaption


Mike Carey, Dan Jurgens


Fantastic Four: Die Film-Adaption



"Flamme an" - der Comic zum Film heizt ein

Auch wenn die Presse in den USA kein gutes Haar an ihnen ließ, stürmte die neuste Verfilmung aus dem Hause Marvel, die "Fantastic Four", mit einem Einspielergebnis von 56 Millionen Dollar am Startwochenende an die Spitze der Kinocharts. Damit überholten die vier Superhelden nicht nur "Krieg der Welten" mit Tom Cruise, der bei seinem Start "nur" 31,3 Millionen einspielte - na ja, kein schlechtes Ergebnis, da er mit diesem Streifen mittlerweile schon auf eine Börse von 165,8 Millionen Dollar kommt -, sondern sie könnten damit zum erfolgreichsten Streifen bei Constantin Film in den USA werden.

Der deutsche Filmproduzent Bernd Eichinger konnte erst jetzt dank neuster Tricktechnik - die Crew der Special-Effekts zeigte ihr Können bereits bei Filmen wie "X-Men 2", "Men in Black" und "I, Robot" - die Abenteuer der "Fantastic Four" eindrucksvoll auf die Leinwand bringen, nachdem er sich bereits im Jahre 1986 die Filmrechte an den "Fantastischen Vier" (FV) gesichert hatte. Nach einem B-Movie, den Eichinger im Jahre 1994 aus Gründen der Rechtesicherung drehte (Siehe MARVEL-BROKER/018), und diversen Zeichentrickserien Mitte der sechziger Jahre kam es am nun im Sommer dieses Jahres zu Eichingers ersten ernstzunehmenden Kinoeinsatz der FV, dessen Drehbuch der bekannte Schriftsteller von Fantasie-Romanen Mark Frost, Miterfinder der TV-Serie "Twin Peaks", schrieb. Für den Kinoerfolg sorgte auch zum einen die Casting-Crew mit einer sorgsam ausgewählten Besetzung und die sympathischen Schauspieler, die bei dem blockbustermäßigen Filmauftritt der FV überzeugten, und zum anderen die gute filmische Umsetzung durch den Regisseur Tim Story, der eine weitere Variante der vielen im Laufe der Jahre ins Leben gerufenen Entstehungsgeschichten schildert.

Bei einer Forschungsarbeit in einer Weltraumstation im Erdorbit werden fünf Astronauten der unbekannten Strahlung eines kosmischen Sturms von Sonnenwinden ausgesetzt und mutieren zu den vier bekannten Superhelden sowie ihrem erbittertsten Gegner: Dr. Doom. Die Fantastic Four, aber auch Dr. Doom entwickeln fantastische Kräfte, die sie jedoch aus unterschiedlichem Motiven einsetzen. Das Superheldenquartett mit Dr. Reed Richards (Mr. Fantastic, gespielt von Ioan Gruffud), erhält die Fähigkeit, sich extrem zu dehnen und zu verformen. Seine ehemalige Freundin, die Genforscherin Susan Storm (Jessica Alba) wird zur "Unsichtbaren" (Invisible Girl). Ihr Bruder Johnny (Chris Evans) verwandelt sich in die "Menschliche Fackel" (Human Torch), und Ben Grimm (Michael Chiklis) mutiert zu einer tragischen Figur, zwar ungaublich stark, aber furchtbar entstellt, genannt "Das Ding" (The Thing). Gemeinsam ziehen sie in den Kampf gegen den finsteren Victor von Doom (Julian McMahon), der sich als Dr. Doom zu einem Menschen aus einer metall-organischen Legierung mit der Fähigkeit, Energie zu absorbieren und sie wieder abzugeben, verwandelt.

Pünktlich zum Start des Blockbusters "Fantastic Four" am 14. Juli in den deutschen Kinos bringt der Panini Verlag den Comic zum Film heraus, um den Kinobesuchern auch nach dem Filmerlebnis den Weg ins Marvel Universum zu ebnen und sie gebührend in die aktuelle Handlung einzuführen. Und es gibt in jedem Fall jede Menge Lesestoff für die neuen, alten und auch wiederkehrenden FV- Fans. Als sanfter Übergang vom Film zum Comic dient die Comic- Adaption des Movies, dessen Umsetzung sich wie üblich nicht nur am selben Drehbuch wie der Film orientiert, sondern deren Figuren auch die Gesichtszüge der Filmschauspieler verliehen bekamen.

Neben mehreren periodisch erscheinenden Publikationen mit den Fantastischen Vier wie die ULTIMATIVEN FV, die ihre eigene zweimonatliche Heftserie haben - ansonsten erscheinen die Abenteuer der FV in Deutschland zur Zeit in den Heften "HELDENFALL" -, ist die "Fantastische Vier Enzyklopädie" im hochwertigen Hardcover-Format bereits seit dem 30. Juni auf dem Markt. In diesem laut Einband "unglaublichen" Nachschlagewerk findet sich für den Preis von 29,95 Euro auf 244 Seiten die gesamte, 44 Jahre währende Geschichte des Heldenquartetts - mit all den Irrungen, Wirrungen und Wandlungen, die die FV durchstritten haben - und die Vorstellung ihrer Feinde.

Ebenso finden sich dort auch die verschiedensten, immer wieder modifizierten Entstehungsgeschichten der FV. Der Film fügt nur eine weitere Variante hinzu, doch die Grundidee bleibt stets dieselbe: Ein befreundetes (und teilweise verwandtes) Team von Wissenschaftlern wird auf einem Weltraumflug durch kosmische Strahlung in Superhelden mit ungeahnten Kräften verwandelt ...

Die Altleser unter den Fans erinnern sich vielleicht noch. Die "Fantastic Four" erblickten im November 1961 das Licht der Comic- Welt, kreiert von dem heute 82-jährigen Comic-Autor Stan Lee mit dem Zeichner Jack Kirby für den New Yorker Marvel-Verlag. Damit wurde der Grundstein für den Ruhm des modernen Marvel-Universums gelegt, denn die Serie mit dem fantastischen Gespann, das in all den Jahren Hunderte von Abenteuern durchgestanden hat, erzielte einen Gesamtumsatz von mehr als 60 Millionen Heften. Sie revolutioniert das bisher von klinisch sauberen Idolen wie Superman oder Captain America geprägte Genre. Lee, der später auch Spider-Man, Hulk und die X-Men erschuf, entwickelte Charaktere mit allzu menschlichen Schwächen und ganz normalen Alltagsproblemen. "Die Fantastischen Vier" besitzen keine geheime Identität wie andere Superhelden und leben so ihre Gefühle unter- und gegeneinander aus. Sie zeigen ihre Ängste, Sorgen und Hoffnungen, aber auch Freude, Melancholie, Lebenslust und Wut, die sogar dazu führen kann, daß sie sich untereinander bekämpfen, was irgendwann wieder zur Versöhnung führt. Und immer wieder bricht bei ihnen der Frust des Alltags durch. Da ist es doch eine erfreuliche Abwechslung, ab und zu eine Heldentat zu vollbringen, ganz im Sinne: Die Welt retten? Für Superhelden doch eine der leichtesten Übungen.

Die unterschiedlichen Superkräfte des blau gewandeten Superheldenquartett sind in Anlehnung an die vier Elemente gewählt worden und entsprechen Erde, Feuer, Luft und Wasser. "Das Ding" Ben Grimm, der steinernde Muskelberg mit einer orangenen Haut in Ziegelsteinoptik, wird der Erde genauso eindeutig zugeordnet wie "die menschliche Fackel" Johnny Storm dem Element Feuer. Susan Storms Fähigkeit gehört zum Element Luft, da ein Kraftfeld um "die Unsichtbare" das Licht bricht. Bei besserer Kontrolle dieses Kraftfeldes, kann sie Dinge aus der Ferne bewegen und ihr unsichtbar machendes Feld auf Objekte oder andere Personen ausdehnen. Bleibt für das Element Wasser nur "Mr. Fantastic" Reed Richards übrig, der seinen Körper so fließend wie Wasser dehnen kann und wie das Wasser mal weich und nachgebend, mal hart und fest ist.

Übrigens ist Stan Lee auch in der "Fantastic Four"-Verfilmung als Postbote Willy Lumpkin zu sehen, was keineswegs sein erster Filmauftritt war. Zuvor spielte er in "X-Men" einen Hot-Dog- Verkäufer, in "Spider-Man" einen Festivalbesucher, in "Hulk" verläßt er ein Haus und in "Spider-Man 2" spazierte er auf der Straße, als habe er mit alldem überhaupt nichts zu tun. In "Daredevil" hatte der Kultautor seinen größten Auftritt, rettet ihn doch der Held vor einem heranrasenden Auto. So hat er, ähnlich wie einst Alfred Hitchcock in seinen Filmen als Statist auftrat, in vielen Filmen, dessen Helden er erschaffen hat, einen kurzen Ehrengastauftritt und bleibt somit den Fans auch auf dem Zelluloid in bester Erinnerung erhalten.

Unscheinbar, wie die vier Helden am liebsten wieder durchs Leben gehen würden, tritt auch der Altmeister des Marvel-Comics in den Filmen auf, und zeigt damit, daß der einfache Mensch, der sein normales Überleben bewältigt, im Grunde genommen schon ein Held ist.

Deshalb bleiben auch die menschlichen Schwächen die stärksten und wichtigsten Charaktereigenschaften seiner Helden und machen sie dadurch so liebenswert.

Euer Marvel-Broker


Fantastic Four: Die Film-Adaption
Autor: Mike Carey, Bilder: Dan Jurgens
Panini, Stuttgart, Juli 2005
53 Seiten, farbig, Heftformat, 4,50 Euro